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Mikrobielle und chemische Beschaffenheit von Miesmuscheln im niedersächsischen Wattenmeer

Angesichts der seit Jahrzehnten etablierten und immer den aktuellen Erfordernissen angepassten intensiven Überwachung der Miesmuscheln aus den niedersächsischen Erzeugungsgebieten wird die gute Qualität und Sicherheit dieser hochwertigen Lebensmittel bestätigt. Die Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungsgebieten waren im Jahr 2021 mit wenigen Ausnahmen mikrobiologisch unauffällig und sehr gering mit Kontaminanten belastet. Es gingen nur in wenigen Fällen gesundheitliche Gefahren durch pathogene Erreger von ihnen aus. Zur Vermeidung einer Lebensmittelinfektion durch Noroviren sind die Zubereitungshinweise zu beachten und Miesmuscheln nicht roh, sondern nur gut durchgegart zu verzehren.

Im Jahr 2021 umfassten die mikrobiologischen Untersuchungen im Institut für Fische und Fischereierzeugnisse Cuxhaven des LAVES der niedersächsischen Erzeugungsgebiete gemäß Erlass zur Muschelhygieneüberwachung 108 Proben Miesmuscheln.

Die Mittelwerte der mikrobiellen Kontami nation mit E. coli (160 MPN/100g) belegen deren sehr gute Beschaffenheit. Über dem Grenzwert der A-Klassifizierung liegende Werte für E. coli wurden in einer Probe nachgewiesen. Entgegen der für Win termonate beschriebenen Häufung höherer E.-coli Werte wurde diese auch im Sommer beobachtet. Salmonellen wurden nicht nachgewiesen.

In Ergänzung zum Monitoring wurden 49 Proben auf Viren und Vibrionen untersucht. Bei 49 der 49 Proben wurden Vibrionen nachgewiesen (das heißt zu 100 Prozent), wobei in 30 Proben zwei oder mehrere Vibrionenspezies ermittelt wur den. Bezüglich pathogener Spezies wurde in 47 Pro ben V. parahaemolyticus, allerdings ohne Toxingene, und in 3 Proben zudem die bislang seltene Spezies V. metschnikovii nachgewiesen. Aus vier Proben wurde V. cholerae non-01/non-0139 und aus einer Probe V. vulnificus isoliert.

Insgesamt 43 Proben Miesmuscheln wurden auf marine Biotoxine (DSP, PSP, ASP) untersucht. In kei ner der Proben gab es Grenzwertüberschreitungen. Es wurden keine toxinproduzierenden Algen in den untersuchten 28 Meerwasser-Proben nachgewiesen.

Je Erzeugungsgebiet werden einmal jährlich Un tersuchungen auf Quecksilber (Hg), Cadmium (Cd) und Blei (Pb) durchgeführt. Im Mittel wurden 0,033 mg/kg Hg, 0,13 mg/kg Cd und 0,24 mg/kg Pb ge messen. Die Belastung von Miesmuscheln mit Pb und Cd ist zwar höher als die von Seefischen, die Höchstwerte wurden jedoch nicht überschritten. Die ermittelten Quecksilbergehalte sind vergleichbar mit denen von Seefischen wie Seelachs oder Hering und liegen weit unter dem zulässigen Höchstwert.

Als organische Kontaminanten wurden DDT und sei ne Metaboliten sowie nicht-dioxinähnliche PCB 101, PCB 138 und PCB 153 nachgewiesen. Die Konzent rationen dieser Verbindungen lagen deutlich unter halb der Höchstmengen.

Die Gehalte der Radionuklide Cäsium-137, Cäsi um-134, Jod-131 sowie Strontium-90 lagen unter halb der jeweiligen Bestimmungsgrenze und damit weit unterhalb der Höchstwerte.


Fazit:

Die Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungs gebieten waren mit wenigen Ausnahmen mikrobiologisch unauffällig und sehr gering mit Konta minanten belastet. Es gingen nur in wenigen Fällen gesundheitliche Gefahren durch pathogene Erreger von ihnen aus.

Miesmuschelernte Bildrechte: © LAVES, U. Ballin
Miesmuschelernte

Viren in Miesmuscheln aus den niedersächsischen Erzeugungsgebieten

2021 umfassten die molekularbiologischen Untersu chungen der Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungsgebieten 49 Proben. Diese wurden ge mäß Erlass zur Muschelhygieneüberwachung auf das Vorkommen von Viren untersucht.

Miesmuscheln ernähren sich durch die Filtration von Meerwasser. Kommen in der direkten Umge bung der Tiere Viren vor, können diese in der Mu schel akkumulieren. Die Muscheln können daher – im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln – be reits vor der Ernte ohne eine direkte Übertragung durch den Menschen mit Viren kontaminiert sein. Bei unzureichender Erhitzung von Miesmuscheln, welche mit Noro- und/oder Hepatitis-A-Viren be haftet sind, kann bei Verzehr eine Gesundheitsge fahr für Verbraucher/-innen nicht ausgeschlossen werden.

Wie in den letzten Jahren wurde in keiner Probe Hepatitis-A-Virus nachgewiesen. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor konnte im Jahr 2021 in keiner Pro be Norovirus der Genogruppe I und II nachgewiesen werden. Grund hierfür könnte die Corona-Pande mie mit den damit einhergehenden Kontakt- und Reisebeschränkungen sein. Das Abstandhalten, das Tragen der Mund- und Nasenbedeckung und die Einhaltung von Hygienemaßnahmen (AHA-Formel) vermindert auch die Ausbreitung anderer Infektionskrankheiten, wie in diesem Fall die Norovirus Infektion. Treten weniger Norovirus-Infektionen auf, befinden sich weniger Noroviren in Abwässern und damit schlussendlich im Meer.

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