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Mikrobielle und chemische Beschaffenheit von Miesmuscheln im niedersächsischen Wattenmeer

Angesichts der seit Jahrzehnten etablierten und immer den aktuellen Erfordernissen angepassten intensiven Überwachung der Miesmuscheln aus den niedersächsischen Erzeugungsgebieten wird die gute Qualität und Sicherheit dieser hochwertigen Lebensmittel bestätigt. Die Miesmuscheln waren in 2016 mit wenigen Ausnahmen mikrobiologisch unauffällig und darüber hinaus sehr gering mit anorganischen und organischen Kontaminanten belastet. Gleichwohl bestätigen die Ergebnisse, dass in zweischaligen Weichtieren dennoch Noroviren vorkommen können. Zur Vermeidung einer Lebensmittelinfektion durch Noroviren sind die Zubereitungshinweise zu beachten und Miesmuscheln nicht roh, sondern nur gut durchgegart zu verzehren.

Im Jahr 2016 umfassten die mikrobiologischen Untersuchungen im Institut für Fische und Fischereierzeugnisse Cuxhaven des LAVES der niedersächsischen Erzeugungsgebiete gemäß Erlass zur Muschelhygieneüberwachung 63 Proben Miesmuscheln.

Die aerobe Keimzahl im Median von 2,8 x 10³ KBE/g (Max 8,9 x 105 KBE/g) sowie der E. coli-Gehalt im Mittel von 101 MPN/100 g (Median 78 MPN/100 g) belegen deren sehr gute mikrobiologische Beschaffenheit. Über dem Grenzwert der A-Klassifizierung liegende Werte für E. coli lagen im Bereich von >230 bis zu 1100 MPN/100 g und wurden in fünf Proben nachgewiesen (7,9 %). Anders als in früheren Jahren traten höhere E. coli-Werte nicht überwiegend in den Wintermonaten, sondern im Januar, Juni und August auf. Salmonellen wurden einmalig in einem Erzeugungsgebiet beanstandet.

Zusätzlich wurden 46 Muschelproben auf das Vorkommen von Viren und Vibrionen untersucht. In jeweils fünf Proben (10,9 %) konnten Noroviren der Genogruppe I und II nachgewiesen werden (Noro GGI: Apr./Nov./Dez. 2016; Noro GGII: Jan./Feb./März 2016), in keinem Fall jedoch Hepatitis-A-Viren. Bei 42 der 46 Proben wurden Vibrionen nachgewiesen (91,3 %), wobei in 23 Proben zwei oder mehrere Vibrionenspezies ermittelt werden konnten. Aus 35 Proben wurde Vibrio alginolyticus, aus 24 Proben Vibrio parahaemolyticus isoliert. In fünf Proben konnte Vibrio cholerae non O1/nonO136, in zwei Proben Vibrio fluvialis nachgewiesen werden. Die Untersuchung auf Toxingene verlief negativ.

65 Proben Muscheln wurden auf marine Biotoxine untersucht. In keiner der Proben wurden Grenzwertüberschreitungen für die marinen Biotoxine PSP (Grenzwert 800 μg/kg), ASP (Grenzwert 20 mg/kg für Domoinsäure) und für die lipophilen DSP-Toxine (Grenzwert 160 µg/kg für die Summe aus Okadasäure, Dinophysistoxinen und Pectenotoxinen und 160 µg/kg für Azaspirosäuren) nachgewiesen. In 60 Proben Meerwasser wurden keine toxinproduzierenden Algen nachgewiesen.

Bei den Untersuchungen auf Schwermetalle wurden im Mittel 0,033 mg/kg Quecksilber, 0,11 mg/kg Cadmium und 0,23 mg/kg Blei gemessen. Die Belastung von Miesmuscheln mit Blei und Cadmium ist zwar höher als die von Seefischen, die gesetzlichen Höchstwerte gemäß VO (EG) 1881/2006 (Kontaminanten-Verordnung) von 1,0 mg/kg für Cadmium und 1,5 mg/kg für Blei wurden jedoch nicht überschritten. Die ermittelten Quecksilbergehalte sind vergleichbar mit denen von Seefischen wie Seelachs oder Hering und liegen weit unter dem zulässigen Höchstwert von 0,5 mg/kg.

Im Hinblick auf organische Kontaminanten gelang der Nachweis einiger von nur wenigen chlororganischern Verbindungen (wie Dieldrin, Endrin, PCB 180, Endosulfan und Chlordan) und dem Moschusketon nur in Spuren, wobei die Untersuchung auf PCB 101, PCB 138 und PCB 153 sowie auf DDT und seine Metaboliten zu positiven Befunden führte. Alle nachgewiesenen Verbindungen lagen aber deutlich unterhalb der gesetzlich geregelten Höchstmengen gemäß Kontaminanten-Verordnung und Rückstandshöchstmengen-Verordnung.

Die ermittelten Gehalte der Radionuklide wie Cäsium-137, Cäsium-134, Jod-131 sowie Strontium-90 lagen unterhalb der jeweiligen analytischen Bestimmungsgrenze und damit weit unterhalb der aktuell gültigen Höchstwerte.


Miesmuschelernte Bildrechte: © LAVES, U. Ballin
Miesmuschelernte
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