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Untersuchungen zu Vibrionen in Miesmuscheln und Austern

Institut für Fische und Fischereierzeugnisse Cuxhaven des LAVES als Projektpartner im BMBF-Verbundprojekt "VibrioNet"


In vielen Ländern stellen pathogene Vibrio-Spezies eine der Hauptursachen von bakteriell verursachten Durchfallerkrankungen dar, die durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln wie Fische, Krebs- und Weichtiere hervorgerufen werden. Besonders Muscheln und Krebstiere gelten als Reservoir für Vibrionen. Pathogene Vibrionen-Spezies wie V. vulnificus können aber auch extraintestinale Erkrankungen verursachen: der Keim gilt als opportunistisch pathogen und kann vor allem bei immungeschwächten Personen zu Erkrankungen führen. Neben den Wundinfektionen nach Wasserkontakt und nachfolgender sekundärer Septikämien kann V. vulnificus auch nach oraler Aufnahme durch kontaminierte Lebensmittel - zumeist ohne vorhergehende gastrointestinale Symptome wie Erbrechen und Durchfall – direkt aus dem Intestinaltrakt in das Blutsystem gelangen und eine primäre Septikämie verursachen. Die Symptome sind Hautläsionen, Ulzerationen, tiefgreifende Nekrosen bis hin zu Multiorganversagen. Diese mit hoher Mortalitätsrate (50%) einhergehende Infektion zählt zu den schwersten lebensmittelbedingten Erkrankungen.

Der Forschungsverbund „VibrioNet“ – koordiniert durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) - beschäftigt sich mit pathogenen Vibrionen in der marinen Umwelt und in Seafood-Lebensmitteln als potenzielle, neu aufkommende Zoonoseerreger. Im Fokus der Verbundforschung stehen vor allem Nicht-Cholera-Vibrionen, d.h. Vibrio parahaemolyticus, Vibrio vulnificus, Vibrio cholerae non-O1, non-O139, Vibrio alginolyticus.

Durch einen multidisziplinären Forschungsansatz soll eine Bewertung des Risikos von pathogenen Nicht-Cholera-Vibrionen ermöglicht werden. Da keine Meldesysteme für diese Pathogene etabliert sind, fehlt es ebenso an standardisierten, validierten diagnostischen Methoden, um diese Erreger und ihr Pathogenitätspotenzial zu erfassen. Wesentliche Anstrengungen des VibrioNet-Verbundes werden daher auf die Charakterisierung von Vibrio-Pathotypen und ihrer Pathogenitätsfaktoren sowie auf die Etablierung von Verfahren zu ihrer qualitativen und quantitativen Detektion zielen.

Im Institut für Fische und Fischereierzeugnisse Cuxhaven erfolgten in 2013 abschließende Untersuchungen zum qualitativen und quantitativen Vorkommen von Vibrionen in Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungsgebieten. Die Ergebnisse bestätigten die in 2012 ermittelten Aussagen, dass Vibrio spp. in zweischaligen Weichtieren der Nordsee weit verbreitet sind und dass häufig mehr als eine Vibrio-Spezies – auch V. vulnificus - vorkommt (s. folgende Abbildung).

Abbildung: Verteilung der Vibrio spp.-Isolate in Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungsgebieten (in %)

Verteilung der Vibrio spp.-Isolate in Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungsgebieten (in %) 2012
Verteilung der Vibrio spp.-Isolate in Miesmuscheln aus niedersächsischen Erzeugungsgebieten (in %) 2013

V. parahaemolyticus ist mit ca. 33% am häufigsten bei den Vibrio-Isolaten vertreten, wobei ein positiver tdh/trh -Nachweis auch das Vorkommen von Pathotypen nicht ausschließt. Des Weiteren belegen die Untersuchungen dessen saisonale Verbreitung im Wattenmeer. Amtliche Untersuchungen von zweischaligen Weichtieren sollten künftig auf pathogene Vibrio spp. erweitert werden.

Die Verbundforschung wird durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern aus Ländern, in denen Vibrio-Infektionen eine große Rolle spielen (Bangladesch, Chile, Indien, Thailand und Vietnam), gestärkt.

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