LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Erweiterung der Diagnostik von Krebstieren

Die Krebspest ist eine der bedeutendsten Erkrankungen von Krebstieren und ist weltweit verbreitet


Der Europäische Flusskrebs (Astacus astacus) ist die häufigste Flusskrebsart in Europa Bildrechte: © Andrey - stock.adobe.com
Europäischer Flusskrebs (Astacus astacus)

Molekulare Untersuchungen an Krebstieren konzentrierten sich bisher im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover (LVI BS/H) am Standort Hannover des LAVES auf die Krebspest sowie die Weißpünktchenkrankheit der Krebstiere (White Spot Disease - WSD).

Neu hinzu gekommen sind seit dem Jahr 2023 die Diagnostik des Taura-Syndroms (Taura Syndrome - TS) und der Gelbkopfkrankheit (Yellow Head Disease - YHD). Bei WSD, TS und YHD handelt es sich um gelistete Wassertierseuchen gemäß Verordnung (EU) 2016/429 (Animal Health Law). Der Erregernachweis gelingt mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und anschließender Nukleinsäuresequenzierung. Klinische und pathologisch-anatomische Untersuchungen der Tiere sowie parasitologische und histologische Untersuchungen erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Dezernat 32 Tierseuchenbekämpfung und Task‑Force Veterinärwesen des LAVES.

Krebspest

Die Krebspest wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals in Europa beobachtet und verbreitete sich auf dem gesamten Kontinent. Die Ausbreitung steht in direktem Zusammenhang mit der Einfuhr nordamerikanischer Flusskrebsarten (Pacifastacus leniusculus, Orconectes limosus, Procambarus clarkii) nach Europa. Diese importierten Krebse waren Träger des Erregers (Aphanomyces astaci) ohne selbst zu erkranken.

Heimische Flusskrebse (Astacus astacus, Austropotamobius torrentium, Astacus leptodactylus) können jedoch schwer erkranken und massenhaft verenden. Daher stellt die Krebspest eine große ökologische Bedrohung für die heimischen Flusskrebspopulationen dar, die in der nationalen Roten Liste bereits als vom Aussterben bedroht geführt werden.

Erkrankte Krebse zeigen ungewöhnliche Verhaltensänderungen, wie verstärkte Tagaktivität, Verlust des Fluchtreflexes und häufiges Kratzen. Körperliche Symptome umfassen Lähmungen, hängende Gliedmaßen, Gliedmaßenverlust und Gleichgewichtsstörungen. Äußerlich können weißer Belag, dunkle Flecken und Gewichtsreduktion beobachtet werden.

Untersuchungen im LAVES

Die im LVI BS/H am Standort Hannover zuletzt durchgeführten Untersuchungen beschränkten sich auf Einsendungen im Verdachtsfall oder um präventive Untersuchungen von Angelvereinen. Die Krebspest wurde in den letzten 10 Jahren auch in niedersächsischen Gewässern nachgewiesen, dennoch reichen diese sporadischen Untersuchungen nicht aus, um eine belastbare Aussage darüber zu treffen, wie weit die Verbreitung bei uns fortgeschritten ist und welche Krebsarten in Niedersachsen gegebenenfalls als Überträger des Erregers fungieren.

Darum hat das Dezernat 32 (Tierseuchenbekämpfung und Task-Force Veterinärwesen) gemeinsam mit dem LVI BS/H und dem Dezernat 34 (Binnenfischerei - Fischereikundlicher Dienst) ein Krebspest-Monitoring-Projekt initiiert, um den Verbreitungsstatus der Krebspest in Niedersachsen zu ermitteln, mögliche Überträgerarten beziehungsweise empfängliche Spezies zu identifizieren und die diagnostischen Methoden zu verfeinern.

Viren verursachen gefährliche Erkrankungen bei Krebstieren

Während die Krebspest schon jetzt in Deutschland wildlebende Flusskrebse bedroht, sind die durch Viren verursachten Erkrankungen WSD, TS und YHD bisher noch nicht in Deutschland aufgetreten. Sie können jedoch über die Einfuhr infizierter Krebse oder Larven, Organmaterial oder Wasser eingeschleppt werden.

Die WSD ist eine hoch ansteckende, akut verlaufende Krankheit, die durch das White Spot Syndrome Virus verursacht wird. WSD kann zu weißen Veränderungen des Exoskeletts (Kalziumablagerungen) und zu Pigmentverlust (rosa bis rotbraune Färbung) führen. Erkrankte Tiere zeigen häufig Verhaltensänderungen wie Lethargie und eine verminderte Aktivität sowie eine reduzierte Nahrungsaufnahme. Es kommt zu rötlichen Verfärbungen des Körpers insbesondere an den Gliedmaßen, und zu einem Ablösen der Kutikula. Empfängliche Arten sind Zehnfußkrebse (Dekapoden) wie zum Beispiel Flusskrebse, aber auch die für die Aquakultur wichtige tropische Riesengarnele (Shrimp). Die WSD tritt bisher vor allem in Asien, Amerika und im Mittelmeerraum (Griechenland, Italien, Spanien) auf und führt zu hohen Verlusten in Garnelenfarmen. Zur Diagnose ist die Einsendung von veränderter Abdominalcuticula, Pleopoden oder Telson erforderlich. Die WSD ist in der DVO (EU) 2018/1882 als Seuche der Kategorie C + D + E gelistet und somit eine Seuche, die in manchen Mitgliedstaaten der EU von Bedeutung ist und für die Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Im Gegensatz zur WSD sind die YD und das TS nach DVO (EU) 2018/1882 der Kategorie A + D+ E zugeordnet. In dieser Kategorie befinden sich Erkrankungen, die bisher nicht in der Europäischen Union auftreten und bei Auftreten in der EU unmittelbar bekämpft werden müssen.

Die YHD kommt bisher in Asien, Australien und Südamerika vor und geht ebenfalls mit einer erhöhten Mortalität einher. Die YHD hat ihren Namen von der gelblichen Verfärbung des normalerweise braunen Hepatopankreas, die durch das Exoskelett der Tiere hindurch sichtbar wird. Weiterhin zeigen erkrankte Tiere zum Teil eine blasse bis weiße Färbung des Körpers und eine weiche oder lose Schale.Betroffene Tiere sind häufig lethargisch und schwimmen nahe der Wasseroberfläche oder am Beckenrand. Die Tiere zeigen eine reduzierte Nahrungsaufnahme bis hin zur vollständigen Futterverweigerung.

Empfänglich sind viele Garnelenarten (Penaeidae), vor allem ältere Tiere über 20 g Körpergewicht. Die Tiere können, wenn sie überleben, lebenslang infiziert bleiben und das Virus auch auf Artgenossen übertragen. Der Erregernachweis kann im lymphoiden Organ oder in der Hämolymphe erfolgen. Die Erkrankung wurde bisher in Asien und in den USA (Texas) nachgewiesen.

Das Taura-Syndrom ist eine hoch ansteckende Krankheit, die durch das Taura-Syndrom-Virus verursacht wird und in Asien, Hawaii sowie Nord- und Südamerika vorkommt. In Europa wurde der Erreger bislang nicht nachgewiesen. Im Gegensatz zur YHD befällt das TS vor allem junge Garnelenstadien bis 5 g Körpergewicht, aber auch adulte Tiere können infiziert werden und gelten als lebenslange Virusträger. Bei Jungtieren kann die Krankheit zu einer Sterblichkeit von 40 bis 90 Prozent führen. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer Rotfärbung des Körpers und vor allem des Schwanzfächers, weshalb das TS auch als „Red Tail Disease“ bezeichnet wird. Auch hier erfolgt der Erregernachweis im Lymphoidorgan oder in der Hämolymphe.


Erreger Kategorisierung nach DVO (EU) 2018/1882 Empfängliche Arten
Merkmale
WSD White Spot Syndrome Virus C + D + E Dekapoden Weiße Veränderungen am Exoskelett, Pigmentationsverlust, unterschiedliche Mortalität
TS Taura Syndrome Virus

A + D + E

Einige Garnelenarten Rötliche Verfärbungen vor allem am Fächerschwanz, Nekrosen an den Gliedmaßen, Mortalität bei juvenilen Tieren > 90 %
YHD Yellow Head Virus Gelbliche bis rötliche Verfärbung des Körpers, der Gliedmaßen und Kiemen, Mortalität bei juvenilen Stadien bis 100 %
Krebspest Aphanomyces astaci Nicht gelistet
Flusskrebse Bildung hyphenartiger Filamente, Mortalität bis 100 % bei europäischen Flusskrebsen, amerikanische sind „resistent“
Bildrechte: © Dr. Julia Bauer

Krebspest-Monitoring 2025

Das Ziel dieses Monitorings soll es sein, den Verbreitungsstatus der Krebspest in Niedersachsen zu ermitteln, mögliche (Haupt-) Überträgerarten bzw. empfängliche Spezies zu identifizieren und die diagnostischen Methoden zu verfeinern. mehr
Eine Gruppe Skalare

Untersuchung von Fischen, Krebstieren und Weichtieren

Das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover und das Dezernat 32 (Tierseuchenbekämpfung und Task-Force Veterinärwesen) des LAVES führen am Standort Hannover eine umfangreiche Diagnostik im Bereich der Fische und Krebstiere durch. mehr
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln