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Pflanzenschutzmittelrückstände in Kartoffeln?

Kartoffeln Bildrechte: © mbongo - Fotolia.com
Insgesamt wurden 89 Kartoffelproben auf Pestizidrückstände in den Jahren 2021 und 2022 untersucht, darunter elf Proben aus biologischem Anbau. In 27 Proben (= 30 %) waren Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. Es wurden zwei Höchstgehaltüberschreitungen festgestellt, jedoch unter Berücksichtigung der analytischen Messunsicherheit, nicht beanstandet.

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Kartoffeln – lecker und vielseitig!

Die Kartoffel ist bei richtiger Lagerung (dunkel und kühl) lange haltbar und deshalb als Beilage oder Hauptgericht sehr beliebt. Etwa die Hälfte der deutschen Kartoffelernte stammt aus Niedersachsen.

Die Kartoffel, in Teilen Deutschlands auch als Erdapfel bezeichnet, gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Die Samen der Kartoffelpflanze und die Keime an der Knolle sind für den Menschen leicht giftig, weshalb nur die Knolle selbst für die Weiterverarbeitung geeignet ist.

Weltweit gibt es etwa 5.000 verschiedene Kartoffelsorten. Die unterschiedlichen Sorten werden unter anderem nach ihrem Verwendungszweck unterschieden und deshalb mit Aufschriften wie „festkochende Speisekartoffeln“ oder „mehlig kochende Speisekartoffeln“ gekennzeichnet. Die Kartoffel findet aber nicht nur in der Küche Verwendung, sondern auch als Futtermittel in der Tierzucht oder als Pflanzgut für die Entstehung neuer Kartoffeln.

Gerichte wie Pommes Frites, Kartoffelpuffer, Kartoffelpüree, Bratkartoffeln und Bauernfrühstück sind nur einige Beispiele, warum die Knolle für viele unentbehrlich ist. Geschätzt wird die Kartoffel aber auch wegen Ihrer gesunden Eigenschaften. Sie hat einen vergleichsweise hohen Gehalt an Kohlenhydraten und macht deshalb lange satt. Außerdem liefert die Kartoffel wichtige Vitamine sowie Mineralstoffe und enthält kaum Fett.

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES wurden in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 89 Kartoffelproben, darunter elf Proben aus biologischem Landbau, auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.

Mit 61 Proben (= 69 Prozent) stammte der größte Anteil der Kartoffeln aus Deutschland. Weitere Herkunftsländer waren Ägypten (elf Proben), Zypern (fünf Proben), Belgien (zwei Proben), und - vertreten mit jeweils mit einer Probe - Frankreich, Israel, Italien, Niederlande und Spanien. Bei fünf Proben fehlte die Angabe eines Anbaulandes.

Von den elf Proben aus Bioanbau kamen neun Proben aus Deutschland und eine Probe aus Ägypten. Eine weitere Bioprobe wies keine Angabe des Ursprungslandes auf.

62 Kartoffelproben (= 70 Prozent), darunter alle elf Proben aus ökologischem Anbau, waren rückstandsfrei.

In insgesamt 27 Proben (= 30 Prozent), davon elf Proben aus Deutschland, fünf Proben aus Ägypten, zwei Proben aus Belgien, jeweils einer Probe der anderen Anbauländer sowie in einer Probe ohne Ursprungsangabe wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen.

Höchstgehaltsüberschreitungen betrafen das Keimhemmungsmittel Chlorpropham in einer Probe niederländischer Kartoffeln von 2021 sowie das Fungizid Metalaxyl in einer Probe aus Zypern von 2022. In beiden Fällen lagen die Rückstandsgehalte jedoch noch innerhalb der analytischen Messunsicherheit, sodass die Proben verkehrsfähig waren.

Eine Übersicht der Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen ist in Abbildung eins dargestellt.

Abbildung 1: Ergebniszusammenfassung der Kartoffelproben; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.   Bildrechte: © LAVES
Abbildung 1: Ergebniszusammenfassung der Kartoffelproben; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.

Mehrfachrückstände, das heißt zwei oder mehr Wirkstoffe oder deren Abbauprodukte pro Probe, wurden in zehn Kartoffelproben (= elf Prozent) bestimmt. Eine Probe aus Frankreich stellte mit fünf Wirkstoffen hier das Maximum dar. Eine niederländische Kartoffelprobe enthielt drei Wirkstoffe und in acht Proben aus verschiedenen Anbauländern waren zwei verschiedene Pestizidrückstände nachweisbar (siehe Abbildung zwei).

Abbildung 2: Ergebniszusammenfassung der Kartoffelproben; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.   Bildrechte: © LAVES
Abbildung 2: Ergebniszusammenfassung der Kartoffelproben; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.

Insgesamt wurden zehn verschiedene Wirkstoffe bestimmt. Wie auch im Jahr 2020 wurde das Fungizid Propamocarb (achtmal) und das zur Haltbarmachung eingesetzte Chlorpropham (siebenmal) am häufigsten nachgewiesen (siehe Abbildung drei).

Abbildung 3: Häufigkeit nachgewiesener Pflanzenschutzmittelrückstände in den Kartoffelproben; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.   Bildrechte: © LAVES
Abbildung 3: Häufigkeit nachgewiesener Pflanzenschutzmittelrückstände in den Kartoffelproben; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.

Chlorpropham

Die Zulassung des Wachstumsreglers Chlorpropham in der EU endete am 31. Juli 2019; Restbestände durften jedoch noch bis zum 8. Oktober 2020 aufgebraucht werden. Der Hintergrund war, dass die EU den keimhemmenden Wirkstoff aufgrund gesundheitlicher Risiken als nicht mehr sicher einstufte. In Deutschland bedurfte die Behandlung von Kartoffeln mit Chlorpropham der Kenntlichmachung auf den Verpackungen oder auf dem Preisschild neben der Ware.

Im konventionellen Anbau können Maleinsäurehydrazid und 1,4-Dimethylnaphtalin als Ersatz für Chlorpropham eingesetzt werden, um das Auskeimen der Kartoffeln zu verhindern. Eine Kenntlichmachung der beiden Wirkstoffe ist nicht erforderlich. Im Bioanbau sind beide Keimhemmungsmittel nicht zugelassen.

Bei der niederländischen Kartoffelprobe aus dem Jahr 2021 mit dem überhöhten Chlorprophamgehalt war die fehlende Kenntlichmachung der Behandlung zu bemängeln. Da die Kartoffeln vermutlich aus dem Erntejahr 2020 stammten, war die Anwendung von Chlorpropham noch zugelassen.

Zwei Proben deutsche Kartoffeln aus dem Jahr 2022 wiesen ebenfalls Chlorpropham-Rückstände auf. Da diese Kartoffeln wohl nicht mehr aus einer Ernte innerhalb der Aufbrauchfrist stammten, wäre gemäß Pflanzenschutzgesetz eine Anwendung ein Verstoß gegen die Pflanzenschutzmittelzulassung.

Es ist jedoch bekannt, dass die Behandlung von gelagerten Kartoffeln mit Chlorpropham zur Verschleppung des Wirkstoffs in nachfolgende Erntegüter führen kann, wenn die Läger und Transportbänder nicht ausreichend gereinigt werden. Daher erfolgte bei beiden Proben ein Hinweis auf diese Problematik und erforderliche Reinigungsmaßnahmen zur Rückstandsminimierung bei Erzeuger- und/oder Abpackbetrieben.

Fazit:

Die Ergebnisse aus den Jahren 2021-2022 bestätigen die Untersuchungen aus vorangegangenen Jahren, zuletzt 2020, wonach es sich bei Kartoffeln um ein Erzeugnis handelt, das vor allem Rückstände von Chlorpropham und Propamocarb enthält.

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