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Pflanzenschutzmittelrückstände in Heidelbeeren?

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Insgesamt wurden 30 Proben Heidelbeeren im Sommer des Jahres 2020 auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. 28 Proben stammten aus Deutschland und von diesen 25 aus Niedersachsen. Je eine Probe stammte aus Polen beziehungsweise aus Spanien. Unter den Proben waren vier aus ökologischem Anbau. Elf verschiedene Wirkstoffe konnten detektiert werden. In einer Probe wurde eine Höchstgehaltsüberschreitung nachgewiesen. Der Gehalt lag aber unter Berücksichtigung der Messunsicherheit noch im Streubereich des zulässigen Höchstgehalts und wurde nicht beanstandet. Unzulässige Anwendungen wurden nicht festgestellt.

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Heidelbeeren – heimisches "Superfood" in blau

Heidelbeeren (auch Blaubeeren genannt) haben von Juli bis September Saison. Die blauen Früchtchen sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und gesunden Pflanzenstoffen (entzündungshemmenden Anthocyane), die den Heidelbeeren auch ihre dunkelblaue Farbe geben – kurzum ein kalorienarmes "Superfood"!
Sie schmecken frisch roh verzehrt am besten und lassen sich auch in vielen leckeren Süßspeisen wie Kompott, Marmelade, Kuchen oder Pfannkuchen verarbeiten. Frische Heidelbeeren sind sehr druckempfindlich und sollten daher immer vorsichtig transportiert und möglicht bald nach dem Kauf verbraucht werden.

Von der Edelfrucht zum Massenprodukt
Heidelbeeren unterliegen der allgemeinen Vermarktungsnorm (AVN) für frisches Obst und Gemüse und der UNECE (United Nations Economic Commission for Europe)-Norm für Beerenfrüchte. Bei entsprechender Qualität können sie daher auch mit Klassenangabe vermarktet werden. Das LAVES ist zuständig, diese Vorschriften auf allen Handelsstufen außer dem Lebensmittel-Einzelhandel zu überwachen.

Die im Supermarkt erhältlichen Kulturheidelbeeren stammen nicht von der in Europa wild wachsenden Waldheidelbeere ab, sondern von der Amerikanischen Heildebeere und anderen nordamerikanischen Arten. Die Kulturheidelbeere ist doppelt bis mehrfach so groß wie die echte Heidelbeere, hat festes Fruchtfleisch und schmeckt süßer und milder, aber auch weniger aromatisch als die Wildfrüchte. Aufgrund der etwas dickeren Schale ist sie dafür länger lagerfähig.

Kulturheidelbeeren werden auch in Deutschland immer beliebter: lag die Anbaufläche 2012 noch bei 1.840 ha, waren es 2019 schon 3.160 ha, das bedeutet ein Plus von 72 Prozent. Niedersachsen ist Spitzenreiter beim Heidelbeeranbau, beinahe 70 Prozent der Anbaufläche finden sich hier.


Abwaschen!
Vor dem Verzehr die Sommerfrüchte mit Wasser gründlich waschen, um Rückstände möglichst weitgehend zu entfernen. Danach auf einem Küchentuch trocknen lassen. Frische Beeren tragen einen natürlichen Duftfilm auf der Oberfläche.

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES wurden im Sommer des Jahres 2020 insgesamt 30 Proben frische Heidelbeeren untersucht. Von den Heidelbeeren stammten je eine aus Spanien beziehungsweise Polen und 28 aus Deutschland. Mit 25 Proben war der Großteil der Heidelbeeren aus niedersächsischem Anbau. Unter den Heidelbeeren befanden sich vier Proben aus biologischem Anbau, von denen eine die spanische war.

Nach Information der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Stand 2020) befindet sich in Niedersachsen in der Norddeutschen Tiefebene Deutschlands größtes Heidelbeeranbaugebiet. Mit circa 2000 Hektar Anbaufläche macht es rund 70 Prozent der deutschen Produktion aus (Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Heidelbeeren: Ernte-Start in Deutschlands größtem Anbaugebiet).

Abbildung eins zeigt eine Übersicht über die in den Heidelbeeren nachgewiesenen Wirkstoffe.

Abbildung 1: Häufigkeit der nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückstände in Heidelbeeren; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff   Bildrechte: LVI OL FB 41 (Andrea Richter) 2021
Abbildung 1: Häufigkeit der nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückstände in Heidelbeeren; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff

Insgesamt wurden elf verschiedene Wirkstoffe detektiert. Am häufigsten konnten die gegen Schimmel eingesetzten Fungizide Cyprodinil (12-mal), Fludioxonil (10-mal), Boscalid (9-mal) und Tebuconazol (8-mal) nachgewiesen werden. Alle vier Proben aus ökologischem Anbau waren rückstandsfrei.

In der Probe aus Polen wurde ein Gehalt an Iprodion über dem zulässigen Höchstgehalt nachgewiesen. Mit 0,017 mg/kg lag dieser Gehalt jedoch unter Berücksichtigung der Messunsicherheit noch im Streubereich des zulässigen Höchstgehaltes von 0,01 mg/kg.

In Abbildung zwei ist die Anzahl der nachgewiesenen Wirkstoffe pro Probe dargestellt.

Abbildung 2: Anzahl der Mehrfachrückstände in den Heidelbeerproben   Bildrechte: LVI OL FB 41 (Andrea Richter) 2021
Abbildung 2: Anzahl der Mehrfachrückstände in den Heidelbeerproben;

Von den insgesamt 30 Proben waren sieben ohne nachweisbare Rückstände, darunter alle vier Proben aus biologischem Anbau. In 50 Prozent der untersuchten Heidelbeeren wurden Mehrfachrückstände detektiert, dass heißt mehr als zwei Wirkstoffe pro Probe. Hauptsächlich wurden eins bis zwei Wirkstoffe pro Probe nachgewiesen und zwei Heidelbeerproben aus Niedersachsen enthielten fünf verschiedene Wirkstoffe. Laut den zur Verfügung stehenden Informationen wurden die Proben in unterschiedlichen Betrieben kultiviert.

Fazit:

In 77 Prozent der in diesem Sommer untersuchten Heidelbeerproben wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Die vier am häufigsten detektierten Wirkstoffe waren die gleichen wie in den Jahren 2012 und 2017. Der Anteil an Proben mit Rückständen ist angestiegen. Er betrug 60 Prozent im Jahr 2017 und 50 Prozent im Jahr 2012.


Weitere Untersuchungsergebnisse und Informationen zu Pflanzenschutzmitteln finden Sie in folgendem Artikel:

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Pflanzenschutzmittel

Pflanzenschutzmittel werden als Schutz vor Pilzen, Insekten, Milben, Unkräutern, Schnecken, Wildfraß etc verwendet. In Deutschland sind rund 250 Wirkstoffe in zugelassenen Pflanzenschutzmitteln registriert, die wiederum in etwa 1050 verschiedenen Handelsprodukten enthalten sind. mehr

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