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Deftiger Klassiker - LAVES untersucht Grünkohl

Im LAVES wird Grünkohl regelmäßig auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht


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Insgesamt wurden 50 Proben Grünkohl in verschiedenen Angebotsformen auf Pflanzenschutzmittelrückstände im Jahr 2022 untersucht. Dabei handelte es sich um 7 Proben frischen Grünkohl, 19 Proben tiefgekühlten Grünkohl (TK) und 24 Proben Grünkohl-Konserven. In insgesamt 24 Proben waren keine Rückstände nachweisbar.

In drei Proben frischem Grünkohl und zwei Proben Grünkohl-Konserven wurden Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Drei Proben des frischen Grünkohls enthielten für deutschen Anbau unzulässige Wirkstoffe.

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Grünkohl - deftiger Klassiker!


Besonders in Norddeutschland erfreut sich der Grünkohl, auch Braunkohl oder Oldenburger Palme genannt, großer Beliebtheit. Die deftige Zubereitung des Kohls mit Mettwurst und Kasseler hat eine lange Tradition.

Der Grünkohl bildet keinen Kopf, wie viele andere Kohlsorten, sondern eine Blattrosette mit sortenabhängig stark oder weniger stark gekrausten Blättern. Diese Blätter werden vor der Zubereitung vom holzigen Stiel befreit und können dann gekocht, oder, um den hohen Vitamin C Gehalt zu erhalten, geschmort oder gedünstet werden.

Neben Vitamin C enthält dieser Kohl eine beachtliche Menge an wertvollem Eiweiß, an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium, Natrium und Eisen. Auch Beta-Carotin enthält Grünkohl in vergleichsweise hoher Menge.

Die Erntezeit des Grünkohls fängt bereits im September an. Da dem Kohl frostige Temperaturen nichts ausmachen, wird er den ganzen Winter über geerntet. Dass mit der Ernte bis nach dem ersten Frost gewartet werden soll, weil sich Stärke durch den Frost in Zucker umwandelt, ist so nicht ganz richtig. Im reifen Zustand enthält der Kohl nicht mehr viel Stärke, die in Zucker umgewandelt werden könnte. Der steigende Zuckergehalt entsteht durch gehemmte Stoffwechselvorgänge in der Pflanze. Bei kälteren Temperaturen – Frost ist nicht unbedingt erforderlich – wird das Enzym Phosphofructokinase gehemmt. Dieses Enzym ist im Zuckerabbauprozess maßgeblich beteiligt. Die Photosynthese, bei der Zucker entsteht, läuft auch bei kalten Temperaturen normal ab. Dadurch entsteht Zucker, der aber nicht, wie bei wärmerer Umgebung, abgebaut wird. Somit wird auch die Schockfrostung zur künstlichen Erhöhung des Zuckergehaltes hinfällig, da bei geernteten Blättern keine Photosynthese mehr stattfindet.


Untersuchungsergebnisse des LAVES

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES wurden im Jahr 2022 insgesamt 7 Proben frischer Grünkohl, 19 Proben tiefgefrorener Grünkohl (TK) und 24 Grünkohlkonserven auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.

Alle Proben des frischen Grünkohls stammten aus Deutschland und davon sechs aus Niedersachsen. Die TK-Grünkohlproben kamen siebenmal aus Deutschland, dreimal aus dem europäischen Ausland und bei neun Proben war kein Herkunftsland angegeben. Bei den Konserven war jeweils ein Hersteller angegeben, aber nicht das Herkunftsland des Grünkohls. Gesetzlich ist letztere Angabe bei verarbeiteten Erzeugnissen nicht erforderlich.

In Abbildung eins sind die Ergebnisse zusammenfassend dargestellt.

Abbildung 1: Ergebniszusammenfassung der Grünkohlproben. 7 Proben frischen Grünkohl, 19 Proben tiefgekühlten Grünkohl (TK) und 24 Proben Grünkohl-Konserven Bildrechte: © LAVES
Abbildung 1: Ergebniszusammenfassung der Grünkohlproben; berücksichtigt wurden Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.

In einer Probe Grünkohl frisch (= 14 Prozent), zehn Proben Grünkohl TK (= 53 Prozent) und dreizehn Proben Grünkohl Konserve (= 54 Prozent) wurden keine Pestizidrückstände nachgewiesen.

Rückstände waren in sechs frischen Grünkohlproben (= 86 Prozent), neun TK-Grünkohlproben (= 47 Prozent) und in elf Konserven (= 47 Prozent) enthalten.

Überschreitungen der gesetzlich festgelegten Höchstgehalte von Pflanzenschutzmitteln wurden in drei Proben frischem Grünkohl und in zwei Proben der Grünkohl-Konserven bestimmt.

Alle drei Proben frischen Grünkohls mit überhöhten Rückstandskonzentrationen kamen von niedersächsischen Erzeugern. In zwei dieser Proben lag die Konzentration des Herbizids Prosulfocarb gesichert oberhalb des zulässigen Höchstgehalts. Bei einer weiteren Probe lag eine ungesicherte Höchstgehaltsüberschreitung des Wirkstoffes Prosulfocarb vor; das heißt aufgrund der analytischen Messunsicherheit lag der bestimmte Gehalt in dieser Probe noch im Streubereich des zulässigen Höchstgehalts. In dieser Probe wurde aber außerdem eine gesicherte Höchstgehaltsüberschreitung des Insektizids Cyfluthrin nachgewiesen.

Da Prosulfocarb und Cyfluthrin in Deutschland für Grünkohlkulturen unzulässig sind, wurde zusätzlich das Pflanzenschutzamt gebeten zu prüfen, ob es sich hier um unzulässige Anwendungen gehandelt hat.

In den TK-Grünkohlproben wurden keine Höchstgehaltsüberschreitungen nachgewiesen.

In drei Grünkohlkonserven wurden Gehalte des Fungizids Tebuconazol detektiert, welche in zwei Proben gesichert über dem Höchstgehalt lagen. In der anderen Probe lag der Gehalt unter Berücksichtigung der Messunsicherheit noch im Streubereich des Höchstgehalts.

In Abbildung zwei ist die Anzahl der Rückstände in den Proben dargestellt.

Abbildung 2: Anzahl der Mehrfachrückstände in den verschiedenen Grünkohlproben Bildrechte: © LAVES
Abbildung 2: Anzahl der Mehrfachrückstände in den verschiedenen Grünkohlproben; berücksichtigt wurden Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.

Bezogen auf die jeweilige Gesamtprobenzahl waren eine frische Probe (=14 Prozent, zehn TK-Proben (= 53 Prozent) und dreizehn Konserven (= 54 Prozent) rückstandsfrei.

Mehrfachrückstände, das heißt mehr als ein Pestizidwirkstoff pro Probe, wurden in fünf frischen Proben (= 71 Prozent), sieben TK-Proben (= 37 Prozent) und drei Konserven (= 13 Prozent) bestimmt. Eine TK-Probe (= 5 Prozent) wies mit acht Wirkstoffen die höchste Anzahl an nachgewiesenen Rückständen auf.

Möglicherweise beruhen die Unterschiede darauf, dass der verarbeitete Grünkohl vor der Haltbarmachung noch geschnitten und gewaschen wird, sowie Blattstiele entfernt werden. Auch der Erhitzungsvorgang bei der Herstellung von Konserven kann auf den Gehalt der Pflanzenschutzmittelrückstände in der Ware Einfluss nehmen. Dadurch könnten bestimmte Pflanzenschutzmittelrückstände reduziert werden.

In Abbildung drei ist die Häufigkeit der nachgewiesenen Wirkstoffe dargestellt. Insgesamt 17 verschiedene Rückstände wurden bestimmt. Die Wirkstoffe Pendimethalin (Herbizid) und Spirotetramat (Insektizid) waren am häufigsten und in allen Angebotsformen enthalten, andere wiederum nur in den TK-Erzeugnissen oder nur in den Konserven (siehe Abbildung drei).

Abbildung 3: Häufigkeit der nachgewiesenen Wirkstoffe in den verschiedenen Grünkohl-Angebotsformen Bildrechte: © LAVES
Abbildung 3: Häufigkeit der nachgewiesenen Wirkstoffe in den verschiedenen Grünkohl-Angebotsformen; berücksichtigt wurden Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.

Fazit:

Etwa die Hälfte der TK-Grünkohlproben und der Grünkohlkonserven waren 2022 ohne nachweisbare Rückstände. 71 Prozent der frischen Grünkohlproben wiesen Mehrfachrückstände von bis zu maximal drei Pestiziden auf.

In insgesamt fünf Grünkohlproben (drei frischen und zwei Konserven) wurden gesicherte Höchstgehaltsüberschreitungen nachgewiesen.

Drei Proben deutscher Herkunft wiesen Rückstände von in Deutschland unzulässigen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen auf.

Ein Vergleich mit den Ergebnissen aus 2018 ist nur bedingt möglich, da die Anzahl der frischen Proben in 2022 mit sieben Proben deutlich geringer war und mehr verarbeiteter Grünkohl untersucht worden ist. Hervorzuheben ist, dass die höchste Anzahl an Wirkstoffen pro Probe in den frischen Erzeugnissen mit drei Wirkstoffen pro Probe geringer ist als 2018. Damals konnten bis zu acht verschiedene Rückstände in einer Probe nachgewiesen werden. Auch im Untersuchungsjahr 2018 wurden sowohl Höchstgehaltsüberschreitungen als auch unzulässige Anwendungen in Grünkohl festgestellt.

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Pflanzenschutzmittel

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