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Nahrungsergänzungsmittel für Kinder

Zwei große deutsche Studien – DONALD und ESKIMO – zeigen: Viele Kinder und Jugendliche bekommen Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Beide Studien belegen, dass bis auf wenige Ausnahmen, wie Vitamin D und Folsäure, die Versorgung allgemein gut ist – auch ohne Nahrungsergänzungsmittel.


Bei den in den Jahren 2013/2014 im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover untersuchten Produkten konnten die deklarierten Mengen analytisch bestätigt werden. Die Dosierungen orientieren sich offensichtlich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Der Nutzen des Verzehrs von mehr pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Kartoffeln und weniger Süßigkeiten und Limonade in der Ernährung kombiniert mit mehr Aktivitäten im Freien ist ausreichend belegt für die Entwicklung von Körper und Gehirn bei Kindern. Für Nahrungsergänzungsmittel fehlt dieser Nachweis.

Statistisch bekommt jedes zehnte Kind von seinen Eltern täglich ein Nahrungsergänzungsmittel.

Das war das Ergebnis aus der DONALD-Studie (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) beim Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. Hier wurden Ernährungsprotokolle von 2- bis 18-jährigen Kindern und Jugendlichen aus den Jahren 1985 bis 2003 ausgewertet, die auch Nahrungsergänzugsmittel erfassten ( Ernährungs-Umschau 52 (2005) Heft 12, Seite 482).

Nach der neueren EsKiMo-Studie (Ernährungsstudie als KiGGS-Modul) erhält jedes zwölfte Kind der 6- bis 11-Jährigen und jedes fünfte Kind der 12- bis 17-Jährigen von seinen Eltern ein Nahrungsergänzungsmittel (Supplement). Bei den 17-Jährigen männlichen Jugendlichen nimmt fast jeder Dritte ein Supplement.

Die ESKIMO-Studie des Robert Koch-Instituts und der Universität Paderborn erfasste durch dreitägige Ernährungsprotokolle beziehungsweise standardisierte Ernährungsinterviews von Januar bis Dezember 2006 die Ernährung von 6- bis 17-Jährigen in Deutschland.


Sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für Kinder wirklich nötig?

Um das herauszufinden, wurde in der DONALD-Studie auf die detaillierte Erfassung des Lebensmittelverzehrs und damit der Nährstoffzufuhr aus allen Lebensmittelquellen zurückgegriffen. Es wurde deutlich, dass gerade Kinder und Jugendliche inzwischen eine Vielzahl von Lebensmitteln wie Frühstücksflocken verzehren, die bereits schon mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sind. Die Ergebnisse zeigten: Für die Vitamine, die am häufigsten in NEM für Kinder enthalten sind (Vitamin A, E, K, C, B1, B2, B6, Niacin, B12 und Biotin), besteht kein zusätzlicher Bedarf mehr. Bis auf Folate werden die Nährstoffempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) über die allgemeine Ernährung auch ohne zusätzliche Mittel erreicht oder sogar überschritten.

Kind Apfel Bildrechte: © Sunny studio - Fotolia.com

Die Ergebnisse der ESKIMO-Studie bestätigen, dass die Versorgung mit den meisten Vitaminen und Mineralstoffen ausreichend ist. Ausnahmen davon sind in beiden Altersgruppen die Vitamine D und Folat, bei den 6- bis 11-Jährigen außerdem die Vitamine E und A. Die Versorgung mit den Vitaminen B1, B2, B6, B12, Niacin, und C liegt im Median über den Empfehlungen der DGE, auch ohne NEM. Die Autoren der ESKIMO-Studie empfehlen eine Steigerung des Verzehrs von Gemüse und weiteren pflanzlichen Lebensmitteln wie Brot, Vollkornprodukten und Kartoffeln schon im frühen Kindesalter, wodurch die Vitaminversorgung noch verbessert werden könnte. Durch regelmäßige Aktivitäten im Freien könnte maßgeblich die Vitamin D-Versorgung verbessert und ganz nebenbei auch noch der Energieverbrauch erhöht werden, da deutlich zu viel Süßigkeiten und Limonaden verzehrt werden.

Derzeit werden in Deutschland im Rahmen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) weitere Studienmodule durchgeführt, zum einen die KiESEL-Studie mit Erhebung von Daten über die Ernährung von Kindern im Alter von 6 Monaten bis zu 5 Jahren, zum anderen die EsKiMo II-Studie mit Datenerhebungen über die Ernährung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren. Es wird spannend, welcher Trend sich dann in den aktuellen Daten zeigen wird.


Was ist in Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder enthalten und in welcher Menge?

Das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover hat auch in den Jahren 2013 und 2014 Nahrungsergänzungsmittel für Kinder untersucht.

In diesem Bericht werden insgesamt 31 untersuchte Nahrungsergänzungsmittel (acht verschiedene Produkte) berücksichtigt, die ausdrücklich für Kinder ab dem 4. Lebensjahr beworben und als Sirup, figürliche Gummibärchen oder als Kau- und Lutschtabletten angeboten werden.


Zutaten

Die untersuchten Produkte enthielten ausschließlich Vitamine, oder waren zusätzlich angereichert mit Calcium, Zink oder Eisen. Wie in früheren Untersuchungen stimmten auch in den Jahren 2013 und 2014 die deklarierten und analysierten Mengen gut überein.


Enthaltene Mengen

Bei der Beurteilung der enthaltenen Mengen braucht es einen Maßstab, an dem diese gemessen werden können.

Für NEM speziell für Erwachsene hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Jahr 2004 Empfehlungen herausgegeben zu möglichen Gehalten an Vitaminen und Mineralstoffen. In diesem Rahmen nannte das BfR bei einigen wenigen Vitaminen und Mineralstoffen auch Empfehlungen für Kinder ab 4 Jahren, wie zum Beispiel dass aus Sicherheitsgründen der Vitamin A-Gehalt nicht höher als 200 µg liegen und keine Anreicherung mit Eisen, Kupfer, Mangan und Zink erfolgen sollte.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat für alle Altersgruppen, so auch für Kinder, Nährstoffempfehlungen ( D-A-CH-Referenzwerte) veröffentlicht, die Grundlage und Hilfestellung sein sollen bei der praktischen Umsetzung der allgemeinen täglichen Ernährung, um sich vollwertig und abwechslungsreich zu ernähren. Beim Vergleich der Produktdosierungen mit den Empfehlungen der DGE zeigte sich auch 2013 und 2014, dass sich die Anbieter offensichtlich an den (damals gültigen) DGE-Empfehlungen orientieren. Die Empfehlungen des BfR für den Gehalt an Vitamin A, Eisen und Zink bei Produkten für Kinder werden von den Anbietern leider nicht berücksichtigt.

Tab. 1: Verzehrsempfehlungen der Anbieter (2013/14) und der DGE (2017)

Produkt/ Tagesmenge 1 2 3 4 5 6 7 8 DGE-Empf. für Kinder von 4-7 J BfR-Empf. für Kinder ab 4 J
Vitamin A µg


600 600 600
533
700 200
Vitamin D µg


5 5 5
3
20*
Vitamin E mg 8 8 6 5 5 5 8 7 8
Vitamin B1 mg 0,8 0,8 0,6 0,6 0,6 0,6 0,8 0,7 0,7
Vitamin B2 mg 0,9 0,9 0,7 0,8 0,8 0,8 0,9 0,7 0,8
Vitamin B6 mg 0,5 0,5 0,5 0,7 0,7 0,7 0,5 0,5 0,5
Vitamin B 12 µg 1,5 1,5
1,3



1,5 1,2 1,5
Biotin µg 15 15
13



15 13 10-15
Folsäure µg 300 280
200



600 400 140
Niacin mg 10 10 8 9 9 9 10 8 9
Pantothensäure mg 4 4 3 4 4 4 4 3 4
Vitamin C mg 70 70 40 60 60 60 70 53 30
Calcium mg






200 750
Eisen mg



3



8 0
Zink mg





5
5 0

*bei fehlender endogener Synthese

Sind Nahrungsergänzungsmittel für Kinder nun wirklich nötig?

In den Jahren 2008 und 2013 untersuchte und beurteilte auch die Stiftung Warentest Nahrungsergänzungsmittel für Kinder und gab zusammenfassend folgende Ratschläge, die den Ergebnissen der DONALD- und ESKIMO-Studien entsprechen:

Auf Nahrungsergänzungsmittel für Kinder können Sie getrost verzichten. Ihr Nutzen ist nicht ausreichend belegt. Nährstoffzugaben sind nur sinnvoll, wenn der Kinderarzt einen Mangel diagnostiziert. Ansonsten reicht eine abwechslungsreiche Ernährung."( 2008)

„Nahrungsergänzungsmittel für Kinder, die angeblich günstig auf die Gehirnfunktion oder Lernen und Konzentration wirken, können Sie sich sparen. Der Nutzen ist nicht ausreichend belegt. Was dem kindlichen Gehirn nachweislich gut tut, ist Bewegung und gesunde Ernährung." ( 2013)


Weitere Informationen:

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