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Unerwünschter Reinigungseffekt: Desinfektionsmittel in Sahne aus Cafés und Eisdielen?

LAVES untersucht frisch aufgeschlagene Proben


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Sahneautomaten werden in Cafés und Eisdielen zur Herstellung frisch aufgeschlagener Sahne verwendet. Bei der Reinigung der Automaten erfolgt in der Regel auch der Einsatz von Desinfektionsmitteln. Häufig werden dabei die die quartären Ammoniumverbindungen (QAV) DDAC und BAC eingesetzt. Wird vor der Wiederbenutzung nicht ausreichend mit Trinkwasser gespült, finden sich in der Sahne Rückstände dieser Substanzen wieder.

Im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplans 2021 wurden 29 Proben frisch aufgeschlagene Sahne auf Rückstände der Desinfektionsmittel DDAC und BAC untersucht. In sieben Proben konnten QAV nachgewiesen werden.

In fünf dieser Proben wurde der zulässige Höchstgehalt von 0,1 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) deutlich überschritten, einmal für DDAC mit 6,4 mg/kg und viermal für BAC mit 0,8 mg/kg bis 3,1 mg/kg. Eine Gesundheitsgefahr für Verbraucherinnen und Verbraucher bestand bei keiner der untersuchten Proben.

Die Recherchen der Lebensmittelüberwachungsbehörden in den betroffenen Cafés und Eisdielen haben ergeben, dass dort zugelassene Reinigungs- und Desinfektionsmittel eingesetzt werden. Als Ursachen für die Höchstmengenüberschreitung zeigten sich die unsachgemäße Durchführung der Reinigung und Desinfektion, Überdosierung, ein technischer Defekt an der Pumpe oder die Durchführung durch einen neuen Mitarbeiter. Als behördliche Maßnahmen wurden die Verantwortlichen, zum Teil kostenpflichtig, belehrt und verwarnt.

Quartäre Ammoniumverbindungen (QAV)

Dabei handelt es sich um oberflächenaktive Verbindungen, die sowohl eine reinigende als auch eine desinfizierende Wirkung haben. Die keimtötenden QAV Benzalkoniumchlorid (BAC) oder Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC) werden deshalb auch als Biozide eingestuft.

BAC und DDAC weisen eine gute Haftung auf Kunststoffen und Edelstahl auf. Dieser Effekt ist unter bestimmten Bedingungen erwünscht, birgt aber auch die Gefahr, dass der Desinfektionsmittelfilm durch das übliche Nachspülen mit kaltem Trinkwasser nur schlecht entfernt wird und Rückstände in das Lebensmittel gelangen können. Die Praxis zeigt, dass das Nachspülen mit heißem Trinkwasser zu deutlich besseren Ergebnissen führt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat toxikologische Studien zu BAC und DDAC ausgewertet. Für die meisten Lebensmittel führen die bisher berichteten Rückstandsgehalte von BAC und DDAC in Lebensmitteln nicht zu einem akuten Risiko für deutsche und europäische Verbraucherinnen und Verbraucher. Laut BfR ist eine akute Gesundheitsgefährdung für Kinder und Erwachsene durch den Verzehr von Milch/Milchprodukten mit Rückstandsgehalten von 6,66 mg/kg Benzalkoniumchlorid möglich. Als eventuelle gesundheitliche Beeinträchtigungen kommen laut BfR leichte, reversible klinische Symptome als Folge einer Reizwirkung im Magen-Darm-Trakt in Betracht. Ausführliche Informationen dazu gibt es auf der Homepage des BfR.


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