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Das Aus für den Plastiktrinkhalm – gibt es Alternativen?

Mehrweg-Trinkhalme   Bildrechte: © Tetiana Ivanova, stock.adobe.com
Im Sommer ein Milchshake zum Mitnehmen in den Feierabend, im Herbst ein Chai Latte "to go", um die Hände beim Stadtbummel zu wärmen. Genüsslich wird beides mit einem Trinkhalm aus dem Becher geschlürft.


Doch irgendwas ist jetzt anders!

Statt Trinkhalmen aus Kunststoff steckt heute oft eine Alternative aus Papier im Getränk. Grund dafür ist die „Einwegkunststoffverbotsverordnung“ (EWKVerbotsV), die seit dem 3. Juli 2021 besagte Produkte verbietet und von Herstellern verlangt, Alternativen anzubieten.

In den vergangenen Jahren ist es immer mehr zur Routine geworden, mal eben schnell etwas zu Essen oder zu Trinken mitzunehmen. Ob Asia-Nudeln, Pommes, Currywurst, Salat oder ein „Coffee-to-go“: Wenn das Essen verspeist und der Kaffee getrunken ist, landet die Verpackung im Müll. Dass durch diverse Einwegkunststoffartikel die Meere immer mehr vermüllen und kleinste Mikroplastikpartikel für Menschen, Tiere und Umwelt nicht gut sind, ist dank der Medien und sozialen Netzwerke sicherlich vielen bekannt.

Und nun ist es an der Zeit, etwas zu ändern!

Die eben genannte Verordnung zielt nicht nur auf Trinkhalme ab, sondern auch auf Besteck, Teller sowie Trinkbecher und Lebensmittelboxen aus expandiertem Polystyrol (sogenanntes „Styropor“). Seit dem 3. Juli 2021 müssen außerdem bestimmte Einwegprodukte aus oder mit Kunststoff gekennzeichnet werden: mit Kunststoff beschichtete Pappbecher zählen genauso dazu, wie „reine“ Kunststoffbecher. Aber auch Tampons, Slipeinlagen, Feuchttücher oder Zigarettenfilter müssen entsprechend gekennzeichnet werden.

Als Alternative für Einweg-Kunststoff-Besteck finden sich vermehrt Produkte aus Holz und anstelle der Einweg-Kunststoff-Teller werden Alternativen aus Palmblättern, „Zuckerrohr-Fasern“ oder Pappe angeboten. Die Kunststoff-Trinkhalme zu ersetzen brachte Produkte aus Papier hervor. Aber auch „Makkaroni“ werden als Einwegprodukt angeboten. Für den privaten Gebrauch geht der Trend weg von der einmaligen Verwendung hin zu Mehrweg-Produkten. Hierfür finden sich in den Geschäften Trinkhalme aus Glas, Metall, Hart-Plastik, Silikon oder Bambus - alles mit beigefügter Bürste, um diese auch gut reinigen zu können.

Aber welche Alternativen sind wirklich gut?

Das Non-Plus-Ultra im Milchshake ist und bleibt der Trinkhalm: ohne ihn schmeckt es einfach nicht! Deshalb müssen hier vernünftige Alternativen her. Grundsätzlich ist natürlich immer der Griff zum Mehrweg-Trinkhalm die beste Lösung. Hier gibt es mittlerweile gute Alternativen aus bruchfestem Glas oder Metall, oder – wer bei Kunststoff bleiben möchte: Hartplastik.


Vergleich verschiedener Mehrweg-Trinkhalme als Alternative zu dem Einweg-Kunststoff-Trinkhalm

Glas Edelstahl Hartplastik Bambus Silikon
Reinigung &
Hygiene
problemlose Reinigung,
da Rückstände sichtbar; Sterilisierung durch Hitze möglich
Rückstände nicht sichtbar; aber Sterilisierung durch Hitze möglich Rückstände nicht sichtbar Rückstände nicht sichtbar; mikrobiologisch bedenklich, wenn nach der Reinigung nicht ausreichend getrocknet wird Rückstände nicht sichtbar
Reinigung im
Geschirrspüler
problemlos möglich problemlos möglich
nicht ratsam, verkürzt die Lebensdauer
nicht möglich, verkürzt die Lebensdauer
nicht ratsam, da Spülmittelgeschmack angenommen wird
Geschmacksneutral ja ja ja nein nein
Stabilität Bruchgefahr sehr stabil, bruchsicher und langlebig stabil, relativ bruchsicher, nutzt aber mit der Zeit ab
stabil, relativ bruchsicher, aber Splittergefahr, raue Oberfläche, Verfärbungen durch Getränke möglich
weich und biegsam; aber elektrostatisch und zieht Staub an
unerwünschte
Stoffe
keine keine keine Pestizide, Umweltkontaminanten flüchtige Stoffe
Entsorgung,
Recyclingfähigkeit,
Abbaubarkeit
Glascontainer, Recycling
Altmetall, Recycling
Gelber Sack
Biomüll, biologisch abbaubar Restmüll

Aber nicht überall bekommt man Mehrweg-Trinkhalme und nicht jeder hat ständig für den Fall eines Milchshake-Jiepers einen Glastrinkhalm in der Jackentasche. Daher wird auch hier wieder auf Einwegprodukte gesetzt. In erster Linie sind die Papiertrinkhalme zu nennen. Sicherlich kann man auch auf Makkaroni umsteigen oder auf den klassischen „Stroh“-Halm (ja, genau… echtes Stroh!); hiervon rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) allerdings ab:


Was empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)?

Silikon, Edelstahl oder Glas sind bei häufigem Gebrauch eine Alternative zu Kunststoff-Trinkhalmen (siehe Quelle). Gesundheitlich spricht nichts gegen die Verwendung von Hartweizenprodukten wie Nudeln. Wenn bei der Herstellung von Trinkhalmen aus Papier und Pappe die Vorgaben der BfR-Empfehlung Nr. XXXVI eingehalten werden, sind auch hier keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Von Strohhalmen wird allerdings abgeraten, aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken durch beispielsweise Keime, Schimmelpilzgifte oder andere unerwünschte Stoffe


Für die schnelle Übersicht haben wir die Tipps in einem kleinen Video zusammengefasst. Ausführlichere Informationen finden sich im Text.

Infografik: Mehrweg- und Einwegalternativen zu Plastiktrinkhalmen

Vergleich verschiedener Einweg-Trinkhalme als Alternative zu dem Einweg-Kunststoff-Trinkhalm


Strohhalm Makkaroni Papier
Geschmack nicht geschmacksneutral bei Wasser nicht geschmacksneutral bei Wasser nicht geschmacksneutral bei Wasser
Stabililtät ausfransen, leicht zerbrechlich aufweichen aufweichen
Unerwünschte Stoffe Pestizide, Umweltkontaminanten, Keime, Schimmelpilzgifte
nein Chlorpropanole, primäre aromatische Amine
Entsorgung Biotonne Biotonne/Aufessen Restmüll


Im Fokus der Überwachung standen in den vergangenen Jahren vor allem Papier-Trinkhalme. Damit diese nicht zu schnell im Getränk aufweichen, werden sie mit einem speziellen Harz behandelt, aus dem sogenannte Chlorpropanole (siehe Infokasten) als Rückstände in das Getränk übergehen können. Außerdem können durch die verwendeten bunten Farbstoffe primäre aromatische Amine (siehe Infokasten) in die Getränke übergehen. Das möchte natürlich keiner – und somit werden die Produkte auch weiterhin eingehend untersucht.

Chlorpropanole:
Damit Papier im Wasser stabil bleibt, wird es mit Nassverfestigungsmitteln ausgerüstet, beispielsweise mit Epichlorhydrinharz. Als Prozesskontaminanten können Chlorpropanole, wie das 1,3-Dichlor- 2-Propanol (1,3-DCP) und das 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) im Papier verbleiben und schließlich in das Lebensmittel übergehen. Da diese ein gesundheitsschädigendes Potential aufweisen, sind sie in Lebensmitteln unerwünscht. Denn nicht nur in nassfestem Papier sind Chlorpropanole zu finden, sondern auch in raffinierten Pflanzenölen, stark geröstetem Toastbrot oder Sojasoße.

Primäre Aromatische Amine (paA): Durch Verunreinigungen von Farbpigmenten oder durch die in Druckfarben verwendeten Azopigmente können in bunt bedruckten Lebensmittelbedarfsgegenständen aus Papier unterschiedliche paAs vorkommen. Es sollten nur Farbpigmente verwendet werden, die keine krebserregende aromatische Aminkomponente enthalten.

Quellen:

Die Bundesregierung:„Einweg-Plastik wird verboten“

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Alternativen zu Kunststoff-Trinkhalmen: Welche Materialien sind geeignet“(Mitteilung Nr. 016/2021 des BfR vom 27. Mai 2021) (PDF, nicht barrierefrei)

Bundesverband der Lebensmittelchemiker/-innen im öffentlichen Dienst e.V. (BLC):„Papiertrinkhalme – eine unbedenkliche Alternative zu Kunststoff?“; Landesverband Baden-Württemberg, BLC Artikel des Monats 05-2021

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Primäre aromatische Amine aus bedruckten Lebensmittelbedarfsgegenständen wie Servietten oder Bäckertüten“ (Stellungnahme Nr. 021/2014 des BfR vom 24. Juli 2013) (PDF, nicht barrierefrei)

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