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PFAS in Imprägniermitteln – Sprayen mit Folgen für die Ewigkeit?

Trekkingschuhe werden mit Imprägnierspray eingesprüht.   Bildrechte: © Dmytro - stock.adobe.com

Wer kennt es nicht? Es regnet und die Schuhe sind nach kurzer Zeit durchnässt. Wasser und Schmutz werden von Textilien und Leder nur unzureichend abgewiesen. Abhilfe schaffen hier Imprägniermittel entweder als flüssige Mischung mit festen Teilchen darin (Suspension) oder Spray. Wegen ihrer guten schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften sind PFAS oft Bestandteil von Imprägniermitteln.

Direkt zu den Untersuchungsergebnissen.

PFAS – Poly- und perfluorierte Alkylsubstanzen

PFAS bezeichnen eine Gruppe von über 10.000 Substanzen, deren Kohlenstoffkette teilweise oder vollständig fluoriert ist. Sie werden in vielen industriellen Produkten und Prozessen genutzt. Von Produkten aus Papier über Kleidung bis zu Polstermöbeln und Feuerlöschschaum. Die öl- und wasserabweisenden Eigenschaften sind gerne genutzt. Generell sind PFAS schwer abbaubar und weisen eine hohe Mobilität in der Umwelt auf. Daher gelten sie auch als Ewigkeits-Chemikalien. Studien zu PFAS zeigen beim Menschen negative Auswirkungen auf das Immunsystem, den Cholesterinhaushalt und die Fruchtbarkeit.

Wasser- und schmutzabweisende Imprägnierung

Leder und Textilien können bereits vor dem Kauf mit einer wasser- und schmutzabweisenden Imprägnierung ausgerüstet sein [1, 2]. Es ist jedoch für Verbraucherinnen und Verbraucher möglich, eine Imprägnierung nachträglich aufzubringen, beziehungsweise eine durch das Waschen oder Tragen beschädigte Imprägnierung zu erneuern [3]. Hierfür werden wässrige Suspensionen oder Sprays eingesetzt. Die Wirkung kann durch Silikone, Wachse oder auch poly- und perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) erreicht werden. Die besten technologischen Eigenschaften bieten Produkte auf Basis von PFAS – nur diese zeigen neben den wasserabweisenden auch öl- und schmutzabweisenden Eigenschaften [4].

Der Effekt beruht darauf, dass die chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Fluor die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten (einschließlich Öl) stark verringert und diese deshalb Tröpfchen bilden anstatt die ganze Fläche zu benetzen. So können sie leichter abgewiesen werden [4].

Die von Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgetragenen Imprägnierungen sind, ähnlich wie die gewerblichen, nicht dauerhaft beständig. Der Grund hierfür ist, dass zwischen den Wirksubstanzen (beispielsweise PFAS), welche für den Effekt sorgen, und dem Textil keine feste chemische Bindung vorliegt. Hieraus resultiert auch, dass die in den Imprägniermitteln enthaltenen PFAS mit der Zeit in die Umwelt gelangen. Die so freigesetzten PFAS können sich in der Umwelt anreichern und teils umwelt- sowie gesundheitsschädliche Eigenschaften aufweisen.
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Imprägnierung eines Textils aus Polyester; oben: mit PFAS imprägniert, Öl und Wasser bilden eine runde Perle; unten: nicht mit PFAS imprägniert, Öl zieht ein und Wasser bildet einen flachen Tropfen.

Analysemethode

In der Fachliteratur und den Medien sind eine Reihe von Untersuchungsergebnissen zu PFAS in Imprägniermitteln veröffentlicht worden [5, 6, 7, 8]. Problematisch für analytische Labore ist, dass es für die Analyse von PFAS in Imprägniermitteln keine normierte Methode gibt. Somit müssen Labore ihre eigenen Analysemethoden entwickeln. Die Art und Weise der Analyse hat einen großen Einfluss auf die Ergebnisse.

PFAS in Imprägniermitteln liegen üblicherweise nicht frei vor, sondern sind eingebettet in eine größere Struktur (Polymer). Um PFAS in diesen Polymeren analysieren zu können, müssen die Polymere zunächst abgebaut werden. Für diesen Abbau etablierte das Institut für Bedarfsgegenstände eine auf Imprägniermittel zugeschnittene Methode, die bei Textilien bereits Anwendung findet [9]. Die mit dieser Methode bestimmten Gehalte in den Imprägniermitteln liegen weit über den bisher berichteten Werten [5].

Untersuchungsergebnisse

Im Jahr 2025 wurden am Institut für Bedarfsgegenstände 24 Proben Imprägniermittel (einschließlich Rückstellproben aus dem Jahr 2024) analysiert, wovon 7 Proben PFAS enthielten. PFAS waren ausnahmslos in Sprays enthalten – alle wässrigen Suspensionen waren frei von den untersuchten PFAS (unter der Nachweisgrenze). In den PFAS-haltigen Proben konnten ausschließlich Polymere basierend auf dem Fluortelomeralkohol 6:2-FTOH nachgewiesen werden. Für 6:2-FTOH wurden Gehalte bis zu 2148 mg/kg nachgewiesen. Die hohen Gehalte sind erforderlich, um eine ausreichende Beschichtung des Textils oder Leders zu erzielen.

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Strukturformel von 6:2-FTOH

Verwendung wird eingeschränkt

Bei 6:2-FTOH handelt es sich um eine Vorläuferverbindung der Perfluorhexansäure (PFHxA), die ab dem 10. Oktober 2026 nicht mehr in Gemischen (Imprägniermitteln) für die breite Öffentlichkeit verwendet werden oder enthalten sein darf. Der zukünftige Grenzwert für 6:2-FTOH ist 1 mg/kg [10]. Dieser niedrige Grenzwert wird die Verwendung von 6:2-FTOH und seiner Verbindungen in Imprägniermitteln zukünftig einschränken. Davon ausgenommen sind professionelle Anwendungen wie beispielsweise bei Schutzausrüstungen für Feuerwehrleute [10].

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Gehalte von freiem und ester-gebundenem 6:2-FTOH in Imprägniermitteln; rote Linie: zukünftiger Grenzwert von 1 mg/kg.

Fazit

Auf dem Markt ist bereits eine Vielzahl von Imprägniermitteln ohne PFAS-Einsatz verfügbar. Die wasserabweisende Wirkung beruht bei diesen auf Silikonen oder Wachsen [8]. Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind diese Alternativen vollkommend ausreichend, weil auch sie eine gute wasserabweisende Wirkung haben. Lediglich im professionellen Bereich sind sie unter Umständen nicht geeignet, um PFAS zu ersetzen.

Unsere Tipps:

  • Beim Kauf auf Auslobungen wie „PFAS-frei", „PFC-frei", „ohne Zusatz von PFAS/PFC“ oder ähnliches achten. Bei diesen Produkten ist davon auszugehen, dass PFAS nicht gezielt eingesetzt werden.
  • Bei alten, im Haushalt noch vorhandenen, Imprägniermitteln darauf achten, diese gemäß der Anleitung (außerhalb von geschlossenen Räumen; Anwendungsmenge beziehungsweise -dauer) einzusetzen.
  • Prüfen, ob das vorhandene Imprägniermittel PFAS enthält: entsprechend der Anleitung auf einem (gegebenenfalls alten) Textilstück anwenden und anschließend einen Öl- und Wassertropfen auf die Oberfläche geben. Bilden beide Flüssigkeiten eine Perle (siehe Bild oben) ist davon auszugehen, dass PFAS im Imprägniermittel enthalten sind.
  • Bestehen Zweifel daran, ob das alte Imprägniermittel PFAS enthält oder nicht, ist es gegebenenfalls ratsam ein neues Imprägniermittel ohne PFAS-Einsatz zu kaufen. Bei der Entsorgung von alten Imprägniermitteln sind die Bestimmungen des lokalen Entsorgers zu beachten.
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