Bisphenole in Textilien – brillante Farben mit negativem Effekt?
Damit bunte Unterwäsche und Badebekleidung auch bunt bleibt, ist der Einsatz von Chemie notwendig. Der Farbglanz und die Farbechtheit von Spitze aus Polyamid oder Fasern aus beziehungsweise mit Elasthan werden durch polymere Bisphenole verbessert. In diesen Polymeren sind Reste von freien Bisphenolen enthalten, die für Umwelt und Gesundheit bedenklich sein können.
Anwendung von Bisphenolen in der Textilindustrie
Um Farben auf Kunststofffasern aus Polyamid- oder Elastan zu fixieren, ist eine Nachbehandlung notwendig. Ohne diese wären die Textilien nicht farbecht, es könnte beim Tragen des Textils und verstärkt beim Waschen zu Abfärbungen kommen. Die Textilien würden qualitativ minderwertig wirken und die Langlebigkeit (Nachhaltigkeit) der Textilien wäre schlecht. Um diesen unerwünschten Effekten vorzubeugen, können Farbfixiermittel eingesetzt werden. Sie verbessern die Wechselwirkung zwischen Fasern und Farbstoffen [1].
Umwelt- und Gesundheitsbedenken sowie geplante Beschränkungen
Bisphenole werden während des Herstellungsprozesses und beim häuslichen Waschen in die Umwelt eingetragen und können dort zu Schäden führen [2, 3]. Eine Aufnahme der Bisphenole über die Haut, insbesondere beim Schwitzen oder über Schleimhäute, ist nicht auszuschließen [3].
Im Gegensatz zu Bisphenol A in Spielzeug, Lebensmittelkontaktmaterialien und Thermopapier gibt es für die Verwendung beziehungsweise das Vorhandensein von Bisphenolen in weiteren verbrauchernahen Produkten bisher keine Grenzwerte in der europäischen Gesetzgebung [4, 5, 6, 7]. Ein von Deutschland eingereichter Beschränkungsvorschlag befindet sich derzeit in Überarbeitung [7]. Geplant war ein Grenzwert von 10 mg/kg sowie ein Grenzwert für den Übergang (Migration) von 0,04 mg/l [7]. Es ist bisher nicht abzusehen, wann dieser Beschränkungsvorschlag erneut bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht wird. Die Überwachung kann deshalb derzeit nur Daten zum Vorkommen von Bisphenolen in Textilien sammeln.
Zu den Untersuchungsergebnissen.
Unterwäsche im Fokus
Verbrauchermagazine aus der Schweiz und Österreich und eine tschechische Nicht-Regierungsorganisation berichteten in den Jahren 2024 und 2025 über erhöhte Gehalte von Bisphenolen in Unterwäsche [8; 9; 10; 11]. Auffällig ist, dass Damenunterwäsche besonders häufig belastet ist [8]. Das ist der Tatsache geschuldet, dass bunte Spitze häufig aus Polyamid besteht und Elastanbänder vielfach nicht in einen Bund eingenäht werden und somit ebenfalls gefärbt sind. Polyamid wird für Herrenunterwäsche dagegen kaum verwendet. Hier sind Elastanbänder teilweise in den Bund eingenäht und deshalb mitunter nicht gefärbt.
Untersuchungsergebnisse
Insgesamt wurden in den Jahren 2023 bis 2025 123 Proben (einschließlich Unterproben) auf Bisphenole analysiert, wovon 50 Proben Bisphenole enthielten. In den Proben konnten Gehalte von bis zu 150 mg/kg Bisphenol F und 427 mg/kg Bisphenol S bestimmt werden [Diagramm 1, Diagramm 2]. Verglichen mit anderen Produkten, wie Lebensmittelkontaktmaterialien aus Recyclingpapier, sind dies sehr hohe Werte [12]. Erfreulich war, dass in keiner Probe Bisphenol A über der Nachweisgrenze zu finden war.
Fazit und Ausblick
Privatrechtliche Zertifizierungen wie Oeko-Tex bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern bei Bisphenolen (mit Ausnahme von Bisphenol A – Grenzwert 10 mg/kg) bisher keine erhöhte Sicherheit, weil die dort festgelegten Grenzwerte mit 1000 mg/kg sehr hoch sind. Diese hohen Grenzwerte führen nicht zu einem Ausschluss von Farbfixiermitteln auf Basis von Bisphenolen im Herstellungsprozess.
Um den Körper möglichst wenig Bisphenolen auszusetzen, sollten die Textilien vor dem ersten Tragen gewaschen werden [3]. Das Waschen reduziert die verfügbare und eventuell über die Haut aufnehmbare Menge an Bisphenolen. Nicht nur Bisphenole werden auf diese Weise entfernt, sondern auch andere gegebenenfalls kritische Substanzen in Textilien.
[Link 1] https://rudolf.com/news/the-future-of-polyamide-fixation-why-bisphenol-is-being-phased-out-and-what-solutions-are-available; abgerufen 15.07.2025
[Link 2] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11415442/; abgerufen 15.07.2025
[Link 3] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0045653514010765; abgerufen 15.07.2025
[Link 4] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32009L0048&qid=1753100075715; in der derzeit gültigen Fassung
[Link 5] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32024R3190&qid=1753100112429; in der derzeit gültigen Fassung
[Link 6] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32006R1907&qid=1753100135487; in der derzeit gültigen Fassung
[Link 7] https://echa.europa.eu/de/registry-of-restriction-intentions/-/dislist/details/0b0236e1853413ea; abgerufen 15.07.2025
[Link 8] https://konsument.at/bisphenole-unterwaesche-test; abgerufen 15.07.2025
[Link 9] https://www.ktipp.ch/tests/produktetests/detail/artikeldetail/test-damenslips-riskante-chemikalien-in-erotischen-slips; abgerufen 15.07.2025
[Link 10] https://www.test.de/Bisphenole-in-Unterwaesche-6163207-0; abgerufen 15.07.2025
[Link 11] https://arnika.org/en/news/toxic-chemicals-in-underwear-women-are-a-high-risk-group-when-looking-for-bisphenols-in-textiles; abgerufen 15.07.2025
[Link 12] https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/01_Aufgaben/02_AmtlicheLebensmittelueberwachung/04_Monitoring/2020/lm_monitoring_2020_node.html; abgerufen 15.07.2025