LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Hantavirus

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Puumala-Viren (Hanta-Viren)   Bildrechte: Hans R. Gelderblom, Freya Kaulbars/RKI (Robert-Koch-Institut)
Puumala virus (Hantaviren). Transmissions-Elektronenmikroskopie, Ultradünnschnitt. Maßstab = 200 nm (Nanometer)

Überträger
  • Nagetiere (Wühlmäuse, Mäuse, Ratten)
Übertragung
in Deutschland häufig:
  • Einatmen von virushaltigem Staub
in Deutschland seltener:
  • Kot, Speichel, Urin infizierter Tiere
  • Bisse von infizierten Tieren
  • Aufnahme von Lebensmitteln, die mit Nagerkot verunreinigt sind
Symptome
  • bei Tieren keine Krankheitssymptome
  • bei Menschen: unterschiedliche Krankheitsbilder
    Fieber, Kopf-, Muskel-, Bauch- und Rückenschmerzen
    Schwindel, Sehstörungen, Durchfall oder trockener Reizhusten
    Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom, Blutdruckabfall und Nierenfunktionsstörungen bis zum dialysepflichtigen Nierenversagen
Vorbeugung
  • Von Nagern und deren Ausscheidungen fernhalten
  • Eindringen von Nagern und Wohn- und Lagerräume verhindern
  • Lebensmittel nagersicher aufbewahren
  • Vor dem Entfernen tote Tiere und Nagerkot mit handelsüblichen Reinigern besprühen, um Staubentwicklung zu vermeiden
  • Beim Entfernen einer großen Menge Nagerkot FFP3-Atemschutzmaske und Handschuhe tragen



Bildrechte: ©LAVES/Beinke
Rötelmaus

Erreger

Der Name „Hantavirus“ leitet sich von dem koreanischen Fluss Hantan ab. Mehrere Tausend dort stationierter Soldaten erkrankten in der Mitte des 20. Jahrhunderts an einer Virusinfektion. Es gibt verschiedene Arten von Hantaviren. In Deutschland kommt am häufigsten das Puumala-Virus vor. Hantaviren werden durch Nagetiere übertragen; in Mitteleuropa können vor allem Wühlmäuse (besonders die Rötelmaus), Mäuse (zum Beispiel die Brandmaus) und Wanderratten mit Hantaviren infiziert sein. Bei Menschen können Hantaviren schwere Erkrankungen verursachen, wie im März 2021 ein erstmals durch ein Tulavirus in Deutschland ausgelöster Fall zeigt.


Krankheitsbild bei Tieren

Mit Hantaviren infizierte Nagetiere zeigen keinerlei Krankheitssymptome. Sie bleiben lebenslang mit den Viren infiziert und scheiden diese vor allem mit dem Urin, aber auch mit dem Kot und Speichel aus. Soweit bekannt, sind andere Tierarten für Hantaviren nicht empfänglich.


Krankheitsbild bei Menschen

Laut Niedersächsischem Landesgesundheitsamt werden in Niedersachsen jährlich 40 bis 120 Fälle gemeldet. Die Fallzahl schwankt mit dem Vorkommen der Wirtstiere, insbesondere der Rötelmaus.

Je nach Virusart können Hantaviren unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen. Bei einer Ansteckung mit den in Mitteleuropa vorkommenden Hantaviren entwickeln Menschen durchschnittlich nach zwei bis vier Wochen klinische Symptome, meistens beginnend mit Fieber, Kopf-, Muskel-, Bauch- und Rückenschmerzen. Dazu können Schwindel, Sehstörungen, Durchfall oder ein trockener Reizhusten kommen. Im weiteren Verlauf kann sich ein sogenanntes Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) entwickeln. Dieses zeigt sich zusätzlich mit Blutdruckabfall und Nierenfunktionsstörungen bis zum dialysepflichtigen Nierenversagen. Sehr selten können auch Auswirkungen auf die Lunge oder punktförmige Unterhautblutungen vorkommen. Häufig verläuft die Infektion in Mitteleuropa aber auch ohne klinische Symptome oder mit nur leichten grippeähnlichen Beschwerden.


Übertragungswege

In Kot, Speichel und Urin infizierter Nagetiere können Hantaviren mehrere Wochen infektiös bleiben. Daher kann eine Infektion auch ohne direkten Kontakt zum Nagetier erfolgen. Der Mensch infiziert sich durch das Einatmen von virushaltigem Staub, zum Beispiel beim Ausfegen von mit Nagerausscheidungen verunreinigten Räumen. Eine Infektion durch Bisse von infizierten Nagern oder durch die Aufnahme von mit Nagerkot verunreinigten Lebensmitteln ist ebenfalls möglich. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch oder über Haustiere wurde nicht beobachtet.


Prävention

Ein Ansteckungsrisiko besteht für Menschen, die Kontakt zu Nagern oder deren Ausscheidungen haben. Der Aufenthalt in von Nagern bewohnten Räumen und insbesondere die Reinigung von Scheunen, Schuppen, Garagen oder Häusern in denen sich Nager aufhielten, sind besonders risikobehaftet. Tätigkeiten in der Land- und Forstwirtschaft und im Bauwesen sowie Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagerausscheidungen führen können, stellen ebenfalls ein Risiko dar. Beispiele für letzteres sind Gartenarbeit, Umstapeln von Holz, Zelten, Pilze sammeln usw.

Sie können sich vor einer Infektion schützen, indem Sie sich von Nagern und deren Ausscheidungen fernhalten. Insbesondere sollten Sie das Eindringen von Nagetieren in Ihre Wohn- und Lagerräume durch entsprechende bauliche Maßnahmen und Hygiene verhindern. Lebensmittel sollten nagersicher aufbewahrt werden.

Stellen Sie in Ihrem Zuhause einen Nagerbefall fest, kann es sinnvoll sein, sich fachkundig beraten zu lassen. Lebensmittel, die Spuren von Nagern aufweisen, sollten entsorgt werden. Mit Nagerkot oder ‑spuren verunreinigte Räume sollten unter Beachtung des Selbstschutzes gründlich gereinigt werden. Dazu sollten Einweg-Gummihandschuhe und ein gut sitzender Atemschutz (FFP3-Maske) getragen werden. Vor Beginn der Reinigung sollte der betroffene Raum gut gelüftet werden. Eine Staubentwicklung sollte bei der Reinigung unbedingt vermieden werden. Daher sollten Sie keinen Staubsauger benutzen, sondern eine feuchte Reinigung mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel durchführen. Nach den Reinigungsarbeiten sollten sie sich gründlich abduschen und benutzte Arbeitskleidung waschen. Weitergehende Informationen finden Sie auf dem Merkblatt „Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen" des Robert-Koch-Instituts.


Weitere Informationen

Niedersächsisches Landesgesundheitsamt: Hantavirus-Infektion

Robert-Koch-Institut: Ratgeber Hantaviren

Robert-Koch-Institut: Hantavirus

Friedrich-Loeffler-Institut: Hantavirus-Erkrankungen


Das LAVES ist an verschiedenen Zoonose-Forschungsprojekten beteiligt, unter anderem an RoBoPub: „Rodent-Borne-Pathogens-and-Public-Health“, das heißt Nagetier-übertragene Krankheitserreger und öffentliche Gesundheit. Ziel ist die Verbesserung der Öffentlichen Gesundheit durch ein besseres Verständnis der Epidemiologie nagetierübertragener Krankheiten wie Hantaviren und Leptospiren. Mehr dazu:

Eine Rötelmaus lugt aus ihrem Versteck Bildrechte: ©silkehuettche - stock.adobe.com

Hantavirus und Q-Fieber: bundesweite, enge Vernetzung für ein effektives Management gesundheitlicher Risiken

Das LAVES ist an zwei Zoonose-Forschungsverbünden beteiligt. Der aktuell veröffentlichte „Q-Fieber-Leitfaden - Gemeinsam stärker gegen Q-Fieber“ bietet Informationen und Handlungsempfehlungen für das öffentliche Gesundheits- und Veterinärwesen zu Infektionen bei Menschen und Hauswiederkäuern. mehr
Hier finden Sie noch weitere Artikel über Zoonosen:
Waschbär Bildrechte: © geoffkuchera - Fotolia.com

Waschbärspulwurm

Der Waschbärspulwurm ist ein Parasit, der im Darm von Waschbären vorkommen kann. Er gehört zu den Zoonosen und kann von Waschbären auf andere Tiere und Menschen übertragen werden. Vorsicht bei Kot in Sandkästen - Kinder können über verunreinigten Sand an den Fingern Eier der Spulwürmer aufnehmen. mehr
Großes Mausohr Bildrechte: Joachim Neumann - Fotolia.com

Tollwut – kranke Tiere nicht anfassen!

Die Tollwut gehört zu den am längsten bekannten Infektionskrankheiten, wird durch den Biss erkrankter Tiere übertragen und verläuft zumeist tödlich. Jährlich sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation weltweit 40.000 bis 70.000 Menschen an einer Tollwutinfektion. mehr
Fuchs auf einer Wiese Bildrechte: © Pim Leijen – Fotolia.com

Zoonose - was ist das?

Eine Zoonose definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eine Krankheit oder eine Infektion, die natürlicherweise zwischen Wirbeltieren und Menschen übertragen werden kann. Das Lebenmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover untersucht Tiere auf Zoonoseerreger. mehr
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln