Experten des LAVES untersuchten und zerlegten die gestrandeten Wale in Norddeich
Rückblick auf den 29. November 2003
Am Samstagmittag, 29. November 2003, war es soweit: Die beiden vor Norderney gestrandeten Pottwale wurden unter Leitung des Tierarztes Dr. Michael Stede vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) im Hafen von Norddeich zerlegt. Stede vom Veterinärinstitut Cuxhaven (heute Institut für Fische und Fischereierzeugnisse) des LAVES ist Experte für Meeressäuger.
Zuvor mussten die zwei Wale, die auf der Sandbank „Steinplatte“ lagen, mit einem Schiff abgeschleppt und in den Hafen von Norddeich gebracht werden. Dort wurden die Tiere vertäut, mit einem Kran herausgehoben und anschließend in 15 mal 20 Meter große Wannen gelegt. In den Wannen wurden die 40 und 25 Tonnen schweren Meeressäuger von Stede, Dr. Uwe Jark und Dr. Sven Ramdohr (LAVES) zerlegt.
Pottwale sind um diese Jahreszeit vom Nordmeer auf dem Weg zur Paarung in Höhe der Azoren (Atlantischer Ozean) unterwegs. Dass Wale im Wattenmeer stranden, ist nichts ungewöhnliches: „Das geschieht schon seit Jahrhunderten und ist auch historisch belegt“, meint Stede. 1720 strandeten beispielsweise mehr als 20 Pottwale vor Scharhörn (Cuxhaven). Die Nordsee ist ein sogenanntes Flachmeer. „Wenn Wale auf dem Weg vom Nordmeer in die Nordsee ins Wattengebiet geraten, ist die Gefahr groß, dass sie dort bei ablaufendem Wasser stranden (durch drei Meter Tidenhub).“ Es ist immer wieder festgestellt worden, dass die Tiere insbesondere in der Nähe von Inseln stranden: „Dort sind die Strömungen besonders stark und danach richten sich aller Wahrscheinlichkeit nach die Wale“, so Stede.
Das Wattengebiet wird dann für die Tiere zur Sackgasse. „Festgefahren wie ein Schiff, versuchen die Wale sich zu befreien und verenden dann durch einen Schock“, erklärt Stede.
Stede hat zur weiteren Untersuchung Proben – auch für Greenpeace – vom Fett- und Muskelgewebe der beiden Bullen genommen.