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Silberfischchen! Aber nicht immer...

Verschiedene Wohnungsfischchen und ihre Lebensweise


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Ein Wohnungsfischchen (Zygentoma)

Die Wohnungsfischchen (Ordnung Zygentoma) sind mit über 400 Arten über die ganze Welt verbreitet, kommen aber überwiegend in den Tropen und Subtropen vor. Sie leben im Freien meistens in der Erde, unter Steinen oder in Ameisen- und Termitennestern. Die meisten Arten sind wärmeliebend. In Mitteleuropa kommen sechs Arten vor, fünf davon leben in Deutschland nur in Gebäuden. Im Freiland findet sich eine Art, welche in Ameisennestern lebt.

Die nachtaktiven und sehr lichtscheuen Fischchen kommen in Mitteleuropa ganzjährig in Gebäuden mit hoher Luftfeuchte vor. Erhöhte Luftfeuchtigkeit entsteht zum Beispiel durch falsche Lüftung, Wasserschäden oder Restfeuchte in Neubauten. Als Nahrung bevorzugen sie stärke- und zuckerhaltige Produkte wie Mehl, Grieß, Teigwaren und Zucker, aber auch Tapeten, Bücher oder Briefmarken.

Fischchen wachsen ihr Leben lang, das heißt je größer ein Fischchen ist, desto älter ist es. Die maximale Größe hängt von der Art ab.

Eine dauerhafte Bekämpfung von Wohnungsfischchen ist nur dann möglich, wenn die Ursache des vermehrten Auftretens erkannt und beseitigt wird. Je nach Art kann sich die Bekämpfung unterscheiden. Wenn die für die Tiere günstigen Le­bensbedingungen nicht geändert werden, muss mit Neubefall gerechnet werden.

Silberfischchen oder Papierfischchen?

Die häufigsten Vertreter der Fischchen in unseren Wohnungen sind das Silberfischchen und das Papierfischchen. Mit dem bloßen Auge sind sie nicht zu unterscheiden, jedoch variiert ihre Lebensweise. Das Silberfischchen braucht deutlich mehr Feuchtigkeit als das Papierfischchen und kann sogar Wasserschäden anzeigen. Das Papierfischchen mag Feuchtigkeit zwar gern, braucht sie aber nicht zwingend. Es ist auch nicht ganz so lichtscheu wie das Silberfischchen und wird zudem etwas größer.

Durch diese angepassten Lebensbedingungen sind die meisten in Wohnungen vorkommenden Fischchen inzwischen tatsächlich Papierfischchen. Vor einigen Jahren noch waren die Silberfischchen in der Mehrzahl und sind auch in der Bevölkerung deutlich bekannter. Ob das Papierfischchen das Silberfischchen verdrängt, ist bisher nicht bekannt, es deutet aber vieles darauf hin.

Silberfischchen, Lepisma saccharina

Das Silberfischchen ist weltweit verbreitet. Neben der typischen Ernährung mit stärke- und zuckerhaltigen Produkten wird der Proteinbedarf durch trockene Fleischreste und tote Insekten gedeckt. Das Silberfischchen bevorzugt eine hohe Luftfeuchtigkeit und normale Raumtemperatur.
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Silberfischchen (Lepisma saccharina)

Die Lebenserwartung der Silberfische beträgt etwa drei Jahre. In diesem Alter können sie eine Körperlänge von 11,5 Millimeter erreicht haben. Der Populationsaufbau verläuft relativ langsam. Das bedeutet, dass größere Befälle schon seit längerem bestehen müssen.

Silberfischchen können häufig schon durch die Verringerung der Luftfeuchtigkeit und die Vermeidung von Feuchtigkeitsquellen, Schlupfwinkeln und Nahrungsquellen stark reduziert werden.

Papierfischchen, Ctenolepisma longicaudata

Das Papierfischen ist aus wärmeren und trockeneren Regionen der Tropen und Subtropen nach Mitteleuropa eingeschleppt worden. In Norddeutschland ist es an mehreren Fundorten nachgewiesen worden, verschleppt mit größeren Lieferungen von Hygienepapier.
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Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata)

Im Gegensatz zum Silberfischchen verträgt das Papierfischchen etwas mehr Trockenheit. Die Tiere sind lichtscheu (aber nicht so lichtscheu wie das bekannte Silberfischchen) und nachtaktiv, als Nahrung dienen auch ihm kohlenhydrathaltige Produkte. Unter feuchten Bedingungen können Ctenolepisma-Arten Papier und Pappe zerstören. Papier wird meist unregelmäßig vom Rand her angefressen. Es kann zum Beispiel in Bibliotheken große Schäden anrichten.

Papierfischchen können bei kühlen Verhältnissen maximal sieben bis acht Jahre alt werden. Ihre Körperlänge kann in diesem Alter bis zu 15 Millimeter betragen.

Die Bekämpfung ist nur mit Fraßködern möglich, die im Handel erworben oder von einem Schädlingsbekämpfer ausgebracht werden können.

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Papierfischchen - Seitenansicht
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Papierfischchen - Bauchansicht
Kammfischchen, Ctenolepisma lineata

Das Kammfischchen kommt hauptsächlich in den wärmeren Gegenden Europas vor, wird aber häufig eingeschleppt und wurde in Deutschland schon mehrfach im Freiland und in Gebäuden gefunden. Es wird 10 bis 12 Millimeter lang.
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Kammfischchen (Ctenolepisma lineata)
Das Kammfischchen lebt und ernährt sich ähnlich wie das Papier- und das Silberfischchen.
Ofenfischchen, Thermobia domestica (früher Lepismodes inquilinus)

Die nachtaktiven und lichtscheuen Ofenfischchen kommen weltweit in Gebäuden vor. Häufig sind sie in warmen bis sehr warmen Bereichen (Temperaturen um 32 Grad Celsius und höher) mit erhöhter Luftfeuchtigkeit anzutreffen, zum Beispiel in Heizungsräumen, Gärkammern oder Backofenverkleidungen. Als Nahrung bevorzugen sie stärke- und zuckerhaltige Produkte sowie Naturfasern, trockene Fleischreste oder verletzte und tote Artgenossen. Sie fressen aber auch an Tapeten, Büchern und sonstigen stärkehaltigen Produkten. Zur Entwicklung der in Rissen und Spalten abgelegten Eier sind eine hohe Luftfeuchtigkeit und mindestens 25 Grad Celsius erforderlich.
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Ofenfischchen (Thermobia domestica)
Die Lebenserwartung eines Ofenfischchens beträgt zwei bis drei Jahre. Sie sind in diesem Alter maximal 13 Millimeter lang. Der Populationsaufbau verläuft relativ langsam.
Ofenfischchen können häufig schon durch die Verringerung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie die Vermeidung von Feuchtigkeitsquellen, Schlupfwinkeln und Nahrungsquellen stark reduziert werden.

Geisterfischchen, Ctenolepisma calva

Das Geisterfischchen wurde erstmals 1910 beschrieben. Anfang der 70er Jahre trat es in Mittelamerika auf, wo es schnell eine der häufigsten Arten in Gebäuden war. 2017 wurde die Art in Chemnitz nachgewiesen. Wie sie nach Deutschland und auch nach Österreich verschleppt wurde, ist nicht bekannt. Die Art scheint sich aber rasch zu verbreiten.

Ansonsten ist so gut wie nichts über das Geisterfischchen bekannt. Bisher wurde die lichtscheue Art ausschließlich in Gebäuden nachgewiesen. Bevorzugt werden trockene Wohnungen mit Fußbodenheizung, die auch im Winter gleichbleibende Temperaturen von über 20 Grad Celsius bieten. Das Geisterfischchen wird bis zu 8 Millimeter lang. Die genauen klimatischen Ansprüche der Geisterfischchen sind jedoch unbekannt.

Eine Bekämpfung ist wahrscheinlich wie beim Papierfischchen am ehesten mit Fraßködern möglich.

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Geisterfischchen (Ctenolepisma calva) auf Klebefalle
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Geisterfischchen in verschiedenen Altersstufen

Ameisenfischchen, Atelura formicaria

Das Ameisenfischchen kommt in Deutschland manchmal in Gebäuden vor, ist aber generell selten. Es lebt normalerweise in Ameisennestern, ist einfarbig hell gold-glänzend, hat keine Augen und ist 4 bis 6 Millimeter lang. Seine Körperanhänge sind verhälnismäßig kurz.

Die genaue Lebensweise und Temperaturansprüche sind nicht bekannt.

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