LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Ist die Schwarmstimmung bei den Bienenvölkern nun erloschen? Kann man jetzt vielleicht noch Jungvölker erstellen?

Schwarmzellen auf Brutwabe   Bildrechte: LAVES, O. Boecking

Die Bienenvölker haben, der natürlichen Entwicklung entsprechend, inzwischen ihren Jahreshöhepunkt überschritten, wenn man sich die Brutentwicklung der Völker seit dem Frühjahr anschaut. Gleichzeitig sind sie derzeit noch Individuen-stark, sofern sie nicht zuvor geschwärmt sind. Dieses Jahr war vielerorts mal wieder ein an Schwärmen reiches Jahr. Viele Laubbäume weisen in der hiesigen Region hohen Blattlausbefall auf, so dass bei weiterer Entwicklung und feuchtwarmem Wetter die Bienen womöglich Honigtau eintragen werden. Damit könnte eigentlich auch die Zeit der Schwarmstimmung für dieses Jahr beendet sein.

Sollte das nicht der Fall sein, so kann man jetzt durch die Erstellung von Jungvölkern über das „Treibling“-Verfahren der Schwarmstimmung ein Ende bereiten. Wie das gelingt, erklären wir Ihnen hier.

Das „Treibling“-Verfahren

Nach der Honigernte können mit der „Treibling“-Methode Jungvölker erstellt und so (noch) vorhandene Schwarmstimmung in den Wirtschaftsvölkern jetzt endgültig unterbunden werden

Grundvoraussetzung ist, man verfügt über begattete Jungköniginnen und nutzt gleich großes Rähmchenmaß im Brut- und Honigraum. Wie geht man vor?

  1. Den Wirtschaftsvölkern wird nach der (Raps-)Honigernte über Absperrgitter eine Zarge mit leergeschleuderten, honigfeuchten Honigraumwaben, aufgesetzt. In dieser aufgesetzten Zarge sollte zusätzlich eine gefüllte Honig-/Futterwabe (am äußeren Rand) eingehängt sein. Das sichert die Erstversorgung der so gebildeten Jungvölker. Die honigfeuchten Waben locken eine Vielzahl von Bienen durch das Absperrgitter in die aufgesetzte Zarge;
  2. Etwa 3 bis 4 Stunden nach dem Aufsetzen wird diese aufgesetzte Zarge vom Wirtschaftsvolk heruntergenommen und auf einen neuen Beutenboden gestellt und mit einem Deckel ausgestattet. Das Einflugloch sollte verschlossen sein (zum Beispiel mittels Schaumstoffstreifen). Achten Sie darauf, dass der Bienenkasten des „Treiblings“ trotz verschlossenem Flugloch über eine ausreichende Belüftung verfügt. Andernfalls können die Bienen verbrausen (ersticken). In den 3 bis 4 Stunden sind mehr als genug Bienen in die Zarge mit den honigfeuchten Waben hochgezogen. Wer länger wartet und beispielweise erst am folgenden Tag die Zarge abhebt, muss zuvor mit dem Smoker Bienen von unten wieder durch das Absperrgitter hochtreiben - daher rührt der Name „Treibling“.
  3. Das so erstellte Jungvolk beziehungsweise der „Treibling“ wird zunächst an einen kühlen Ort gestellt.
  4. Dem Wirtschaftsvolk kann dann sogleich ein neuer Honigraum auf das Absperrgitter für die Folgetracht aufgesetzt werden.
  5. Nach etwa 3 weiteren Stunden kann dem „Treibling“ ein mit Futterteigverschluss versehener Zusetzkäfig mit einer begatteten Königin zugehängt werden.
  6. Am Folgetag wird das so erstellte Jungvolk auf einen neuen Standort, außerhalb des Flugkreises der Wirtschaftsvölker, mit offenem, aber eingeengtem Flugloch aufgestellt. Das eingeengte Flugloch ist notwendig, damit sich die Bienen des „Treibling“ gegebenenfalls gegen Räuberbienen verteidigen können.
  7. Nach ein paar Tagen erfolgt dann eine Sprühbehandlung des „Treiblings“ beziehungsweise der Bienen darin Wabe für Wabe mit Oxalsäure gegen die Varroa-Milbe. Diese Behandlung führt man am besten gegen Abend oder in den frühen Morgenstunden durch.
  8. Dem schließen sich dann regelmäßige Flüssigfütterung in kleinen Portionen dieser Jungvölker an, damit diese zu einer überwinterungsfähigen Einheit anwachsen können.

Da die Jungvölker mit einer begatteten Königin beweiselt werden, beginnen diese sogleich mit der Brutaufzucht. Nach der hier beschriebenen Methode starten diese Jungvölker mit vielen Bienen und können sogleich entsprechend große Brutmengen pflegen. Dazu benötigen sie stets eine gleichbleibende Futterversorgung, um die Sie sich kümmern müssen. Da diese Jungvölker mit unterschiedlich alten Bienen starten, gibt es nach etwa zwei Wochen eine Phase, in der weniger erwachsene Bienen in diesen Jungvölkern vorhanden sind als zum Startzeitpunkt. Dieser natürliche Abgang der (alten) Bienen wird aber alsbald durch eine Vielzahl frisch geschlüpfter Bienen wieder kompensiert.

Die so um einen „Treibling“ geschröpften Wirtschaftsvölker stellen ihre Schwarmstimmung in der Regel dann endgültig ein. Ein gewisser Nachteil dieser Methode liegt darin, dass die Wirtschaftsvölker bei einer noch ausstehenden Linden- beziehungsweise sonstigen Folgetracht etwas weniger Honig produzieren. Dazu muss es aber ohnehin erst einmal dann auch „honigen“. Andererseits verfügt man so über Varroa-befreite Jungvölker – die „Rennpferde“ für das kommende Jahr.

Was ist sonst derzeit an den Bienen zu tun?

Bei den Wirtschaftsvölkern muss weiterhin Drohnenbrut zwecks Varroa-Reduzierung ausgeschnitten werden, sofern die Bienen den Baurahmen noch weiterhin von ihrer Königin „bestiften“ lassen. Da die Bienen schon in der letzten Woche erste Anzeichen von Räuberei zeigten, gilt es jetzt entsprechend umsichtig an den Bienen zu arbeiten.

Achten Sie auch darauf, dass Ihre schon zu einem früheren Zeitpunkt erstellten Jungvölker weiterhin versorgt werden; d.h. mit Mittelwänden erweitern und den Futterstrom nicht versiegen lassen.

Wenden Sie sich gerne an uns falls Rückfragen bestehen: poststelle.ib-ce@laves.niedersachsen.de

Tragen Sie sich in unsere Abonnentenliste ein, wenn Sie diesen Newsletter künftig per E-Mail erhalten möchten.


* Pflichtfeld
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln