LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Fragen und Antworten zur Seehundzählung

Ein Balkendiagramm mit den Beständen der Seehundpopulation von 1951 bis 2023. Nach einem Einbruch der Population in 2022 auf 8.723 Tiere hat sich der Bestand auf 8.912 erholt.   Bildrechte: © LAVES
Die vollständige Statistik ist im Anschluss an die Fragen verlinkt.

Seit wann werden in Niedersachsen Seehunde gezählt und von wem?

Schon seit 1958 wird der Seehundbestand in Niedersachsen systematisch erfasst: Bis 1972 wurde von Schiffen aus gezählt und seither aus der Luft vom Flugzeug. Das Seehund-Monitoring für Niedersachsen ist nach Auflösung der Bezirksregierungen im Jahr 2005 auf das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) übertragen worden. Seitdem wird es vom LAVES organisiert und koordiniert.

Warum werden die Seehunde jährlich gezählt, stehen sie unter Schutz?

Die jährlichen Zählungen geben einen genauen Überblick über den Bestand. Der Seehund wurde im Laufe der 1960er-Jahre aufgrund der Umweltbedingungen zur Seltenheit und die Population brach immer weiter zusammen. Seit 1971 darf der Seehund in Niedersachsen nicht mehr bejagt werden. Durch internationale Vereinbarungen, wie durch Listung in Appendix III der Berner Konvention des Europarats November 1979, haben sich die Mitgliedsstaaten zum Schutz des Seehundes im natürlichen Verbreitungsgebiet verpflichtet.

Auf welcher Grundlage erfolgt die Zählung, welche Länder sind beteiligt und warum gleichzeitiger Start?

Grundlage für die Zählung ist seit 1990 das Internationale Seehundschutzabkommen der Länder Deutschland (Niedersachsen und Schleswig-Holstein), Dänemark und Niederlande. Im Rahmen dieses Abkommens starten die Zählungen dieser Länder zeitgleich zur Vermeidung von Doppelzählungen der sehr mobilen Seehunde.

Warum sind die Sommermonate die beste Zeit für die Flüge?

Die beste Zeit für die Zählung ist von Juni bis August bei Niedrigwasser. In den Sommermonaten kommen die Seehunde vermehrt an Land, um ihre Jungen aufzuziehen, um sich zu sonnen und um ihr Fell zu wechseln. Die Seehunde ruhen auf den Sandbänken und können vom Flugzeug aus gezählt werden.

Wann geht's los?

Das sind die Termine für das Monitoring 2023: 9. Juni, 24. Juni, und 27. Juni, 7. August und 23. August. Das sind insgesamt 15 Flüge, an den fünf Terminen starten jeweils drei Propellermaschinen.

Wo starten die Zählflüge in Niedersachsen?

Der Niedersächsische Küstenabschnitt wird für die Flüge in drei etwa gleich große Zählabschnitte unterteilt. Drei Kleinflugzeuge starten bei Niedrigwasser von drei verschiedenen Flugplätzen:

Flugplatz Emden: dieser größte Teilabschnitt umfasst das Wattenmeer vom Dollart bis zur Insel Spiekeroog. Der Flug kann bis zu drei, vier Stunden dauern.

Flugplatz Mariensiel: der Teil vom Jadebusen bis zur Insel Wangerooge und das Watt um die Insel Mellum und vor Butjadingen wird erfasst. Der Flug dauert etwa eineinhalb Stunden.

Flugplatz Nordholz: das Watt vor der Küste Cuxhavens bis an die Elbe umfasst diesen Teilabschnitt. Auch in diesem Abschnitt beträgt die Flugdauer etwa eineinhalb Stunden

Flug und Zählung: Wie läuft es und welche wichtigen Voraussetzungen müssen Pilot und Zähler mitbringen?

Pilot

Für diese Seehundzählflüge ist außerordentliches fliegerisches Können und präzise Orientierung im Watt erforderlich. Die Flughöhe ist sehr unterschiedlich, liegt aber bei etwa 150 Meter – aus Gründen der Flugsicherheit und um die Tiere nicht zu stören.

Zähler

Das niedersächsische Wattenmeer unterliegt einer ständigen natürlichen Veränderung. Durch Stürme verändern sich beispielsweise Sandbänke und können als Ruheplatz für den Seehund an Attraktivität verlieren, die Tiere ziehen weiter. Diese neuen Wege und Plätze sind für den erfahrenen Zähler schnell auszumachen. Die jahrzehntelange Erfahrung der Zähler macht es möglich, die Seehunde im Vorbeiflug systematisch zu erfassen. Zusätzlich werden Fotos von den Liegeplätzen aufgenommen. Die Liegeplätze werden kartiert. Anschließend werden die Daten ausgewertet.

Die Propellermaschinen sind mit zwei Zählern besetzt – einer zählt die erwachsenen Seehunde, der andere die Jungtiere.

Besondere Herausforderung für Pilot und Zähler: Durch die Tide ist das Zeitfenster für die Zählung sehr gering.

Welche Erkenntnisse brachten die Zählungen zuletzt?

Es konnte ein sehr stabiler und vitaler Seehundbestand beobachtet werden. Und es scheint, als ob der Höchststand noch nicht erreicht ist. Natürliche Einflüsse regulieren in der Regel den Bestand, dazu gehören Nahrungsangebot und Liegeplätze auf den Seehundbänken. Zeiten, in denen Seehunde im Wattenmeer bejagt werden durften, sind lange vorbei und Ausbrüche der Seehundstaupe sind überwunden. Der Seehund hat sich seinen festen Platz im Wattenmeer zurückerobert.

Rückblick: Im Sommer 2002 reduzierte sich der Seehundbestand dramatisch. Die Seehunde wurden Opfer der Seehundstaupe, eine Viruserkrankung. 3.851 Seehunde wurden an der niedersächsischen Küste tot aufgefunden, nur knapp 3.500 Tiere überlebten. Nach diesem Seuchenzug hat sich der Bestand kontinuierlich erholt und stabilisiert. Im Winter 2014 konnte das Grippevirus (H10N7) dem Bestand nicht ernsthaft etwas anhaben. In Niedersachsen verendeten etwa 320 Seehunde.
1988 ereignete sich das erste große Seehundsterben aufgrund der Seehundstaupe. Der schon geringe Seehundbestand an der Niedersächsischen Küste mit knapp 2.500 Tieren reduzierte sich auf 1.400.

Hier ist die Statistik der Seehundpopulation von 1958 bis 2022 zu finden.

Wie hoch sind die Kosten der Zählflüge und wer trägt sie?

Das Land Niedersachsen trägt die Kosten des Monitorings. Hierzu zählt neben der jährlichen Erfassung des Bestandes auch ein Gesundheitsmonitoring, das Aufschluss über den Gesundheitszustand der Population gibt. Niedersächsische Jäger unterstützen die Seehundzählung und das Gesundheitsmonitoring im Ehrenamt.

Seehund Bildrechte: LAVES

Statistik der Seehundpopulation von 1958 bis 2023

Der Seehund (Phoca vitulina) zählt zu den im Wattenmeer heimischen Meeressäugern. Seit 1958 wird die Seehundpopulation im Niedersächsischen/Hamburgerischen Wattenmeer statistisch erfasst. mehr
Bildrechte: © LAVES

Seehundmonitoring

Im Rahmen des Seehundmonitorings werden seit 1972 systematische Seehundzählungen aus der Luft durchgeführt. Die Zählungen erfolgen in Zusammenarbeit mit der Landesjägerschaft Niedersachsen. mehr
Presseinformationen Bildrechte: © Land Niedersachsen
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln