Landwirtschaftsminister Ehlen verabschiedet Prof. Dr. Thalmann
Presseinformation Nr. 7 vom 31. März 2010
Er gilt bundesweit als einer der namhaftesten Tierseuchenexperten: Prof. Dr. Günter Thalmann. BSE, Maul- und Klauenseuche (MKS), Schweinepest oder Geflügelgrippe – nicht nur diese Tierseuchen haben Thalmann als Virologen und Leiter des Veterinärinstituts Oldenburg immer wieder aufs Neue herausgefordert. Tierkrankheiten verändern sich, neue treten auf – eine schwierige Aufgabe für Forschung, Untersuchung und Bekämpfung. Thalmann hat seit Mitte der 90er Jahre das LAVES Institut maßgeblich weiter entwickelt. Jährlich werden dort mehr als eine Million Untersuchungen durchgeführt. Der Tierseuchendiagnostiker, der vor seinem Wechsel nach Niedersachsen das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems leitete, ist nun in den Ruhestand gegangen.
Anlässlich seiner Verabschiedung wurde in Oldenburg ein wissenschaftliches Symposium "Tiergesundheit und Verbraucherschutz" veranstaltet, zu dem mehr als 130 Teilnehmer aus ganz Deutschland kamen. Eröffnet wurde diese Veranstaltung von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen. Gert Lindemann, ehemaliger Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium und zuvor in Niedersachsen Staatssekretär und langjähriger Abteilungsleiter für den Veterinärbereich, ging in seinem Vortrag insbesondere auf die wesentlichen Vorgaben der EU zur Impfung im Tierseuchenfall ein. Das Vortragsprogramm umfasste daneben weitere aktuelle Themen der Bereiche Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit wie "Q-Fieber – eine Zoonose im Aufwind", "Aspekte der Salmonellenbekämpfung", "Mikrobiologische und Rückstandsuntersuchungen zwischen Schlachttier und Fleischtheke" und "Lebensmittelsicherheit heute – Herausforderung an die interdisziplinäre Zusammenarbeit".
"Das Veterinärinstitut Oldenburg ist bundesweit eine der leistungsstärksten staatlichen Untersuchungseinrichtungen", betonte Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen. Er dankte Thalmann für die geleistete Arbeit und verwies dabei auch auf das hervorragende Engagement der Institutsmitarbeiter. "Für Niedersachsen als deutsches Agrarland Nr. 1 mit ausgeprägter Nutztierhaltung ist eine schnelle und verlässliche Veterinärdiagnostik zur Früherkennung und auch zur effektiven Schadensbegrenzung eine essenzielle Voraussetzung. Professor Thalmann und sein Team haben immer wieder entscheidend dazu beigetragen, dass wir auch mit schwierigen Situationen fertig werden konnten. Ich bin davon überzeugt, dass das Institut auch nach dem Ausscheiden des bewährten Leiters zukünftig in gleicher Weise weiterarbeiten wird."
Fast 40 Jahre lang hatte sich Thalmann der Forschung, der Diagnostik und der Bekämpfung von Tierkrankheiten gewidmet. Nach seinem Studium an der Humboldt-Universität Berlin wechselte er 1970 als wissenschaftlicher Assistent an das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems, das heute unter gleichem Namen als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit fungiert. Schwerpunkten seiner Forschungsarbeit war damals die MKS.1980 übernahm er die Leitung der MKS - Abteilung, 1984 wurde er Direktor in der MKS-Forschung und 1989 wurde ihm die Gesamtleitung des FLI übertragen.
Als Thalmann 1994 die Leitung des damaligen Staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes Oldenburg übernahm, befand sich Niedersachsen in einer schwierigen Situation: Die Schweinepest war ausgebrochen und musste schnellstmöglich diagnostisch erfasst und konsequent bekämpft werden. Schon relativ kurz nach dem Ende der Schweinepest im Jahr 1997 kam mit der BSE eine neue diagnostische Herausforderung auf die Veterinäruntersuchungsämter zu, die dank Professor Thalmanns fachlichem Engagement in direkter Zusammenarbeit mit dem Ministerium gemeistert werden konnte. Innerhalb kürzester Zeit wurden in Niedersachsen die Voraussetzungen für amtliche BSE-Untersuchungen in Speziallabors geschaffen. Seither sind mehr als 1,3 Millionen BSE-Proben untersucht und 48 positive BSE-Fälle diagnostiziert worden. "Die enormen Anforderungen konnten damals nur durch die schnelle und optimale Anpassung der Laborausstattung und durch das hohe Engagement der Mitarbeiter erfüllen. Zeitweise wurde in den BSE-Labors rund um die Uhr untersucht", erinnert sich Thalmann.
Nicht ohne Stolz verweist Thalmann auf die enorme Leistungsfähigkeit der niedersächsischen Veterinärdiagnostik, die auch in Verbindung mit der Aviären Influenza und der Blauzungenkrankheit unter Beweis gestellt wurde. Dass dabei die von ihm vorangetriebene Laborautomatisierung und die Initiativen zu neuen methodischen Entwicklungen, z. B. auf dem Gebiet der Molekularbiologie, eine erheblichen Beitrag leisteten, steht außer Frage.
"Professor Thalmann war und ist aufgrund seiner herausragenden praxisorientierten Fachkompetenz und seines unermüdlichen zielgerichteten Engagements eine besondere Persönlichkeit und ein Glücksfall für die Veterinärverwaltung und letztlich für die Land- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen. Ich wünsche ihm für seinen Ruhestand alles erdenklich Gute", so Minister Ehlen.Artikel-Informationen
erstellt am:
31.03.2010
zuletzt aktualisiert am:
11.06.2010