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Tee ist gesund! Oder doch nicht?

Pyrrolizidinalkaloide in Tee


Teetasse Bildrechte: © kozirsky - Fotolia.com

Tee ist als Alternative zu Kaffee sehr beliebt. Etwa 28 Liter trinken die Deutschen davon pro Kopf und Jahr. Egel ob schwarz, grün, mit Kräutern oder mit anderen Aromen - vor allem in der kalten Jahreszeit wird Tee in verschiedenen Variationen gern getrunken. Dabei ist er nicht nur schmackhaft, sondern er tut auch gut. Aber ist er auch gesund?

Ein Risiko stellen Pyrrolizidinalkaloide (PA) dar. Dabei handelt es um sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die in mehr als 6000 Pflanzenspezies vorkommen. Die Aufnahme von hohen Mengen an PA kann beispielsweise zu Leberfunktionsstörungen führen. Zudem haben sich bestimmte PA im Tierversuch als krebserregend herausgestellt.

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES werden verschiedene Teesorten deshalb regelmäßig auf ihren PA-Gehalt untersucht.

Direkt zu den Untersuchungsergebnissen des LAVES

Teepflanzen Bildrechte: © fotolesnik - Fotolia.com

Warenkunde

PA werden nicht in der Teepflanze gebildet, sondern gelangen durch mitgeerntete Beikräuter in das Lebensmittel. Durch maschinelles Ernten werden PA-haltige Pflanzen unbeabsichtigt miterfasst und können die Ernte eines ganzen Feldes verunreinigen. So können zum Beispiel sechs PA-Pflanzen auf einem Hektar Anbaufläche mit etwa 60.000 Kulturpflanzen analytisch über den PA-Gehalt im getrockneten Kräutertee nachgewiesen werden.

Da die Unkräuter nicht regelmäßig verteilt auf dem Feld wachsen, wird auch von einer „Spotkontamination“ gesprochen. Es kann daher vorkommen, dass die Ernte eines Feldes, aufgeteilt in drei Chargen, zwei PA-haltige und eine PA-freie Charge liefert. Daraus lässt sich auch ersehen, wie schwierig die Qualitätsüberwachung des getrockneten Teekrautes ist. Als Vorsorgemaßnahme ist daher im Wesentlichen die mechanische Entfernung der Unkräuter auf dem Feld oder am Feldrand geboten, wenn keine Pestizide eingesetzt werden sollen.

Gesundheitsrisiko

Nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist eine akute Gesundheitsschädigung bei kurzfristiger Aufnahme von hoch belasteten Tees unwahrscheinlich. Bei längerfristigem Verzehr von Produkten mit hohen PA-Gehalten besteht jedoch das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung.

Das potenzielle Risiko lässt sich verringern, wenn bei der Auswahl der Lebensmittel auf Abwechslung und Vielfalt geachtet wird. Insbesondere Eltern empfiehlt das BfR, ihren Kindern nicht ausschließlich Kräutertees und Tee anzubieten, sondern sie auch mit anderen Getränken wie Wasser zu versorgen.

getrocknete Teeblätter Bildrechte: © monticellllo - Fotolia.com

Rechtliche Beurteilung

Ergeben sich bei der Kontrolle auffällige Proben, wird unter anderem der Abfüller/Händler darauf hingewiesen, seine Eigenkontrolle zu überprüfen.

Bei mehrfacher Überschreitung der festgelegten Eingriffswerte erfolgt eine Risikobeurteilung anhand eines gesundheitsbezogenen Richtwerts (HBGV – Health Based Guidance Value) von 0,1 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Das bedeutet, dass bei einer täglichen Aufnahme von unter 0,1 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht keine Schädigung zu erwarten ist. Für die Beurteilung eines Krebsrisikos wird der MoE-Wert (Margin of Exposure) berechnet. Ergibt sich ein Wert über 10.000, so ist die Menge der PA unkritisch zu sehen. Für die PA-Aufnahme führte dies zu einer tolerierbaren täglichen Aufnahme von 0,237 μg PA pro Kilogramm Körpergewicht.

Eingriffswerte für PA-Gehalte in Tee


Teesorte

Eingriffswerte in µg/kg

Roibostee 310
Grüner/Schwarzer Tee 50
Kamille 140
Kräutertee 90
Pfefferminztee 90
Fenchel 50

Auf europäischer Ebene sind Höchstgehalte beschlossen worden, die in die Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 übernommen wurden und seit dem 1.7.2022 gelten.

Nummer Erzeugnis Höchstgehalt (µg/kg)
1 Kräutertees (getrocknetes Erzeugnis) , ausgenommen die unter 2 und 4 genannten Kräutertees 200
2 Kräutertees von Rotbusch, Anis (Pimpinella anisum), Zitronenmelisse, Kamille, Thymian, Pfefferminze, Zitronenverbene (getrocknetes Erzeugnis) und Mischungen, die ausschließlich aus diesen getrockneten Kräutern bestehen, ausgenommen die unter 4 genannten Kräutertees 400
3 Tee (Camellia sinensis) und aromatisierter Tee (Camellia sinensis) (getrocknetes Erzeugnis), ausgenommen der unter 4 genannte Tee und aromatisierte Tee 150
4 Tee (Camellia sinensis), aromatisierter Tee (Camellia sinensis) und Kräutertees für Säuglinge und Kleinkinder (getrocknetes Erzeugnis) 75
5 Tee (Camellia sinensis), aromatisierter Tee (Camellia sinensis) und Kräutertees für Säuglinge und Kleinkinder (flüssig) 1,0


Untersuchungsergebnisse des LAVES

In den Jahren 2020 und 2021 wurden insgesamt 135 Proben untersucht - darunter Kräutertee (67-mal), Kamillenblütentee (29-mal) und Roiboostee (18-mal). In 46 Prozent der Proben waren keine PA nachzuweisen. Bei den restlichen Proben lag der PA-Gehalt überwiegend unterhalb der Nachweisgrenze. Ein Kamillenblütentee und ein Kräutertee fielen mit vergleichsweise hohen PA-Gehalten auf (2928 µg/kg beziehungsweise 1206 µg/kg).

Übersicht der PA-Gehalte in den untersuchten Teesorten (2020 und 2021):

Teesorte Anzahl untersuchter Proben Anzahl Proben kleiner Nachweisgrenze von 2 µg/kg Teekraut

Mittelwert

µg/kg

Median

µg/kg

Maximaler Wert

µg/kg
Brombeerblättertee 1 1
Eisenkrauttee 1 1
Fencheltee 2 1 15,5
Früchtetee 3 3
Hanfblättertee 1 0 52,1
Himbeerblättertee 1 1
Kamillenblütentee 29 16 136 0 2938
Kräutertee 67 32 55,8 6,3 1206
Melissentee 1 0 757
Pfefferminzblättertee 8 6 4,0 0 23,3
Roiboostee 18 3 36,3 27,6 81,8
teeähnliche Erzeugnisse 3 2 54,7

Frühere Untersuchungen

In den Jahren 2016 bis 2019 wurden insgesamt 630 Teeproben untersucht. Während im Jahr 2016 in nur 14 Prozent der Proben keine PA-Gehalte nachzuweisen waren, stieg die Anzahl der PA-freien Proben in den Folgejahren auf 30 bis 40 Prozent. Im Jahr 2019 waren in 56 Prozent der Proben keine PA nachzuweisen.

In den Jahren 2016 und 2017 wurden allerdings sehr hohe Werte gefunden. Der höchste Gehalt von 6324 µg/kg wurde 2016 in einem Kräutertee bestimmt, im Jahr 2017 war der höchste Gehalt von 3772 µg/kg in einem Pfefferminzblättertee nachzuweisen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen gibt es in folgender Übersicht: Untersuchungsergebnisse PA-Gehalte im Tee 2016 bis 2019 (PDF nicht barriefrei)

Fazit:

Die Untersuchungen der vergangenen Jahre zeigen, dass durch geschulte Vorsorgemaßnahmen vor Ort die PA-Gehalte in Tee sukzessive reduziert werden konnten. Aus den Ergebnissen lässt sich auch deutlich ablesen, dass der PA-Gehalt vom Erntejahr und auch der Probe selbst abhängt.

Die Untersuchungen werden trotz selten gewordener Extremgehalte weiterhin durchgeführt, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor einer unannehmbaren Belastung zu schützen.

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