LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Baum- und Bodenwanzen als Überwinterungsgäste

Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Rotbeinige Baumwanze, Pentatoma rufipes

Die meisten heimischen Wanzen (Heteroptera) sind Pflanzensaftsauger sowie Räuber und vorwiegend Landbewohner. Nur wenige Arten leben im oder auf dem Wasser.

Besonders im Winterhalbjahr trifft man Vertreter der Ordnung Heteroptera in Gebäuden an. Durch ihr vermehrtes Auftreten und ihre Fähigkeit bei Gefahr ein übel riechendes Sekret abzugeben, werden sie zwar als lästig empfunden, sie sind aber für den Menschen als völlig harmlos einzuschätzen.

Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass nur wenige Wanzenarten als Parasiten auftreten, wie zum Beispiel die Bettwanze (Cimex lectularius), welche auch bei uns ein zunehmendes Problem darstellt. Die gemeine Bettwanze ist ein ausschließlicher Parasit des Menschen. Sie gehört zu den Plattwanzen und soll in diesem Artikel kein Thema sein.



Heimische Wanzenarten

Eingewanderte Wanzenarten

Vorbeugung und Bekämpfung

Heimische Wanzenarten

Viele Vertreter der Baumwanzen (Familie Pentatomidae) sowie der Boden- oder Langwanzen (Familie Lygaeidae) haben ihre Entwicklung zu Beginn der kalten Jahreszeit abgeschlossen. Sie überwintern als adulte Wanzen zum Beispiel unter Baumrinde, zwischen Moos und Laub und an anderen trockenen und dunklen Orten. Stehen ihre Futterpflanzen in der Nähe von Gebäuden, werden diese gerne von den Wanzen als Überwinterungsquartier genutzt.

Folgende heimische Wanzenarten sind als häufige Überwinterungsgäste bekannt:

Familie der Bodenwanzen (Lygaeidae)

Familie der Baumwanzen (Pentatomidae)

Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Birkenwanze, Kleidocerys resedae

Birkenwanze (Kleidocerys resedae)

Birkenwanzen sind in Mitteleuropa - also auch bei uns - heimisch. Sie ernähren sich von Pflanzensäften und saugen bevorzugt an Birken, kommen aber auch auf anderen Laubbäumen (Erle, Eberesche, Wildkirsche) und an Kräutern vor. Selbst bei massenhaftem Auftreten kommt es aber nicht zu einer ernsthaften Schädigung der Wirtspflanze. Die erwachsenen Tiere suchen im Herbst Verstecke zur Überwinterung in der Bodenstreu oder unter Baumrinde auf. Auch an Häusern sind sie im Winter zu finden, vor allem wenn Birken oder Ebereschen nahe am Gebäude stehen. Hier sitzen sie im Mauerwerk oder unter Holzverkleidungen. Dabei dringen sie gelegentlich auch in das Gebäude ein. Bei starker Sonneneinstrahlung an den Hausfassaden können überwinternde Individuen wieder aktiv werden. Außerdem können die Wanzen durch star­ken Wind von ihren Futterpflanzen herunter­geweht werden und dringen dann auf der Suche nach neuen Nahrungsquel­len in Gebäude ein.

Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Gemeine Bodenwanze, Rhyparochromus vulgaris

Gemeine Bodenwanze (Rhyparochromus vulgaris)

Die Gemeine Bodenwanze ist in ganz Europa und Vorderasien heimisch. Sie lebt bevorzugt am Boden von trockenen Wiesen und verkrautetem Brachland. Sie saugt vorwiegend an Pflanzensamen, nimmt aber auch andere Pflanzensäfte auf. Die geselligen geschlechtsreifen Wanzen suchen im Herbst Verstecke zur Überwinterung in der Bodenstreu, unter Baumrinde und an Gebäuden auf, wo sie im Mauerwerk oder unter Holzverkleidungen sitzen. Vor allem wenn Felder und Gärten an die Gebäude angrenzen, dringen sie gelegentlich in großer Zahl in die Häuser ein. Bei Zimmertemperatur werden sie aktiv und ihr Umherlaufen kann schnell lästig werden.

Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Graue Gartenwanze, Rhaphigaster nebulosa

Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa)

Die in Mitteleuropa vorkommende Gartenwanze lebt auf verschiedenen Laubbäumen von Pflanzensäften, saugt aber gelegentlich auch an toten Insekten. Die Eier werden frei auf Blättern oder ähnlichem Material als Gelege abgesetzt. Sie ist tagaktiv und wärmeliebend. Wie alle heimischen Baumwanzen bildet sie nur eine Generation pro Jahr aus. Diese recht große Art ist in den Wintermonaten die wohl am häufigsten in Gebäuden anzutreffende Baumwanze.
Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Rotbeinige Baumwanze, Pentatoma rufipes

Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes)

Die Rotbeinige Baumwanze kommt bei uns überall vor und ist in Europa, Vorderasien und Sibierien heimisch. Stellenweise ist sie auch im Stadtgebiet recht häufig anzutreffen. Sie lebt und entwickelt sich auf verschiedenen Laubbäumen, vorzugsweise auf Linde und Ahorn. Die Eier werden frei auf Blättern oder ähnlichen Substraten als Gelege abgesetzt. Die Überwinterung erfolgt als Junglarve. Die Rotbeinige Baumwanze ernährt sich überwiegend von Pflanzensäften, saugt aber auch an toten und lebenden Insekten.

Einwanderer aus Südosteuropa, Asien und Nordamerika

Bodenwanzen (Gattung Arocatus)

Aufgrund fehlender Feinde breiten sich Wanzen aus Süd-, beziehungsweise Südosteuropa in Deutschland aus und dringen im Herbst auch zur Überwinterung in Gebäude ein. Es handelt sich hierbei um zwei Bodenwanzenarten aus der Gattung Arocatus.

Platanenwanze (Arocatus longiceps)

Die Platanenwanze besitzt ihr natürliches Verbreitungsgebiet im östlichen Mittelmeerraum, hat dieses jedoch im Laufe der Jahre deutlich nach Norden ausgeweitet. Sie entwickelt sich auf Platanen und saugt dabei bevorzugt an den Samen. Je nach Witterung werden ein bis zwei Generationen pro Jahr ausgebildet, wobei die adulten Tiere den Winter meist gesellig unter den Schuppen von Platanen überdauern. Vereinzelt werden in der Literatur jedoch auch andere Wirtsbäume genannt, unter anderem Linde und Ahorn.

  Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Ulmenwanze (Arocatus melanocephalus)

Ulmenwanze (Arocatus melanocephalus)

Das Verbreitungsgebet der Ulmenwanze reicht von Süd-Russland und der Kaukasusregion über Süd-Europa nördlich bis in den Süden Mitteleuropas. Im Süden Deutschlands war die Art anfangs selten, weiter nördlich waren nur Altfunde bekannt. Später breitete sich die Art weiter nach Norden aus.

Die Ulmenwanze entwickelt sich auf Ulmen und ernährt sich ausschließlich von Pflanzensäften. Die Überwinterung erfolgt als adultes Tier, in der Regel unter loser Rinde unterschiedlicher Laubbaumarten.

Weitere eingewanderte Wanzenarten

  Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys)

Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys)

Die Marmorierte Baumwanze sieht der Grauen Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) zum Verwechseln ähnlich. Diese aus Ostasien stammende Baumwanze tauchte in Europa erstmalig 2007 in der Schweiz auf. In der Region Zürich ist Halyomorpha halys inzwischen weit verbreitet und überwintert auch dort in Gebäuden. Die Graue Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) wurde in dieser Region fast vollkommen verdrängt.

Auch in Deutschland wurde die Marmorierte Baumwanze schon gesichtet.

Im Gegensatz zu den anderen hier genannten Wanzenarten, welche ihre Wirtspflanzen selbst bei starkem Befall kaum schädigen, ist die Marmorierte Baumwanze ein ernstzunehmender Pflanzenschädling. Die Wanzen haben ein extrem breites Nahrungsspektrum. Sie saugen an Obstbäumen, Ziergehölzen und Krautpflanzen, aber auch an Samen von Nadelgehölzen. Besonders beliebt sind Stein- und Kernobst, Ahorn, Sommerflieder und andere exotische Ziergehölze, aber auch Bohnengewächse. Die Larven und später auch die adulten Wanzen saugen an den Blättern und Früchten. Im Herbst wechseln die Tiere gerne auf Ziergehölze, bevor sie ihre Überwinterungsquartiere aufsuchen.

Bildrechte: ©LAVES/Oltmann
Die Amerikanische Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis)

Amerikanische Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis)

Die Amerikanische Zapfenwanze gehört zur Familie der Rand- oder Lederwanzen (Coreidae). Sie stammt aus Nordamerika und ist nach Europa verschleppt worden. Sie tauchte 1999 erstmals in Italien auf und hat sich inzwischen über die Schweiz, Österreich und Ungarn bis nach Frankreich und Deutschland ausgebreitet. Von den hier genannten Wanzenarten ist die Amerikanische Zapfenwanze mit bis zu 20 Millimetern Länge der größte potenzielle Gast. Daher fällt sie beim Beziehen ihrer Überwinterungsquartiere sehr auf. Adulte Wanzen und Larven saugen bevorzugt an den Samen, Früchten und Nadeln von Nadelbäumen (Kiefer, Douglasie). In ihrer nordamerikanischen Heimat wird sie als Pflanzenschädling eingestuft. Die Weibchen legen ihre Eier in Reihen auf den Nadeln der Bäume ab.

Vorbeugung und Bekämpfung

Versteckmöglichkeiten sollten nach Möglichkeit reduziert und tote Tiere zusammengefegt beziehungsweise abgesaugt werden. Eine Einschleppung mit Pflanzen und Kaminholz sollte vermieden werden. Durch Insektenschutzgitter an Türen, Fenstern und Lüftungsöffnungen kann ein Eindringen in die Wohnung weitgehend verhindert werden. Da die Tiere bei Gefahr ein unangenehm riechendes Sekret abgeben, kann es zu einer Geruchsbelästigung kommen. Die hier vorgesetellten Wanzen stellen für den Menschen keine Gefahr dar.

Weitere interessante Artikel

Bildrechte: ©LAVES/Beinke

Zoodiagnostik im LAVES

Hygieneschädlinge wie Schadnager (Wanderratte, Hausratte und Hausmaus) und Ungeziefer (Arthropoden, sprich Spinnentiere und vor allem Insekten) verunreinigen Lebensmittel, dringen in Gebäude ein, sind Vernichter von Vorräten und Lebensmitteln und letztendlich auch Verursacher technischer Defekte. mehr
Bildrechte: ©LAVES/Oltmann

Lästlinge im Haus

Es gibt Insekten und andere kleine Tiere, die sich gerne unsere Wohnung mit uns teilen möchten. Sie sind harmlos, doch oft sind sie Anzeiger für Wasser- oder andere Schäden am oder im Haus und sollten genau beobachtet werden. mehr
Wanderratte mit braunem Fell steht auf einer Steinplatte am Ufer eines Gewässers. Bildrechte: © Nick Taurus - Adobe Stock

Ratten und Mäuse

Bisspuren, Nester oder Exkremente deuten auf ihre Anwesenheit hin – Nager wie Wanderratte, Hausratte und Hausmaus. Welche Risiken bringt ein Befall mit sich, welche Präventionsmaßnahmen gibt es und woran sind ihre Spuren zu erkennen? mehr
Weitere interessante Artikel:

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln