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Bienenvölker durch die Schwarmzeit führen

Jetzt ist die beste Zeit zur Erstellung von Jungvölkern


Bienenwabe mit ansitzenden Bienen und Bienenbrut.   Bildrechte: © LAVES/O. Boecking
Geeignete Brutwabe für Ablegerbildung
Es ist Mitte April und das große Aufblühen hat selbst hier im Norden schon begonnen. Die Rapsfelder blühen auf und vereinzelt sind auch schon die ersten Schwärme ausgezogen. Es gilt zu hoffen, dass nicht noch ein Kälteeinbruch dieser explosionsartigen Entwicklung in der Natur einen Rückschlag bringt. Das kann dann passieren, wenn kalte Polarluft nach Mitteleuropa strömt. Ist dann der Himmel unter Hochdruckeinfluss klar, kann die nächtliche Abstrahlung zu Bodenfrost führen – genau, wie man das von den Eisheiligen kennt. Bienenvölker lassen sich davon jedoch eher wenig beeindrucken.
  Bildrechte: © LAVES/F.Odemer
Schwarmverhinderungsmaßnahmen

Bild 1: Übersicht möglicher Maßnahmen während der Schwarmzeit.


Jetzt stehen Schwarmvorbeuge beziehungsweise regelmäßige Schwarmkontrollen an (siehe Bild 1)

Brutfreudigen Bienen muss jetzt Platz geboten werden. Dafür bietet die Magazin-Betriebsweise ideale Bedingungen, denn die zargenweise Erweiterungsmöglichkeit gewährt ihnen genügend Möglichkeit zur freien Entfaltung ihres genetischen Potentials. Es ist auch eine Binsenweisheit, dass nur individuenstarke Völker auch viel Nektar beziehungsweise Honigtau und Pollen eintragen können. Wer aber in dieser Zeit keinem Schwarm „hinterherklettern“ will, der muss bei brutfreudigen Völkern Schwarmvorbeuge betreiben und Schwarmkontrollen im sieben Tage Abstand durchführen (Kippkontrolle). Bekanntlich kann der Schwarmtrieb mit der Erstellung von Jungvölkern deutlich gedämpft und positiv genutzt werden. Durch das Schröpfen mit „Brutbrettern“ und ansitzenden Bienen wird in gewisser Weise das Schwarmpotential elegant umgelenkt. Es hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass den Wirtschaftsvölkern so Varroamilben entzogen werden. Während der Erstellung der Jungvölker lassen sich diese sehr effizient bekämpfen. Mit der sukzessiven Entnahme von Drohnenbrut und dem sanften Schröpfen kann so die wachsende Varroa-Populationsentwicklung in den Wirtschaftsvölkern reduziert werden – ohne, dass diese irgendwann während des Bienenjahres eine kritische Schwelle erreicht.

Regelmäßiges Drohnenbrutausschneiden mindert die wachsende Varroa-Population deutlich

Bei jeder Schwarmkontrolle muss auch der Ausbauzustand des Baurahmens kontrolliert werden. Bekanntlich wird dieser von den Varroamilben bevorzugt befallen und ist drei Wochen nach dem Einhängen mit verdeckelter Drohnenbrut gefüllt. Mit dem Ausschneiden der verdeckelten Drohnenbrut entzieht man die darin eingedrungenen Milben den Wirtschaftsvölkern. Wer dies nicht nutzt, vergibt eine der Chancen, die stetig wachsende Milben-Population zu reduzieren.

Die Erstellung von Jungvölkern

Zu dieser Jahreszeit bieten sich ab sofort zwei Verfahren besonders an: entweder der „einfache Brutwabenableger“ oder der „Sammelbrutableger mit integrierter Königinnenzucht“.

Die Erstellung eines „einfachen Brutwabenablegers“

Prinzipiell werden dazu ein „Brutbrett“ (Wabe mit beidseitig viel verdeckelter Arbeiterinnenbrut) mit den ansitzenden Bienen (jedoch ohne Königin!) den Wirtschaftsvölkern entnommen, um damit einen Brutwabenableger zu bilden. Das so geschröpfte Wirtschaftsvolk erhält dafür entsprechend eine Mittelwand zum Ersatz. Auf der dem Wirtschaftsvolk entnommenen Brutwabe muss neben viel verdeckelter auch etwas offene/jüngste Arbeiterinnenbrut zum Nachschaffen einer eigenen Königin vorhanden sein. Das mit Bienen besetzte „Brutbrett“ wird zusammen mit einer Futterwabe und einem Leerrähmchen (ausgebaut oder mit Mittelwand) an den Rand einer Zarge gehängt. Dazu sollte die Brutwabe an die Zargenwand des Brutwabenablegerkastens (normale Zarge mit Boden oder ein extra Ablegerkasten) gehängt werden, gefolgt von dem Leerrähmchen und dann der Futterwabe. Wenn auf dem Brutbrett, das dem Wirtschaftsvolk entnommen wurde, nicht genügend Bienen sitzen, dann stößt man gegebenenfalls noch Bienen einer anderen Wabe (aber auch hier ohne Königin!) dazu. Zum Verbringen der so erstellten Brutwabenableger – außerhalb des Flugkreises der Wirtschaftsvölker – sollten die wenigen Waben in der Zarge so befestigt werden, dass sie während des Transportes nicht verrutschen können. Am Ablegerstand angekommen, wird das Flugloch nur gut eine „Bienenbreite“ weit geöffnet. Das geschieht auf der Zargenseite, an der die Waben (Brut-, Mittelwand und Futterwabe) eingehängt wurden. Das schützt die kleinen Völkchen besser vor räubernden Bienen. Drei Wochen später erhält der dann brutfreie Ableger eine Sprühbehandlung mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe, denn dann ist alle Brut geschlüpft und die Bienen haben eine eigene Königin nachgezogen.


  Bildrechte: © LAVES/F.Odemer
Völkervermehrung in vier Schritten
Bild 2: Übersicht Erstellung eines Sammelbrutablegers mit integrierter Königinnenzucht.

Die Erstellung eines „Sammelbrutwabenablegers mit integrierter Königinnenzucht“ (siehe Bild 2)

Dieses Verfahren eignet sich für Imker/-innen, die mehrere Völker besitzen. Dabei ist ein strikter Zeitplan nach dem folgenden Ablaufschema einzuhalten.

Start ist an einem von Ihnen gewählten Tage X und alle weiteren Schritte folgen am Tag X +9, +19 und schließlich am Tag X +21 Tage.

Tag X: für den Sammelbrutableger werden genauso „Brutbretter“ mit ansitzenden Bienen (jedoch ohne Königin!) den Wirtschaftsvölkern entnommen, wie schon oben dargestellt. Sie werden dann nur zusammen in einer Zarge aus verschiedenen/mehreren Wirtschaftsvölkern des eigenen Bestandes vereint, bis die Zarge nebst einer gut gefüllten Futterwabe aufgefüllt ist. Der Tag, an dem der Sammelbrutableger erstell wird, ist der Tag X, dem dann alle weiteren Schritte strikt folgen müssen;

Tag X +9: Neun Tage nach dieser Sammelbrutableger-Erstellung müssen sorgfältig alle Nachschaffungszellen auf allen Brutwaben gebrochen und dann sogleich ein belarvter Zuchtrahmen mittig eingehängt werden. Der Zuchtrahmen sollte mit zwei Leisten und etwa 26 Weiselnäpfchen ausgestatten sein. Den Zuchtstoff sollten man dafür von seinen besten Völkern verwenden;

Tag X +19: am Tag X +19 werden dann die Königinnenzellen auf dem Zuchtrahmen „verschult“. Das heißt, mit entsprechendem Schutz versehen, damit nicht die erstgeschlüpfte Königin die anderen töten kann;

Tag X +21: am Tag X +21 muss der ehemalige Sammelbrutwabenableger, der bis dahin als Pflegevolk für die vielen Königinnen fungiert hat, in so viele Begattungsvölkchen aufgeteilt werden, wie Königinnen geschlüpft sind beziehungsweise geschlüpfte Brutwaben mit ansitzenden Bienen vorhanden sind. Jedes Begattungsvölkchen startet mit einer ehemaligen Brutwabe aus den Wirtschaftsvölkern (jetzt „Bienenwabe“) mit den vielen ansitzenden geschlüpften jungen Bienen, einer Mittelwand, einer Futterwabe und einer unbegatteten Königin. Beim Verteilen der mit Bienen besetzten Waben in die vorbereiteten Begattungseinheiten (Magazinzargen mit Boden) erfolgt eine Sprühbehandlung mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe. Da zu diesem Zeitpunkt die gesamte Brut geschlüpft ist, sitzen alle Varroamilben auf den Bienen und können gut mit der Sprühbehandlung erwischt werden. Wie oben schon beim „einfachen Brutableger“ erklärt, sollte die mit Bienen besetzte Wabe direkt an die Zargenwand der Beute (normale Magazinzarge mit Boden) gehängt werden, gefolgt von dem Rähmchen mit Mittelwand und dann der Futterwabe. Es erscheint sinnvoll, diese Begattungsableger zunächst einen Tag an einem kühlen Ort mit verschlossenem Flugloch stehen zu lassen (eine Belüftung muss jedoch gegeben sein!), damit die Bienen mit der unbegatteten Königin eine Einheit bilden und nicht gleich ausfliegen.

Zum Verbringen der so erstellten Begattungsableger – außerhalb des Flugkreises des ursprünglichen Sammelbrutvolkes – sollten die wenigen Waben in der Zarge so befestigt werden, dass sie während des Transportes nicht verrutschen können. Am Ablegerstand angekommen, wird das Flugloch jedes dieser Begattungsvölkchen nur gut eine „Bienenbreite“ weit geöffnet. Das geschieht auf der Zargenseite, an der die Waben (ehemalige Brutwabe, Mittelwand und Futterwabe) eingehängt wurden.

Bei beiden Verfahren kann man in dieser frühen Phase der Saison mit hohem und sehr gutem Begattungserfolg der Königinnen rechnen, sofern das Wetter „mitspielt“.

Die so erstellten Jungvölker werden dann stetig im Rhythmus ihrer Zuwächse mit Mittelwänden ergänzt. Notfalls bedarf es einer Ergänzungsfütterung mit flüssigem Futter in der Beute, wenn die Tracht nicht ausreicht. Diese Jungvölker wachsen stetig, bis daraus im Spätherbst dann überwinterungsfähige, varroafreie/-arme Völker entstanden sind. Kümmern Sie sich regelmäßig um das Wohlergehen der so erstellten Jungvölker.

An die Kritiker/-innen

Von wenigen Einzelpersonen wird versucht, diese erfolgreichen Verfahren schlecht zu reden. Das erfolgt übrigens, ohne mit Argumenten wirklich zu überzeugen oder Alternativen aufzuzeigen, die sich je einer wissenschaftlichen Überprüfung gestellt haben. So ist beispielsweise die Behauptung, Nachschaffungsköniginnen aus Brutwabenablegern wären grundsätzlich schlechter Qualität, nicht besonders überzeugend. Die Qualität einer Königin wird bekanntlich von der Entscheidung und Fürsorge der Arbeiterinnen bestimmt, die zunächst geeignete, jüngste Larven auswählen und sie dann zu Königinnen aufziehen. Im einfachen Brutwabenableger sind die Grundlagen dafür geboten, sofern die Imker/-innen darauf bei der Erstellung mit einer geeigneten Brutwabe achten. Es sei hier angemerkt, dass auch jede Zuchtkönigin aufgrund der Nachschaffungsfähigkeit der Bienen entsteht. Wenn also die pauschale Behauptung gelten soll, dass Nachschaffungsköniginnen minderwertig seien, dann müsste das auch für Zuchtköniginnen gelten. Zur sicheren Anpaarung stehen den jungen Königinnen, wenn nicht jetzt, ausreichend Drohnen zur Verfügung. Auch die Behauptung, die Ein-Wabenableger wären unnatürlich zu schwach gebildet, überzeugt nicht, denn die Praxis zeigt das Gegenteil. Sofern die Imker/-innen sich um das Wohlergehen der Jungvölker stetig kümmern, entwickeln sich diese Jungvölker während der aktiven Saison zu überwinterungsfähigen Einheiten. Beim Sammelbrutableger-Verfahren starten die Jungvölker als Begattungseinheiten ausschließlich mit erwachsenen und dabei mit einer Vielzahl junger Bienen. Dazu kommt eine unbegattete Jungkönigin, die zuvor unter idealsten Bedingungen aufgezogen wurde. An Ammenbienen fehlt es in den Sammelbrutablegern gerade nicht. Unsere Populationsschätzungen haben gezeigt, dass die Begattungsvölker, die aus dem Sammelbrutableger bis Ende Mai gebildet werden, mit etwa 2.000 Bienen starten. Sie wachsen langsam aber stetig, um dann am Ende der Saison auf etwa 12.000 oder mehr Bienen angewachsen zu sein. Ein Mehr an Bienen zum Zeitpunkt der Erstellung der Begattungseinheiten bringt hingegen keine stärkeren Völker am Ende der Saison hervor. Da die Begattungseinheiten schon bei ihrer Erstellung elegant von Varroa befreit wurden, bedürfen sie in der Regel auch keiner Varroabekämpfung im Spätherbst.

Das Sammelbrutableger-Verfahren ist übrigens durchaus geeignet, dieses gemeinsam mit anderen Imker/-innen (beispielsweise im Verein) durchzuführen, um auch bei kleinen Völkerzahlen ausreichend Waben für die Sammelbrutvölker zusammen zu bekommen. Das setzt lediglich eine Selbstverständlichkeit voraus, dass man dies nur mit gesunden und AFB-negativ beprobten Völkern macht. Die gemeinsame Durchführung bietet zudem die günstige Gelegenheit mit gutem Zuchtstoff anderer Imker/-innen neue, brutfreudige und freundliche Völker aufzubauen.

Diejenigen, die das Sammelbrutableger-Verfahren bislang noch nicht ausprobiert haben, werden vom Erfolg schnell überzeugt. Jetzt sind die Bedingungen ideal, das Verfahren einmal auszuprobieren.

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Bienenvölker durch die Schwarmzeit führen – die beste Zeit zur Erstellung von Jungvölkern

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