Olivenöl – verfälscht oder minderwertige Qualität?
LAVES untersucht Olivenöl auf Streckung mit anderen Ölen und sonstige Verfälschungen
Die Vielfalt der Speiseöle ist groß. Die Verbraucherin und der Verbraucher kann zwischen diversen Ölen unterschiedlicher pflanzlicher Herkunft entscheiden und die Wahl treffen zwischen raffinierten und nativen kaltgepressten Ölen.
Zum Schutz der Verbraucherin und des Verbrauchers vor gesundheitsschädlichen Rückständen, vor Täuschung und Irreführung werden Speiseöle regelmäßig im LAVES untersucht und beurteilt. Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES wird die Genusstauglichkeit überprüft und vor allem auf fehlerhafte Geruchs- oder Geschmacksnoten wie zum Beispiel ranzig, bitter, stichig oder auf Röstnoten geachtet.
Verfälschungen und schlechte Qualität bei Olivenöl sind leider ein Thema, das immer wieder vorkommt.
Beurteilungsgrundlagen
Für Olivenöl, das in der EU streng reguliert ist, gibt es rechtliche Vorschriften zur Beschaffenheit, Bezeichnung und der Zusammensetzung. Es darf nur in bestimmten Kategorien in den Verkehr gebracht werden und muss diverse Grenzwerte einhalten sowie charakteristische sensorische Eigenschaften aufweisen. An die Endverbraucherin und den Endverbraucher gelangt vor allem Olivenöl der höchsten Qualitätsstufe extra nativ. Olivenöl muss immer fruchtig schmecken, wobei die Intensität der Fruchtigkeit variieren kann. Viele Öle schmecken bitter und scharf, ein Grund für einige Verbraucher, sich über Olivenöl zu beschweren. Bittere und scharfe Geschmacksnoten sind jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen typisch für Olivenöl.
Warenkunde
Der Begriff „nativ“ bedeutet, dass das Öl in einem schonenden Verfahren kalt gepresst wurde. Kaltgepresste Öle werden ohne Wärmezufuhr ausschließlich durch mechanische Verfahren gewonnen. Um Trübungen zu entfernen dürfen die Öle dekantiert, zentrifugiert oder filtriert werden. Allerdings sind auch weitere Behandlungen wie zum Beispiel ein Waschen oder Dämpfen der Öle erlaubt, wenn sie auf dem Etikett angegeben werden. Nur wenn die Öle zusätzlich als „nativ" bezeichnet werden, ist nachträgliches Waschen oder Dämpfen ausgeschlossen. Kaltgepresste Öle schmecken intensiv nach der Saat oder Frucht, aus der sie gewonnen wurden. Auch die Nährstoffe und gesundheitlichen Vorteile des Olivenöls werden bewahrt.
Natives Olivenöl ist reich an einfach ungesättigten Fettsäuren, Antioxidantien und Vitaminen. Kaltgepresste Öle sind nicht so hitzestabil und eignen sich daher eher für die kalte Küche wie zum Beispiel als Dressing für Salate.
Natives Olivenöl extra (extra virgin olive oil) ist die höchste Qualitätsstufe bei Olivenöl.
Untersuchungsergebnisse des LAVES
Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES sind Fälle von Verfälschungen und minderwertiger Qualität bei Olivenöl, die bei Routineuntersuchungen festgestellt worden. Seit September 2024 wurden 64 Proben Olivenöl untersucht, davon 62 Proben, die die höchste Qualität, nämlich „natives Olivenöl extra“ aufweisen sollten.
Vier Proben waren mit anderen pflanzlichen Ölen gestreckt, was leicht anhand der Fettsäureverteilung erkannt werden konnte.
Achtmal traf die Bezeichnung „natives Olivenöl extra“ nicht zu, weil die Öle sensorische Abweichungen aufwiesen, zum Beispiel ranzig oder stichig/schlammig waren. In den meisten Fällen waren auch analytische Parameter, die in der Olivenöl-Verordnung1 festgelegt sind, nicht eingehalten.
Trockenheit, Missernten und immer mehr Öle mit unterschiedlicher Herkunft auch außerhalb der EU verändern den Markt. Die dadurch steigenden Preise scheinen sich negativ auf die Qualität von nativem Olivenöl extra und nativem Olivenöl auszuwirken.
Vor allem bei vermeintlich günstigen Angeboten und dubiosen Anbietern im Internet sollten Verbraucherinnen und Verbraucher hellhörig werden.
1 EUR-Lex: VO (EU) 2022/2104 legt im Anhang I Qualitäts- und Reinheitsmerkmale von Olivenöl fest