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Verbraucherschutz live auf dem Hurricane-Festival 2019

Kontrollen durch das LAVES und den Landkreis Rotenburg (Wümme)


Wie jedes Jahr machten sich Ende Juni 2019 wieder zehntausende Besucherinnen und Besucher in Feierlaune auf den Weg nach Scheeßel in Niedersachsen, um das Hurricane-Festival zu besuchen, ein Wochenende lang zu feiern und eine gute Zeit zu haben. Neben Musik, Essen und Trinken gehören auch Händlerinnen und Händler, die unterschiedliche Accessoires und Fanartikel anbieten, einfach dazu. Häufig verfügen die mit solchen Artikeln Handelnden nicht über ein Ladenlokal, sondern bieten ihre Waren ausschließlich an Ständen auf Festivals an und werden so nicht von den Routinekontrollen erfasst.

Unbekanntes Bild auf dem Festival: Kontrolle des Non-Food-Handels

Damit dem ausgelassenen Treiben nichts im Weg stand, waren Kontrolleure des Landkreises Rotenburg (Wümme), unterstützt von Mitarbeitern des Lüneburger LAVES-Instituts für Bedarfsgegenstände (IfB) vor Ort, um die Non-Food-Händler zu kontrollieren.
Händler/-innen und Besucher/-innen waren erstaunt, dass Schmuck, Textilien und andere Produkte unter die Lupe genommen wurden. Zum gewohnten Bild zählten bisher eher Polizeikräfte und Securitypersonal, die für Sicherheit und reibungslosen Einlass sorgten. Mitarbeiter des Landkreises Rotenburg (Wümme) waren eher dafür bekannt, im Auftrag der Lebensmittelhygiene unterwegs zu sein.

Die Probenahme

In erster Linie boten die Non-Food-Händler/-innen auf dem Festival Textilien wie Shirts und Caps und jede Menge Schmuck sowie Arm- oder Halsbänder aus Leder an. Und genau diese Gegenstände waren an diesem Wochenende das Ziel der Begutachtung.

Zunächst ein Rundgang zur Orientierung, dann nahmen die Kontrolleure gezielt Proben, die entweder direkt vor Ort überprüft oder als amtliche Probe entnommen wurden.

Für die Prüfung von Schmuck und Piercingartikeln kamen dabei Screening-Verfahren zum Einsatz, die ohne großen Aufwand direkt vor Ort durchgeführt werden konnten. Ein Verdacht konnte so schnell ausgeräumt oder auch bestätigt werden – ohne die Probe zu zerstören.
Für die Nickellässigkeit wurde ein einfacher Wischtest durchgeführt, der auf einem Wattestäbchen durch einen pinken Farbkomplex auf eine erhöhte Nickellässigkeit hindeutet. Nickel ist ein Kontaktallergen und kann Reizungen der Haut hervorrufen.
Für die Überprüfung von Grenzwerten für Blei und Cadmium kam ein tragbares Röntgenfluoreszenzgerät zum Einsatz, das innerhalb einer Minute Ergebnisse lieferte. Dabei gibt die Probe durch Fluoreszenz Informationen über ihre Zusammensetzung preis. Blei und Cadmium dürfen laut REACH-Verordnung nur in geringen Mengen als Verunreinigung im Schmuck vorhanden sein.

Hatte sich dabei nach der Messung ein Verdacht bestätigt, wurde eine amtliche Probennahme durchgeführt und die Proben zur Untersuchung an das IfB Lüneburg gesendet. Hier werden die Erkenntnisse der Vorprüfungen durch genormte Laborverfahren zu gerichtsfesten Ergebnissen verarbeitet.

Für die Untersuchung von Textilien wie T-Shirts auf Azofarbstoffe oder Lederartikel wie Arm- und Halsbänder auf Chrom(VI) gibt es keine Screening-Verfahren oder Schnelltests. Daher konnten die Untersuchungen nicht direkt vor Ort erfolgen. Stattdessen wurden einige Proben auf Verdacht genommen – bei der Einschätzung half den Mitarbeitern ihre jahrelange Erfahrung. Ob sich ein solcher Verdacht bestätigt, kommt bei der Untersuchung im Labor heraus.

Ein tragbares Röntgenfluoreszenzgerät kommt zum Einsatz, um die Grenzwerte für Blei und Cadmium zu überprüfen.   Bildrechte: ©LAVES
Ein tragbares Röntgenfluoreszenzgerät kommt zum Einsatz, um die Grenzwerte für Blei und Cadmium zu überprüfen.
Innerhalb einer Minute liefert das Gerät Ergebnisse. Die Probe gibt durch Fluoreszenz Informationen über ihre Zusammensetzung preis.   Bildrechte: ©LAVES
Innerhalb einer Minute liefert das Gerät Ergebnisse. Die Probe gibt durch Fluoreszenz Informationen über ihre Zusammensetzung preis.
Um Proben auf ihre Nickellässigkeit zu überprüfen, wird ein Wischtest durchgeführt.   Bildrechte: ©LAVES
Um Proben auf ihre Nickellässigkeit zu überprüfen, wird ein Wischtest durchgeführt.
Färbt sich das Wattestäbchen pink, deutet das auf eine erhöhte Nickellässigkeit hin.   Bildrechte: ©LAVES
Färbt sich das Wattestäbchen pink, deutet das auf eine erhöhte Nickellässigkeit hin.
Mitarbeiter des LAVES und des Landkreises   Bildrechte: ©LAVES
Mitarbeiter des LAVES und des Landkreises Rotenburg (Wümme) im Einsatz: (v.l.) Oliver Schmidt, Ulf Hörmann, Torben Wiegels, Walther Morisse, Bastian Kortus

Nur wenige verdächtige Proben – ein gutes Zeichen für das Sortiment

Aufgrund der gezielten Probenauswahl wurden 25 Proben vor Ort untersucht. Eine Probe kann dabei aus mehreren Teilen bestehen, die einzeln untersucht werden. Bei einer Halskette können dies beispielsweise einzelne Kettenglieder, der Anhänger und der Verschluss sein.
Insgesamt wurden sechs verdächtige Proben für die amtliche Untersuchung entnommen (ein buntes T-Shirt, zwei Lederbänder, drei Kettchen für Hals und Fußgelenk). Die geringe Zahl der verdächtigen Proben spiegelt wider, dass das übrige Sortiment in Ordnung und von guter Qualität war.

Von den sechs verdächtigen Proben, die vor Ort mitgenommen worden sind, bestätigten sich fünf Vermutungen in den Screening-Untersuchungen. Alle fünf Schmuckproben zeigten Überschreitungen bei der Nickellässigkeit, dem Blei- oder dem Cadmiumgehalt. Eine Probe wies Überschreitungen bei der Nickellässigkeit sowie dem Cadmiumgehalt auf. Das T-Shirt, welches auf Azofarbstoffe untersucht wurde, zeigte jedoch keine Auffälligkeiten.

Sowohl die Mitarbeiter des Landkreises Rotenburg (Wümme) als auch die des LAVES waren mit dem Ablauf der Kontrolle sehr zufrieden. Durch die Messungen vor Ort war es möglich, gezielt eine große Anzahl von Proben zu untersuchen und schnell zu einem Ergebnis zu kommen.

Nicht nur das Festivalpublikum, auch viele Händler/-innen zeigten sich begeistert und verwundert darüber, was zum Verbraucherschutz dazu gehört. Da die Kontrollen im laufenden Betrieb stattfanden, wurde den Kontrolleuren über die Schulter geschaut: Viele nutzten die Gelegenheit, um Fragen zu stellen und die Arbeit zu loben – Verbraucherschutz live und in Farbe.

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