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Erkrankung der Seehunde im Niedersächsischen Wattenmeer: Grippevirus hat sich bestätigt

LAVES-Presseinformation Nr. 025 vom 18. November 2014


Es besteht kein Zweifel mehr: Das Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut hat Influenza-A-Virus H10N7 in Proben von in den Veterinärinstituten des LAVES untersuchten Seehunden aus dem Niedersächsischen Wattenmeer bestätigt.

Dieser Grippevirus wurde bereits im vergangenen Monat bei Seehunden in Schleswig-Holstein, Dänemark und bereits im Frühjahr vor der schwedischen Küste nachgewiesen. Die Experten des LAVES stehen in engem Austausch mit den Wissenschaftlern der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Büsum und Hannover, die für Schleswig-Holstein die Untersuchungen durchführten, sowie mit dem Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut.

„Bei den meisten erkrankten bzw. verendeten Seehunden in Deutschland und Dänemark konnten außer dem Grippevirus auch Lungenwurmbefall und Infektionen mit Bakterien wie Streptokokken im Atmungstrakt nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass sich das Krankheitsgeschehen im Sinne eines multikausalen Geschehens entwickelte. So könnte die Infektion der Atemwege mit den Influenzaviren als Wegbereiter für eine bakterielle Infektion der Lunge gedient haben. Die Symptome bei den Seehunden sind neben Lungenentzündung, Schweratmigkeit, Veränderungen der Haut und/ oder Bindehautentzündungen“, so Dr. Ralf Peter Pund, Meeressäugerexperte im LAVES Institut für Fische und Fischereierzeugnisse in Cuxhaven.

An der niedersächsischen Küste sind seit Anfang des Monats 88 tote Tiere registriert worden. In Schleswig-Holstein sind dagegen seit Oktober mehr als 1.500 Tiere insgesamt gefunden worden. „Die Anzahl der toten Tiere ist bisher weitaus geringer als bei dem, durch das Staupevirus ausgelösten, Seehundsterben 1988 und 2002. Das ist charakteristisch für Influenzainfektionen im Vergleich zu Staupeinfektionen. Insbesondere die bis dato beobachtete weitaus langsamere Ausbreitung in Kombination mit der relativ geringen Sterblichkeit sowie der Isolierung eines „low pathogenic Influenza A (LPAI)-Pathotyps H10N7 weisen eher auf eine Influenza-Infektion mit erhöhter Sterblichkeit hin als auf eine epidemische Ausbreitung, wie sie für die Staupe typisch war“, erläutert Meeressäugerexperte Pund. Deshalb ist mit einer ähnlichen Anzahl toter Seehunde - wie bei den beiden großen Ausbrüchen der Seehundstaupe 1988 und 2002 (knapp 4.000 Tiere allein in Niedersachsen) - zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu rechnen.

Nach Einschätzung der Experten ist der Seehundbestand im Niedersächsischen Wattenmeer durch das aktuelle Krankheitsgeschehen zum jetzigen Zeitpunkt wenig gefährdet. Allein im Niedersächsischen Wattenmeer sind 9.343 Tiere in diesem Sommer während der Flüge im Wattengebiet zwischen Ems und Elbe gezählt worden.

Wenn ein kranker oder verendeter Seehund am Strand oder im Watt gefunden wird, sollte grundsätzlich großer Abstand zu den Tieren gehalten werden. Die Tiere sind unter allen Umständen nicht weiterem Stress auszusetzen und in Ruhe zu lassen und nicht anzufassen. Seehunde sind Wildtiere und selbst ein Jungtier oder ein krankes geschwächtes Alttier wird immer versuchen, sich zur Wehr zu setzen. Auch Hunde sollten angeleint ferngehalten werden. So kann auch einer möglichen Übertragung von Krankheitserregern, die Seehunde in sich tragen können, vorgebeugt werden.

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