LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen stellt 1. Nds. Verbraucherschutzbericht in Oldenburg vor

Presseinformation Nr. 19 vom 27. Juni 2008


Pressekonferenz

Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, die kommunalen Überwachungsbehörden und das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung haben den Niedersächsischen Verbraucherschutzbericht 2007 erarbeitet.

"Der Niedersächsische Verbraucherschutzbericht ist unsere Antwort auf das gestiegene Informationsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger", sagt Minister Ehlen. Im Bericht sind die Arbeitsergebnisse der die amtlichen Kontrollen durchführenden Behörden dargestellt und kommentiert. "Der Bericht soll die Verbraucherinnen und Verbraucher über den Status der Lebens- und Futtermittelsicherheit, der Tiergesundheit und des Tierschutzes in Niedersachsen informieren und Transparenz über die Arbeit der Behörden herstellen ," erläutert Minister Ehlen, der den hohen Stellenwert des gesundheitlichen Verbraucherschutzes in Niedersachsen betont.

"Die kommunalen Überwachungsbehörden und die Untersuchungseinrichtungen des Landesamtes sind leistungsfähige Einrichtungen, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass in Niedersachsen sichere Lebensmittel vermarktet werden können", so der Minister. In Niedersachsen wurden allein im Bereich der Lebensmittelsicherheit über 28.000 Proben untersucht und über 41.000 Betriebe kontrolliert. Für diese Kontrollen werden die Proben und Betriebe, bei denen besondere Risiken bekannt oder vermutet werden, gezielt ausgesucht. Die Beanstandungsquote von 21,6% der Proben bedeutet vor dem Hintergrund der risikobasierten Probenauswahl, dass in fast 80% der Lebensmittelproben das vermutete Risiko nicht nachgewiesen wurde; die Hersteller, Verarbeiter und Vertreiber haben erfolgreich Vorkehrungen getroffen, die Risiken auf ein akzeptables Maß zu minimieren oder ganz zu vermeiden.

Die kommunalen Veterinär- und Verbraucherschutzämter überprüfen in den Betrieben, ob alle lebensmittelrechtlichen Anforderungen bei der Herstellung, Verarbeitung und der Vermarktung der Lebensmittel eingehalten werden. Sie sind nicht nur für die Entdeckung von Fehlern und Verstößen zuständig, sondern ihre Aufgabe ist insbesondere, die notwendigen Maßnahmen im Betrieb zur Abstellung der Mängel zu veranlassen oder ggf. anzuordnen und deren Umsetzung zu begleiten. So wurden in den mehr als 41.000 kontrollierten Lebensmittelbetrieben mehr als 63.000 Kontrollbesuche durchgeführt.

Interessante Einblicke in diese Arbeit geben die Artikel zu den in der Öffentlichkeit heftig diskutierten Ereignissen im Fleischhandel, über das EG Zulassungsverfahren, über Fleisch- und Wurstkonserven aus handwerklicher Herstellung oder über Sarkosporidien in Thüringer Mett als Auslöser einer Gruppenerkrankung.

Werden neue Risiken für die Gesundheit des Menschen erkannt, z. B. in der wissenschaftlichen Forschung, sind umfangreiche Untersuchungen erforderlich, um das Ausmaß der Verbreitung dieses Risikos in Lebensmitteln zu erkunden. Die "Perfluorierte Tenside in Fischen (PFT)" waren in 2007 ein solches Thema. Diese für den Menschen toxischen Verbindungen, die z. B. in Teflonbeschichtungen von Bratpfannen oder in Imprägnierungen von Textilien zu finden sind, können sich im Köper anreichern und werden dort nur sehr langsam abgebaut. In 45 von den 62 untersuchten Fischproben aus niedersächsischen Flüssen, konnten PFT nachgewiesen werden, wohingegen die 36 Fischproben aus niedersächsischen Aquakulturen alle negativ getestet wurden.

Dagegen zählen die "Algentoxine in Muscheln", zu den lange bekannten Risiken, die mit streng geregelten Überwachungsmaßnahmen kontrolliert werden. Im Jahr 2007 wurde in 9 von 251 untersuchten Muschelkonserven das Nervengift aus der Gruppe der PSP-Toxine in Gehalten über dem dafür festgelegten Grenzwert nachgewiesen.

Zum Thema "Morphin in Mohnsamen und Mohngebäck" konnten im Jahr 2007 die orientierenden Untersuchungen abgeschlossen werden. Von den u.a. untersuchten 32 Proben Backwaren mussten zwei Proben wegen ihres hohen Morphingehaltes beanstandet werden.

Der Bericht bietet über die genannten Themen hinaus auch Informationen zu den Pestizid-, Dioxin- und Mykotoxingehalten in Lebensmitteln.

Große Bedeutung kommt der mikrobiologischen Untersuchung der Lebensmittel zu. Wenn in 7166 kontrollierten Betrieben Verstöße festgestellt wurden, von denen über 6000 dem Bereich der allgemeinen Hygiene zugeordnet werden, ist nachvollziehbar, dass mögliche mikrobiologische Belastungen bei vielen Lebensmitteln zu den Risikofaktoren gehören.

Neben den Lebensmitteln tierischen Ursprungs sind frische Teigwaren, Backwaren mit nicht durcherhitzter Füllung, Speiseeis aus Eisdielen oder Watercooler (in neun von 45 Proben wurde eine erhöhte Gesamtkeimzahl festgestellt, in drei Proben zusätzlich Coliforme Keime) Produkte, die regelmäßig auf ihren mikrobiologischen Status hin überprüft werden. Auch im Jahr 2008 mussten bereits von den bisher untersuchten 89 untersuchten Backwaren mit nicht durcherhitzter Füllung wiederum 29 wegen eines erhöhten Keimgehaltes beanstandet bzw. bemängelt werden. 2007 waren von 300 untersuchten Proben 135 (45 %) mikrobiologisch auffällig. In zwei Proben Tiramisu, die auf Grund von Erkrankungsfällen zur Untersuchung gelangten, sowie einer Mandarinen-Schmand-Schnitte wurde Salmonella Enteriditis nachgewiesen und die Lebensmittel als gesundheitsschädlich beurteilt.

Erhebliche Bedeutung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz hat die Bekämpfung von Zoonosen, d.h. von Krankheiten, deren Erreger von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Zu den Zoonoseerregern gehören u.a. Salmonellen und Campylobacter, deren Vorkommen beim Nutzgeflügel und bei Mastschweinen intensiv untersucht werden, um sinnvolle Bekämpfungsstrategien entwickeln zu können. Landesweite Untersuchungsprogramme, die zum Teil in Forschungsverbünden integriert sind, betreffen das so genannte Q-Fieber, die Tularämie bei Wildtieren, Toxoplasmen bei Schweinen und Geflügel und den Rinderbandwurm des Menschen.

Ziel der amtlichen Kontrollen ist auch der Schutz der Verbraucher vor Täuschung und Irreführung. Die Artikel "Kochschinken – was erwartet der Verbraucher, und was bekommt er tatsächlich?" (S. 23), "Unerlaubte Wasserzusätze in Geflügelfleischerzeugnissen" oder "Feta –der geschützte Käse" (2007 wurden 62 Proben untersucht) berichten über aktuelle Erkenntnisse der Lebensmittelkontrolle.

Nicht nur die Lebensmittel unterliegen den amtlichen Kontrollen, sondern auch die kosmetischen Mittel und die Bedarfsgegenstände. Über die Untersuchung von Lederwaren auf ihre Chrom (VI)-Belastung wird ebenso berichtet wie über die Erkenntnisse zur Sicherheit der Spielwaren aus China. Bei der Ledergerbung, die das Leder stabiler macht, wird Chrom (III) eingesetzt. Dies kann sich jedoch durch Schweiß, Alterung etc. zu Chrom (VI) umsetzten. Chrom (VI) zeigt neben seiner sensibilisierenden Wirkung auch toxische, z. B. krebserregende Wirkungen auf den Menschen. Besonders auffällig waren in diesem Zusammenhang Lederhandschuhe und Kindersandalen.

Nachdem aus den USA bekannt geworden war, dass ein Kind nach Verschlucken eines Schmuckstückes an einer Bleivergiftung verstorben ist, wurden zu diesem Thema auch in Niedersachsen Untersuchungen durchgeführt. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse enthält der Artikel "Bleihaltiger Schmuck für Kinder", aus dem hervorgeht, dass auch in Deutschland Kinderschmuckstücke am Markt sind, die nach den neuen amerikanischen Regelungen nicht mehr verkehrsfähig wären.

Im Bereich der Futtermittelüberwachung fanden im Jahr 2007 insgesamt 2272 Betriebs- und Buchprüfungen statt (2006 waren es 2090 Betriebs- und Buchprüfungen).

Die Untersuchungen auf Melamin in Futtermitteln wurden kurzfristig eingeführt, nachdem der Tod von Hunden und Katzen vor allem in den USA, Kanada und Südafrika mit diesem Stoff in Verbindung gebracht wurde. In Niedersachsen war für zwei Alleinfuttermittel aus Südafrika der Befund positiv. Die gesamte Futtermittelmenge wurde unschädlich beseitigt.

In Niedersachsen hatte im Jahr 2007 die Bekämpfung der Blauzungenkrankheit bei Rindern, Schafen und Ziegen große Bedeutung. Vom August bis Dezember 2007 waren 2935 Betriebe davon betroffen. Die Blauzungenkrankheit ist im August 2006 das erste Mal in Deutschland festgestellt worden. Sie wird durch Mücken übertragen. Sie ist eine durch einen Virus hervorgerufene Gefäßerkrankung, die sich klinisch z. B. mit Geschwüren an Maul und Nasen, Schwellungen am Kopf, Verfärbungen in der Haut und bei Schafen im Endstadium mit einer blauen Zunge äußert. Für 2008 geht die Hoffnung dahin, durch Impfungen die empfänglichen Tiere vor dieser Krankheit zu schützen.

Wie bei den Menschen gibt es auch im Bereich der Tiergesundheit tragische Einzelfälle: so starben z. B. zwei Bisons nach Verzehr von Gartenabfällen – die Todesursache war nicht erkennbar. Durch eine Sektion konnte der Verzehr von Oleanderblättern als Todesursache identifiziert werden (10 bis 20 Blätter werden für ein Rind oder Bison als tödliche Dosis angegeben).

Die Pflege und der Erhalt der Bienenvölker sind für das Agrarland Niedersachsen von hoher Bedeutung. Im Jahr 2004 wurde auch hier das bundesweite Bienenmonitoring gestartet, das Erkenntnisse über die Ursachen des immer wieder zu beobachtenden "Bienensterbens" liefern soll. Der Befall der Bienenvölker mit der Varroamilbe war 2007 deutlich höher als in den Vorjahren. Daraufhin waren 2007 auch die Winterverluste in Niedersachsen mit 19 % höher als im Winter 2006/2007 (9 %). Die sachgerechte Varroabekämpfung wird eine besondere Herausforderung in der Imkerei für die Zukunft bleiben.

Themen zum Tierschutz werden in der Öffentlichkeit immer wieder kontrovers diskutiert. In den Aufsätzen "Ist der Betrieb von Angelteichen mit dem Tierschutz zu vereinbaren?" und "Zur Verwendung von Elektroreizgeräten beim Hund" wird die fachliche Haltung zu diesen Fragestellungen erläutert und werden Empfehlungen für die Betreiber der Angelteiche bzw. die Halter der Hunde gegeben.

Der Niedersächsische Verbraucherschutzbericht 2007 steht auch hier als Download zur Verfügung.

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
27.06.2008
zuletzt aktualisiert am:
11.06.2010

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln