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LAVES informiert: Mehr als 1.8 Mio. Untersuchungen im vergangenen Jahr

Presseinformation Nr. 32 vom 25.07.2003


Ein entscheidender Beitrag zum Gesundheitsschutz der Verbraucher: "Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat im vergangenen Jahr mehr als 1,8 Mio. amtliche Analysen durchgeführt", erklärt Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des LAVES, während der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Jahresberichtes 2002.

Dem LAVES gehören die Lebensmittelinstitute Braunschweig und Oldenburg, die Veterinärinstitute Oldenburg und Hannover, das Veterinärinstitut für Fische und Fischwaren Cuxhaven sowie das Institut für Bedarfsgegenstände Lüneburg an. Außerdem sind die Fachdienste Lebensmittelkontrolldienst, Futtermittelkontrolldienst, Tierschutzdienst, Technische Sachverständige, Task-Force – Veterinärwesen und Ökologischer Landbau im LAVES integriert. Im LAVES werden alle amtlichen Untersuchungen in den Bereichen Lebensmittel-, Futtermittel-, Veterinär- und Bedarfsgegenständeüberwachung niedersachsenweit durchgeführt.

Dazu zählen die mehr als 34.000 Lebensmittelplanproben aus den verschiedenen Produktgruppen (wie z. B. Milch u. Milchprodukte, Obst u. Gemüse, Fleisch, Wild, Geflügel und Erzeugnisse daraus etc.), die in den Lebensmittelinstituten Braunschweig und Oldenburg untersucht und analysiert worden sind:

Milch und Milchprodukte

Häufig mussten bei der mikrobiologischen Untersuchung von geschlagener Sahne aus Sahneautomaten hohe Bakteriengehalte festgestellt werden. Diese waren überwiegend auf die mangelhafte Reinigung und Desinfektion der Sahneautomaten oder den unsachgemäßen Umgang mit der pasteurisierten Flüssigsahne zurückzuführen.

Fische, Krebs- und Weichtiere und Erzeugnisse daraus

  • Algengifte (Okadasäure) in Muscheln

Im Herbst und Winter 2002 litten wiederholt zahlreiche Menschen nach dem Verzehr von Muscheln unter Symptomen wie Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen und Übelkeit. In Proben aus dem dänischen Isefjord wurden hohe Werte des Algengiftes Okadasäure festgestellt. Der Grenzwert (400 µg/kg) wurde fast um das Neunfache überschritten.

Eher ungewöhnlich war die kalte Jahreszeit dieser Vergiftungsfälle: Die giftbildenden Algen kommen im Winter nur selten vor, da das Wasser für das Wachstum zu kalt ist – der Grund, warum man auch nur in Monaten mit "r" Muscheln essen sollte.

  • Humanpathogene Bakterien in Fischen und Fischereierzeugnissen

Es wurden 240 Planproben auf Salmonellen untersucht. Aus drei von 49 untersuchten Viktoriabarschproben konnten Salmonellen nachgewiesen werden. Die identifizierten Salmonellenspezies sind in der afrikanischen Heimat des Viktoriabarsches anzutreffen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die hygienischen Bedingungen beim Fang, Anlanden und Verarbeiten der Fische in den Anrainerstaaten des Viktoriasees, dem Hauptfangort des Fisches, nicht in allen Fällen optimal sind.

Obst und Gemüse

Bei Erdbeeren wurde primär auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Nach wie vor weisen Erdbeeren Mehrfachrückstände auf. Höchstmengenüberschreitungen wurden aber nicht festgestellt. Die Belastungssituation hat sich insgesamt nicht geändert.

Fleisch- und Fleischerzeugnisse

Bei Fleischerzeugnissen und Wurstwaren behält die Überprüfung der Zusammensetzung und der Kennzeichnung zum Schutz des Verbrauchers vor Täuschung gleichbleibende Bedeutung. Beispiele sind unzulässig hoher Wasserzusatz, zu geringe Grobfleischeinlagen bei Bierschinken, Rotwürsten und Aspikerzeugnissen sowie die Verarbeitung von minderwertigem Fleisch und zuviel Fett. Als besonderer Untersuchungsschwerpunkt ist beispielhaft Döner Kebab zu nennen. Zunehmend wird die Verarbeitung von Putenfleisch ohne Kenntlichmachung festgestellt. Darüber hinaus wird der klassische "Döner" mit Scheibenfleisch durch reine Hackfleischspieße verdrängt, ohne dass bei der Abgabe im Imbissbereich auf diese abweichende Zusammensetzung hingewiesen wird.

  • Salmonellenergebnisse in Fleisch und Fleischerzeugnissen

Nach wie vor werden in Fleisch und Fleischerzeugnissen aber auch in Eiern häufig Salmonellen nachgewiesen. Das bedeutet, dass offensichtlich die bisher initiierten Programme zur Reduzierung noch nicht den gewünschten Effekt erzielen.

  • Untersuchung von Geflügelfleisch auf Campylobacter

Campylobacter spielen eine bedeutende Rolle als Ursache von Magen-/Darminfektionen beim Menschen. Mit steigender Tendenz werden Campylobacter in rohem Geflügelfleisch nachgewiesen (2002 in 20 von 64 Proben). Für die Zubereitung von Geflügelfleisch zu Hause ist die Küchenhygiene zur Vermeidung von Infektionen besonders wichtig.

Beschwerdeproben

Besondere Aufmerksamkeit wird den Untersuchungen von Beschwerdeproben mit Verdacht auf Gesundheitsschädigung gewidmet. Im vergangenen Jahr kam es in zwei Fällen durch bakterielle Belastung zur Erkrankung mehrer Personen:

Nach einem Spargelessen in einem Restaurant sind mehrere Personen an Salmonellose erkrankt. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass die für die Sauce Hollandaise frisch verwendeten rohen Eier mit Salmonellen kontaminiert waren.

In einem Krankenhaus wurden Salmonellen aus einer Pfirsich-Fruchtsoße isoliert, die aus einer Konservenware hergestellt wurde. In keiner der zahlreichen Untersuchungen konnten in den Konserven Salmonellen nachgewiesen werden. Als mögliche Ursache kommt ein Hygienefehler in der Küche in Frage.

Bei den Beschwerdeproben wurden einige Kuriositäten unter der amtlichen Lupe entdeckt. Eine kleine Auswahl der "Fundstücke":

"Erdbeerkonfitüre mit abgetrenntem Mäusefuß, Teil von einem Mäusekörper in einem Glas saure Gurken, Reste einer Mahlzeit mit Tierfellstückchen, Nougat mit frei krabbelnden Maden oder auch eingebackene Käfer in einem Weißbrot"

Bedarfsgegenstände und kosmetische Mittel

Im Bereich der Bedarfsgegenstände sind bei den kosmetischen Mitteln nach wie vor die Beanstandungsquote der verbotenen Stoffe niedrig und weiterhin rückläufig (2002: 0,3% u. 2001: 1%).

"Wir bewerten es als positiv, dass wir im Gegensatz zu den Vorjahren keine pathogenen Mikroorganismen in Kosmetika nachgewiesen haben", betont Haunhorst. Es gab keine Überschreitungen von Höchstmengen.

Schnellwarnsystem

"Die Auswertung von Warnmeldungen im EU-Schnellwarnsystem durch das LAVES macht deutlich, dass bei Drittlandimporten immer wieder Rückstände festgestellt werden und von daher die Kontrollen bei der Einfuhr verschärft werden müssen", unterstreicht Dr. Eberhard Haunhorst.

Veterinäruntersuchungen

Im Veterinärbereich sind im Jahr 2002 weit mehr als 1 Million Untersuchungen allein im Veterinärinstitut Oldenburg durchgeführt worden. Das ist die bisher höchste Untersuchungsleistung in der Geschichte des Instituts und lag noch 35% über der zweitbesten Leistung des Schweinepestjahres 1995.

Einen beträchtlichen Probenanstieg gab es insbesondere in der TSE-Diagnostik. Im Jahr 2002 wurde bei 15 Tieren BSE festgestellt.

Beträchtlich zugenommen hat auch die Zahl der Untersuchungen auf Salmonellen bei lebenden Tieren, bedingt durch einen Anstieg der einsendenden Geflügelbetriebe und durch eine beträchtliche Zunahme des Salmonellengeschehens in den rinderhaltenden Betrieben des Einzugsgebietes.

Seit September 2002 ist ein erheblicher Anstieg von Salmonella-Nachweisen in Rinderkotproben zu verzeichnen. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um das Serovar S. Dublin, das hauptsächlich beim Rind vorkommt und für die Gesundheit des Menschen von nachrangiger Bedeutung ist. In mehreren Landkreisen gab es ein starkes Infektionsgeschehen mit oft ausgeprägter klinischer Symptomatik in den betroffenen Beständen. Zum Teil mussten ganze Bestände getötet werden.

Die Entwicklung setzt sich im Jahr 2003 fort und wird aufgrund hoher Widerstandsfähigkeit der Salmonellen möglicherweise zu weiteren Problemen führen, z.B. Kontamination von Futterflächen durch Gülleausbringung.

Besondere Untersuchungsbereiche

  • Untersuchung von Muttermilchproben

Seit 1986 werden im Lebensmittelinstitut Oldenburg Frauenmilchproben auf Dioxine und Furane untersucht.

Auch in 2002 hat sich der Trend der abnehmenden Belastung fortgesetzt. Gemessen an der Belastung im Jahr 1990 sind die Dioxin- und Furangehalte auf ein Drittel der ursprünglichen Belastung zurückgegangen.

Da Dioxine nicht absichtlich hergestellt werden, sondern vielfach unbemerkt als Nebenprodukt bei der Herstellung anderer chlororganischer Verbindun-gen und bei zahlreichen Hochtemperaturprozessen gebildet werden, kön-nen sie als sehr weitreichender Indikator zur Beurteilung der Umweltbelastung herangezogen werden.

  • Seehundstaupe – Epidemie an der niedersächsischen Küste

Im Sommer 2003 wurde der Seehundbestand vor der Küste Niedersachsens von der Seehundstaupeepidemie erfasst. Mehr als 50 % des Bestandes verendete. Im LAVES wurden unter Federführung des Veterinärinstituts für Fische und Fischwaren Untersuchungen durchgeführt unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus Untersuchungen während der Seehundstaupeepidemie von 1988 und den folgenden Jahren. Das Krankheitsbild und der Verlauf waren mit dem der Epidemie von 1988 vergleichbar. Betroffen waren nach bisherigen Auswertungen alle Altersklassen gleichermaßen insbesondere aber die mittlere Altersklasse zwischen ca. fünf und zwölf Jahren. Als Überträger kommen wie 1988 wieder einwandernde Robben aus dem Nordatlantik in Frage, wo der Seehundstaupeerreger als endemisch anzusehen ist. In diesem Zusammenhang müssen Klimaverschiebungen und damit einhergehende Veränderungen im Nordatlantik und deren Auswirkungen auf Wanderungen von Robbenbeständen und damit verbunden die Verschleppungen von Krankheitserregern berücksichtigt werden, wenn man Aussagen über die künftige Gefährdung des Seehundbestandes in der Nordsee treffen will. Aktuell deutet sich an, dass der nach der Epidemie verbliebene Bestand von guter Vitalität ist.

Nach skandinavischen Bestandsmodellen würde aber eine engere periodische Abfolge vergleichbarer Epidemien zu einer starken Gefährdung des Seehundbestandes der Nordsee führen.

Es gibt deshalb keine wissenschaftlich ausreichend zuverlässigen Aussagen über die künftige Entwicklung des Seehundbestandes, sondern nur die mehr oder weniger begründete Vermutung, dass es mit dem Bestand wieder aufwärts gehen wird.

Artikel-Informationen

erstellt am:
30.07.2003
zuletzt aktualisiert am:
11.06.2010

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