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Zur Gefährdung des Europäischen Aals

Der Aal ist in vielen deutschen Haushalten als Speisefisch traditionell vertreten. Neben gebratenen Aalstücken sind vor allem Räucheraale sehr beliebt.

Aale im Räucherofen  
Räucheraale

Die Aalbestände sind allerdings derzeit weltweit stark gefährdet. Die Tierart Aal befindet sich außerhalb sicherer biologischen Grenzen. In Europa ist die Zahl der registrierten Aalfänge von etwa 20.000 t im Jahr 1970 auf ca. 1.700 t im Jahr 2001 zurückgegangen. Die Europäische Kommission möchte auf Empfehlung des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) einen Aktionsplan zur Bestandserholung verabschieden. Ziel des Vorhabens ist es, eine nachhaltige Erhaltung und Bewirtschaftung der Aalbestände zu erreichen.

Es kann davon ausgegangen werden, dass es viele Gründe für den Rückgang der Aalbestände gibt. Die vermutlich wichtigsten Ursachen sind nachfolgend aufgeführt:

  • Übermäßiges Abfischen der Glasaale an den Küsten Europas. Die Jungaale werden nicht nur zum Besatz von Aquakulturanlagen abgefischt, sondern auch zum direkten Verzehr. Ein großer Teil der Glasaalfänge wird nach Asien exportiert, wo sie entweder zu Aquakulturzwecken aber vor allem auch zum direkten Konsum Verwendung finden.

  • Bestandsbeeinträchtigungen durch den Kormoran. Aale sind eine begehrte Beute des Kormorans. Die in einigen Bereichen Europas rasant zunehmende Kormoranpopulation führt nachweislich zu großen fischereilichen Schäden. Auch hierzulande können erhebliche Beeinträchtigungen der Fischbestände durch den Kormoran beobachtet werden.

  • Bestandsbeeinträchtigungen durch Turbinenschäden. Turbinen von Wasserkraftwerken können zu erheblichen Schädigungen und Verlusten bei Aalen während ihrer Wanderung durch die Flusssysteme beitragen.

  • Parasitierung mit dem Schwimmblasenwurm. Der in der Schwimmblase von Aalen parasitierende Rundwurm (Nematode) der Gattung Anquillicola crassus wird in vielen wildlebenden Aalen festgestellt. Man geht davon aus, dass hierzulande etwa 70% aller Wildaale mit dem Parasit befallen sind. Bei massivem Befall kommt es zu einer Konditionsminderung. Deshalb kann vermutet werden, dass der Befall mit den Rundwürmern zu einer Beeinträchtigung der Laichwanderung und des Laichgeschehens führt.

  • Infektionen mit dem Herpesvirus anguillae (HVA). Das Aal-Herpesvirus wird zunehmend mit Verlusten von Aalen, auch in Wildfischbeständen, in Verbindung gebracht.

Kormoranverletzungen beim Aal  
Kormoranverletzungen
Schwimmblasenwurm  
Schwimmblasenwurm

Die Aquakultur kann zur Sicherung der Aalbestände einen wichtigen Beitrag leisten.

Aale bei der Fütterung  
Aale bei der Fütterung

Eine kontrollierte Aufzucht von Aalen unter seuchenhygienisch einwandfreien Bedingungen trägt nicht nur zur Versorgung des Speisefischmarkts bei, sondern stellt eine Möglichkeit zur Produktion von Fischen zwecks Besatz in Freigewässern dar. Dabei kommt zu tragen, dass die Aale über einen längeren Zeitraum zu Besatzfischen in geschlossenen Kreislaufsystemen heranwachsen und mit einem Gewicht von ca. 15 g als Besatzmaterial angeboten werden. Eine frühe Infektion mit dem Schwimmblasenwurm kann dadurch vorgebeugt werden. Diese nematodenfreien Satzaale können dann gezielt in Gewässern ausgesetzt werden, ohne dass sie bei den Wanderungen flussaufwärts mit Turbinenanlagen in Kontakt kommen müssen. Außerdem sind kleine und geschwächte Aale eine leichtere Beute für den fischfressenden Kormoran.

Umsetzen von Jungaalen  
Umsetzen von Jungaalen

Leider kommt es in Aquakulturanlagen auch zu Infektionen mit dem Aal-Herpesvirus (HVA). Unter bestimmten Umständen können dabei Verluste von bis zu 60% auftreten. Die infizierten Aale stellen die Futteraufnahme ein und zeigen vor allem im Kopfbereich massive Rötungen. Sie verenden innerhalb kurzer Zeit nach Auftreten dieser Symptome. Erste Forschungsergebnisse konnten bestätigen, dass vorbeugende Impfungen das Problem lösen können. Die Task-Force Veterinärwesen, Fachbereich Fischseuchenbekämpfung, des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist in einem Projekt involviert, das als Ziel hat, einen geeigneten Impfstoff gegen das Aal-Herpesvirus zu entwickeln.

Die Aquakultur wird auch in naher Zukunft auf Glasaalfänge angewiesen sein. Trotz intensiver Forschungstätigkeit ist es noch nicht gelungen, Aale unter praxisnahen Bedingungen künstlich zu vermehren. Eine regulierte und bedarfsorientierte Abfischung von Glasaalen zwecks Besatz von Aquakulturanlagen ist jedoch vor dem Hintergrund zu vertreten, dass diese Anlagen einen wichtigen Beitrag im Sinne des Aktionsplans zur Rettung des Europäischen Aals leisten können.

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