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Blauzungenkrankheit

Ein exotisches Intermezzo in Deutschland?


Mehrere Schafe stehen auf einer Wiese Bildrechte: © LAVES

Bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich um eine Viruserkrankung, für die Wiederkäuer anfällig sind. Sie gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen und muss innerhalb der Union gemeldet werden. Für Menschen ist die Blauzungenkrankheit völlig ungefährlich.

Was ist die Blauzungenkrankheit und wie wird sie übertragen?

Bei der Blauzungenkrankheit oder auch Bluetongue Disease (oft mit BTV für Bluetongue Virus abgekürzt) handelt sich um eine Virusinfektion, für die Wiederkäuer anfällig sind.

Überträger sind kleine Mücken/Gnitzen. Infizierte Gnitzen bleiben lebenslang mit dem Blauzungenvirus infiziert und können nach einer Woche Entwicklungszeit das Virus bei einer Blutmahlzeit auf einen Säugetierwirt übertragen. Eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier findet nicht statt. Infizierbar sind Haus- und Wildwiederkäuer. Für Menschen ist die Blauzungenkrankheit völlig ungefährlich.

Der Erreger ist ein unbehülltes RNA-Virus aus der Gattung Orbivirus. Biologisch stellen diese Viren eine Besonderheit dar, weil ihre genetische Information als doppelsträngige RNA hinterlegt ist. Doppelsträngige RNA kommt in der Natur nur selten vor.

Entwicklung Krankheitsgeschehen Blauzungenkrankheit

Die Blauzungenkrankheit galt über Jahrzehnte als exotische Tierseuche, die in Nord- und Mitteleuropa nicht auftreten beziehungsweise sich nicht verbreiten kann. Eine Verbreitung nördlich der Alpen wurde ausgeschlossen, weil der Vektor (der Überträger) in diesen Regionen aufgrund der Temperaturverhältnisse nicht vorkommen kann.

Nachdem Deutschland zuvor frei von der Blauzungenkrankheit war, kam es im Jahr 2006 zur ersten Einschleppung von Bluetongue-Virus Serotyp 8 (BTV-8). Deutschland war in den Jahren 2006 bis 2009 von BTV-8 betroffen, bevor es vom Jahr 2012 bis Dezember 2018 offfziell frei war. Nachdem sich BTV-8 in der Schweiz und Frankreich wieder ausgebreitet hatte, wurde BTV-8 erneut im Dezember 2018 nachgewiesen und es wurden in den südlichen Bundesländer BTV-8 Restriktionszonen eingerichtet.

Seit dem 01. Juni 2023 war Deutschland wieder als amtlich seuchenfrei anerkannt, bis am 12.10.2023 der erste BTV-3-Fall in Nordrhein-Westfalen in Deutschland auftrat, gefolgt von dem ersten BTV-3-Nachweis in Niedersachsen am 25.10.2023.

Da aktuell noch kein BTV-3-Impfstoff zur Verfügung steht, ist keine wirksame Bekämpfung gegen den aktuell zirkulierenden Serotyp BTV-3 möglich. Es kann lediglich eine Vektorbekämpfung durchgeführt werden, um den Infektionsdruck zu verringern.

Informationen zur aktuellen Lage sowie Fragen & Antworten, Leitfäden und Erklärungen für Tierhalter/innen, Jäger/innen und Tierärzt/innen finden Sie auf der Website Tierseucheninfo Niedersachsen des LAVES.

Untersuchungen des LAVES

Regeläßig werden, in der Regel für den Handel, Untersuchungen auf Bluetongue Virus (BTV) im LAVES durchgeführt.

Im Jahr 2023 wurden bisher insgesamt 4.437 Proben im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES untersucht. Bei 4329 Proben handelt es sich hierbei um private Handelsproben und es wurden 633 Proben serologisch auf BTV-Antikörper und 4.207 Proben per Realtime-PCR auf BTV-Antigen untersucht.

Durch die zunehmende Gefahr einer BTV-Einschleppung nach Deutschland wurden in 2023 bisher insgesamt 108 Blutproben amtlich im LAVES auf BTV abgeklärt.

Informationen zu betroffenen Landkreisen in Niedersachsen und zur weiteren aktuellen Lage finden Sie auf der Website Tierseucheninfo Niedersachsen des LAVES.

Einen Impfstoff gegen den Serotyp 3 gibt es zurzeit in Europa nicht.

Ausblick

Ob die Blauzungenkrankheit nur ein exotisches Intermezzo ist oder ob die Tierseuche zum regelmäßigen „Gast“ in den Tierbeständen Deutschlands wird, wird die Zukunft zeigen.

Weitere aktuelle Informationen zum Thema Blauzungenkrankheit:

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