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Staupe - nach wie vor aktuell

Hund beim Tierarzt Bildrechte: ©Ivonne Wierink - Fotolia.com

Hochansteckend und häufig tödlich endend ist die Staupe eine der gefürchtetsten Viruskrankheiten bei Hunden. Die Sterbewahrscheinlichkeit betroffener Hunde nach Infektion wird weltweit nur von der Tollwut übertroffen. Das Hundestaupevirus wird immer wieder bei Wildtieren nachgewiesen, denn neben dem Hund erkranken ebenso Wildtiere wie Dachs, Baum- und Steinmarder, Fuchs, Iltis, Wiesel, Fischotter sowie Wolf und zunehmend der Waschbär.

Ausgelöst wird die Hundestaupe durch das Canine Staupevirus, das eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt ist. Für Menschen ist das Hundesstaupevirus allerdings ungefährlich. Ein weiterer Verwandter ist das Seehundstaupevirus, das nach der Epidemie im Jahr 2002 in Nord- und Ostsee den Tod von Tausenden von Seehunden verursachte.

Das Canine Staupevirus wird, wie auch das Masern- und Seehundstaupevirus, durch Speichel, Nasen-, Augensekret, Kot und Urin infizierter Tiere übertragen. Empfängliche Tiere können sich somit direkt über diese Ausscheidungen durch gegenseitiges Belecken oder Tröpfcheninfektion anstecken oder nehmen den Krankheitserreger mit verunreinigtem Futter, Wasser oder aus der Umgebung auf. Besonders gefährdet sind Jungtiere durch Alttiere, die das Virus in sich tragen und ausscheiden, aber nicht selbst erkrankt sind.

Gerade Fuchs, Marder und der Waschbär werden als sogenannte Erregerreservoire des Staupevirus angesehen. Bedingt durch das reichhaltige Nahrungsangebot, fehlenden Jagddruck und der schnellen Lern- und Anpassungsfähigkeit trifft man sie immer häufiger in der Nähe menschlicher Siedlungen an. So können sich nicht impfgeschützte Hunde nicht nur durch andere Hunde, sondern auch durch Wildtiere in ihrer näheren Umgebung oder auch beim Waldspaziergang infizieren.

Untersuchungsergebnisse des LAVES

Ergebnisse aus 1. Halbjahr 2022 und 2021: Schwerpunkt Staupenachweis bei Füchsen

Die Ergebnisse der Untersuchungen der vergangenen Jahre, die im Wildtierkompetenzzentrum des Lebensmittel- und Veterinärinstituts Braunschweig/Hannover am Standort Hannover durchgeführt wurden, bestätigen das vermehrte und stetig steigende Vorkommen der Hunde-Staupe in eingesandten tot aufgefundenen oder aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten erlegten Wildtieren.

Im ersten Halbjahr 2022 wurden 85 entweder tot aufgefundene oder aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten erlegte Wildtiere eingesandt. Das Wildtierspektrum umfasste Dachse, Füchse, Marder, Waschbären und Marderhunde sowie verschiedene weitere Tierarten, wobei die Füchse die größte Gruppe bildeten. Von den insgesamt 62 im Rahmen dieser Untersuchung eingesandten Füchsen wurden rund 40 Prozent der Tiere positiv auf das Staupevirus getestet. Bezogen auf alle eingesandten Tierarten wurde bei rund 31 Prozent der Tierkörper – mittels Immunfluoreszenz und/oder PCR – positiv auf Staupe getestet.

Im Jahr 2021 wurden 146 entweder tot aufgefundene oder aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten erlegte Wildtiere eingesandt, die im Rahmen der Tollwutabklärung differentialdiagnostisch auf eine Staupevirusinfektion untersucht wurden. Das Wildtierspektrum umfasste Dachse, Füchse, Marder, Waschbären und Marderhunde sowie verschiedene weitere Tierarten, wobei die Füchse die größte Gruppe bildeten. Von den insgesamt 100 im Rahmen dieser Untersuchung eingesandten Füchsen wurden rund 51 Prozent der Tiere positiv auf das Staupevirus getestet. Bezogen auf alle eingesandten Tierarten wurde bei rund 42 Prozent der Tierkörper – mittels Immunfluoreszenz und/oder PCR – positiv auf Staupe getestet.

Die Zahlen aus 2020 zum Vergleich: 146 Wildtiere wurden eingesandt. Von 126 eingesandten Füchsen wurden 43 Prozent der Tiere positiv auf Staupe getestet.

Eine Häufung der Erkrankung in bestimmten Regionen war wie in den vergangenen Jahren nicht erkennbar. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Anzahl an Einsendungen pro Region starken Schwankungen unterliegt.

Staupe bei Hunden

Zunächst wurde die Infektion mit dem Caninen Staupevirus aufgrund ähnlicher klinischer Symptomatik zumeist im Zusammenhang mit der Tollwutabklärung untersucht. Nach der erfolgreichen Bekämpfung der Tollwut steht nun die Staupevirusinfektion bei Wildtieren mit vorberichtlich erwähnter Veränderung des artspezifischen Verhaltens (Verlust der natürlichen Scheu, Schläfrigkeit, Bewegungsstörungen oder auch Aggressivität) im Vordergrund. Seltener waren parasitäre und Stoffwechselerkrankungen oder Vergiftungen die Ursache.

Obwohl die Häufigkeit des Auftretens dieser Infektionskrankheit zunächst durch regelmäßig durchgeführte Schutzimpfungen erheblich verringert werden konnte, wird nun europaweit eine Zunahme von Staupefällen auch bei Hunden beobachtet. Hier spielen unter anderem die Virusreservoire Fuchs, Marder sowie auch Waschbär, die Impfmüdigkeit der Hundehalter und der zunehmende Ankauf von nicht geimpften oder infizierten Hunden aus dem Ausland eine Rolle.


Erste Anzeichen der Staupe beim Hund
Allgemein: Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit, hohes Fieber, Nasen- und Augenausfluss
Darmform: Erbrechen und wässriger, später blutiger Durchfall
Lungenform: Niesen, erst trockener, dann feuchter Husten mit blutigem Auswurf, ‚Giemen‘, Atemnot
Ein Schnelltest beim Tierarzt kann innerhalb kürzester Zeit zur Staupe-Diagnose führen.

Hygienemaßnahmen
Gegenüber Trocknung und tiefen Temperaturen ist das Staupevirus zwar sehr unempfindlich und kann sich jahrelang halten, verhält sich jedoch bei Hitze und im Wirksamkeitsbereich gängiger Desinfektionsmittel labil. Somit kann eine Reinigung von Gebrauchstextilien (30 Minuten bei mind. 56°C), Desinfektion von Hundezubehör und Umgebung, regelmäßiges waschen und desinfizieren der Hände sowie die Isolation eines erkrankten Tieres vor der Weiterverbreitung dieser Virusinfektion schützen.

Einen wirksamen Schutz vor dieser Krankheit, deren Sterbewahrscheinlichkeit je nach Verlaufsform und Schwere des Krankheitsverlaufs zwischen 30 und 80 Prozent liegt, erreicht man durch prophylaktische Impfungen schon im Jungtieralter. Zwar kann beim erkrankten Tier auch eine passive Impfung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen durchgeführt werden, ein Erfolg ist allerdings in solch einem Fall fraglich.

In der Vergangenheit konnte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover gezeigt werden, dass die Staupeviren, die aus niedersächsischen Wildtieren isoliert werden konnten, sehr eng mit denen des Hundes verwandt sind, während im Süden Deutschlands offenbar eher an Wildtiere adaptierte Stämme in Füchsen zirkulieren. Wie aus diesen Ausführungen ersichtlich, besteht eine akute Gefahr durch das auch in Wildtieren vorkommende Staupevirus vor allem für jagdlich geführte, aber auch häufig freilaufende Hunde, so dass eine prophylaktische Staupeimpfung dringendst empfohlen wird, um einen bestmöglichen Schutz zu erreichen.

Leber

Fachinformation zur Staupe

Der Staupeerreger ist ein behülltes, einzelsträngiges RNA-Virus, das der Familie der Paramyxoviridae und der Gattung Morbillivirus zugeordnet wird. mehr
Vorkommen von Staupe beim Waschbären

Im Rahmen einer Doktorarbeit, die im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover (LVI BS/H) durchgeführt und 2013 abgeschlossen wurde, konnte bei 30 von mehr als 200 daraufhin untersuchten Waschbären aus fünf niedersächsischen Landkreisen das Staupevirus nachgewiesen werden. Am häufigsten kam das Virus bei Tieren aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont vor. Retrospektive Untersuchungen lassen aber vermuten, dass die ersten infizierten Waschbären ursprünglich aus dem benachbarten Landkreis Holzminden stammten und die Infektion möglicherweise dort ihren Ursprung nahm.

  Bildrechte: VI Hannover

Fuchs mit Entzündung der Lidbindehaut als Folge einer Staupevirus- Infektion

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