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KHV und CEV - Infektionen von Koi und Karpfen

Koi-Herpesvirus-Infektion (KHV) und die Schlafkrankheit der Koi und Karpfen (CEV)


Bei Koi und Karpfen kommen zwei Viruserkrankungen mit hochgradiger Kiemensymptomatik regelmäßig vor. Hierbei handelt es sich um die Koi-Herpesvirus-Infektion und um eine Infektion mit dem Carp Edema Virus. Beide Erkrankungen haben die Kieme als Zielorgan und verursachen hochgradig Nekrosen des Kiemengewebes. Demzufolge müssen beim Vorliegen von Kiemennekrosen beide Erkrankungen als Differentialdiagnosen bedacht werden. Dennoch gibt es einige Unterschiede dieser Infektionen, die im Folgenden zusammengefasst sind:

KHV – Koi-Herpes-Virus-Infektion

Die Koi-Herpesvirus-Infektion (KHV-I) ist in Deutschland präsent und wird regelmäßig vor allem in Zierfischbeständen nachgewiesen. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das Cyprinide Herpesvirus 3. Gemäß Durchführungsverordnung (EU) 2018/1882 ist sie als Seuche der Kategorie E gelistet und muss überwacht werden. Als empfängliche Arten gelten alle Karpfen (Cyprinus carpio) sowie Karpfen-Karauschen und Karpfen-Goldfisch Hybriden (Carassius carassius bzw. C. auratus). Sowohl Nutzkarpfen als auch Koikarpfen können an der KHV-Infektion erkranken. Goldfische und Graskarpfen gelten als Überträgerarten und weitere Fischarten stehen in Verdacht, Überträger des KHV sein zu können.

Verlustraten können bei dieser Infektion bis zu 100 Prozent betragen. Die meisten Ausbrüche der KHV-Infektion sind bei Wassertemperaturen zwischen 20 und 28°C festzustellen, es kann aber auch bei niedrigeren Temperaturen zu Krankheitsausbrüchen kommen. Die Ausbruchshäufigkeit der KHV-Infektion ist in Niedersachsen seit 2018 auf einem gleichbleibend niedrigem Niveau (siehe Fischseuchenstatistik). Massive Schleimhautablösungen, Kiemennekrosen sowie Atemnot prägen das klinische Bild. Diese Infektion kann, wie für Herpesviren typisch, jedoch auch symptomlos verlaufen. Durch symptomlose Träger kann das Virus verbreitet werden und zum Beispiel durch Zukäufe in Bestände gebracht werden. Demzufolge ist ein Zukauf aus KHV-kontrollierten Beständen sinnvoll. Ausbrüche ereignen sich oftmals nach Stresssituationen.

Kiemennekrosen und eingefallene Augen bei einem Koi   Bildrechte: Kleingeld, LAVES
KHV-I - Kiemennekrosen und eingefallene Augen bei einem Koi
KHV-I: Kiemennekrose   Bildrechte: © LAVES, Dr. Kleingeld
KHV-I: Kiemennekrose

CEV – Infektion mit dem Carp Edema Virus

Eine ebenso bei sowohl bei Nutzkarpfen als auch bei Koi vorkommende Virusinfektion ist die „Schlafkrankheit der Koi“, die im englischen als „Koi Sleepy Disease (KSD)“ bezeichnet wird.

Diese in Japan bereits seit den 70er Jahren bekannte Krankheit konnte durch die Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover im Frühjahr 2014 erstmals auch in deutschen Koibeständen nachgewiesen werden. Im Jahr 2015 gelang der Nachweis zudem auch bei Nutz- bzw. Speisekarpfen in Niedersachsen. Auch erfolgte ein Nachweis der KSD im Jahr 2020 in einem niedersächsischen Wildkarpfenbestand.

Die KSD wird durch das Pockenvirus Carp Edema Virus (CEV) verursacht. Sie kann mit ausgeprägten Symptomen und hohen Tierverlusten einhergehen. Infektionen mit dem Erreger können aber auch ohne Krankheitserscheinungen auftreten. Das Hauptsymptom ist eine ausgeprägte Lethargie mit der namensgebenden Schlafsymptomatik der Tiere, also das regungslos am Teich- oder Beckenboden liegen zu nennen. Auch führt diese Erkrankung zu stark ausgeprägten Kiemennekrosen, eingesunkenen Augäpfeln und manchmal zu Hautentzündungen. Eine Studie zeigte, dass die Schlafsymptomatik vermutlich durch eine hochgradige Störung der osmoregulatorischen und ausscheidenden Funktionen der Kieme verursacht wird. Hierdurch kommt es zu einer Anreicherung von zum Beispiel Ammonium im Fisch und einem Verlust von Ionen beziehungsweise einem Ungleichgewicht von Ionenverhältnissen. Ein Versterben der Tiere kann oftmals durch eine symptomatische Salzbadbehandlung verhindert werden kann.

  Bildrechte: © LAVES, Dr. Kleingeld
Koi mit eingesunkenen Augäpfeln, Kiemennekrose und Ödemen

Im Hinblick auf das potenziell bestehende Risiko für Nutzkarpfenbestände wurde eine epidemiologische Studie durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie der Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit dem LAVES und dem Friedrich-Loeffler-Institut (Greifswald - Insel Riems) wurden im Jahr 2021 veröffentlicht.

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Karpfen unter Wasser Bildrechte: @ Kletr - Fotolia.com

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