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Nahrungsergänzungsmittel und Pollenersatzstoffe

Honigbiene mit orangefarbenen Pollenhöschen am Bein.   Bildrechte: O. Boecking/LAVES
Honigbiene mit Höselpollen
Wie Sie wissen, steigt weiterhin der Bedarf der Bienenvölker an Pollen, Nektar und Wasser. Zwar begann vielerorts schon das Aufblühen typischer Erstfrühlingsarten, wie Schlehdorn und Ahorn, aber das vorherrschende, für Bienen ungünstige Wetter, hindert sie bislang an der Nahrungssuche. Grundsätzlich gilt es deshalb auch weiterhin die Futterversorgung der Völker im Blick zu behalten. Schauen Sie deshalb lieber einmal mehr in ihre Völker und prüfen deren Futter- beziehungsweise Honigvorräte. Den Wetterprognosen zufolge soll es gegen Ostern etwas milder werden. Erst dann wird auch stabileres Flugwetter für die Bienen vorherrschen.

Aufgrund des widrigen Wetters der letzten Wochen konnten die Honigbienen vielerorts auch die ersten natürlich verfügbaren Pollenquellen kaum nutzen. In Sorge um die Pollenversorgung ihrer Bienen, fragen Imkerinnen und Imker bei unserem Imkerfachberatungsdienst nach der Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Pollenersatzstoffen und Nahrungsergänzungsmittel für ihre Bienen, die im Handel angeboten werden.

Im vergangenen Jahr hatten wir uns schon einmal zu Pollenersatzfutter geäußert, das als Eiweißfutterteig oder als pulverförmiges „Höselfutter“ auf Basis von Sojamehl-, Hefe- und Milchpulverzusätzen im Handel angeboten wird. Die ihnen zugeschriebene brutfördernde Wirkung ist wissenschaftlich widerlegt. Ihr Einsatz in der Bienenhaltung ist also ohne jeglichen Nutzen. Als Fremdstoffe im Bienenvolk bergen sie zudem das Risiko einer Verfälschung des später zu erntenden Honigs (siehe Infobrief vom 10.Februar 2022).

Grundsätzlich gilt auch, wenn Bienen Brut anlegen, so wie sie das schon seit einigen Wochen in diesem Jahr tun, dann verfügen sie über Pollen und/oder körpereigene Reserven (Fettkörper) der Ammenbienen. Treten in dieser frühen Phase des Jahres echte Kälteperioden mit Minusgraden ein, regeln die Bienen den Eiweißbedarf notfalls selber herunter, indem sie Eier („Stifte“) und jüngste Brutstadien auffressen. Pollen, den die Bienen an den wenigen zurückliegenden Flugtagen eingesammelt haben, wurde inzwischen an die Larven verfüttert. Entsprechend sieht man jetzt eher keine Pollenvorräte in den Völkern. Die unter diesen, für uns menschlich betrachtet, eher widrig anmutenden Bedingungen aufgezogenen Jungbienen, sind nicht minder geeignet, jetzt die Völker erstarken zu lassen. Das können wir an den wachsenden Volksstärken gut erkennen.

Die Angebote des Handels sind fraglich

Der Handel bietet eine Vielzahl von Futterzusätzen beziehungsweise Nahrungsergänzungsmitteln für Bienenvölker mit Produktbezeichnungen wie „BeeStrong“, „BeeElixier“, „Apiforme Flash“ oder auch „HiveAlive“ an. Beworben werden alle hier nur beispielhaft genannten Produkte mit Attributen wie „Futterkonzentrat für die Aufzucht von starken und gesunden Bienenvölkern“ oder gar als „Gelee Royal aus der Flasche“. Keines dieser Produkte ist je wissenschaftlich getestet worden. Es liegen nicht einmal Ergebnisse von etwaigen Feldstudien vor.

Schaut man sich die Zusammensetzung beziehungsweise Inhaltsstoffe dieser gepriesenen Produkte an, so drängen sich selbst ohne spezielles Fachwissen grundsätzliche Zweifel an deren Wirksamkeit geradezu auf. Obwohl sie alle selbst nur als Zusätze beziehungsweise Beimischungen für Zuckersirup und Wasser gedacht sind, bestehen diese Produkte gar zur Hälfte oder sogar überwiegend aus Wasser mit Zuckerzusatz. Wasser und Zucker allein erhöhen einzig das Verkaufsvolumen der Produkte, können aber bekanntlich für sich genommen keine brutfördernde Wirkung bei den Bienen entfalten. Das gilt auch für die Pflanzen- oder Meeresalgenextrakte, mit denen diese Produkte teilweise angereichert sind. Wenn es um eine vermeintlich brutfördernde Wirkung gehen soll, muss man den Proteingehalt dieser Produkte in den Blick nehmen. Sofern man überhaupt Angaben dazu findet, überrascht der äußerst geringe Proteinanteil, der zum Beispiel nur als „Proteinextrakt aus Hühnerei“ angeben wird. Damit stellt sich auch die Frage, ob und wie die Bienen diese Fremdstoffe samt den Konservierungsstoffen wie Kaliumsorbat und andere Salze aus den Produkten überhaupt verdauen beziehungsweise verwerten können. Da hierzu keinerlei Untersuchungen vorliegen, sollten die aufkommenden Zweifel einen kompletten Verzicht des Einsatzes dieser Futterzusätze beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel in der Imkerei ausreichend begründen können.

Für ein Bienenvolk kann nur natürlich gesammelter Pollen brutfördernd sein, der über den Futtersaft aus den Hypopharynxdrüsen der Ammenbienen oder direkt den Weg zu den Larven beziehungsweise zur Königin findet. Den Pollen müssen die Bienen auch selbst einsammeln, ist doch bekannt, dass gerade die Kommunikation zwischen dem Bedarf der Bienen im Volk mit den heimkommenden Sammelbienen als Regelmechanismus entscheidend ist.

Wer also wirklich sinnvoll die Pollenversorgung der Bienen unterstützen will, der sollte eher Büsche und Bäume pflanzen. Geeignet sind beispielsweise Kornelkirschen (Cornus mas), Ohr-Weiden (Salix aurita), Alpenjohannisbeere (Ribes alpinum), Gemeine Felsenbirne (Amelanchier ovalis), Schlehe beziehungsweise Schwarzdorn (Prunus spinosa) und viele andere heimische Arten auch.


Wenden Sie sich gerne an uns falls Rückfragen bestehen: poststelle.ib-ce@laves.niedersachsen.de


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