Kirschblüte – Zeit Honigräume aufzusetzen (nicht barrierefrei)
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Die Kirschblüte beginnt – Zeit die Honigräume aufzusetzen
Infobrief des LAVES-Bieneninstituts vom 14. April 2022
Den Wetterprognosen zufolge wird in den nächsten 14 Tagen frühlingshaftes Wetter überwiegen, wenn auch die Nachttemperaturen immer noch im einstelligen Bereich liegen werden. Andererseits zeigt unser Stockwaagen-Volk (TrachtNet Deutschland) auf dem Institutsgelände in der Bilanz der letzten Wochen stete Abnahmen, weil derzeit ein enormer Eigenbedarf an Futter für die Brutaufzucht besteht.
■ Die Kirschblüte kündigt den Beginn der Frühjahrstracht an
Mit dem frühlingshaften Wetter wird die Bienensaison 2022 so richtig eröffnet und Imker/-innen können sich wieder einmal gut am phänologischen Kalender orientieren.
Auch in Celle gehen jetzt die ersten Kirschblüten auf. Den Kirschblüten folgen dann in wenigen Tagen auch schon die Birnen- und die Apfelblüten. Letztere repräsentieren im phänologischen Kalender den Beginn des „Vollfrühlings“. Dort, wo der Frühling noch nicht so weit vorangeschritten ist, können jetzt die notwendigen imkerlichen Tätigkeiten vorbereitet werden. Und wo die (Kirsch-)Blüte bereits weiter vorangeschritten ist, müssen Imker und Imkerinnen jetzt unbedingt handeln, bevor der Eintrag von Nektar zum Überschuss führt und die Bruträume „verhonigen“ könnten. Das Sprichwort „lieber den Honigraum zu früh aufsetzen als zu spät“ passt immer.
■ Jetzt heißt es Baurahmen einhängen und Honigräume aufsetzen
Bienenvölker lassen sich in der frühen Phase des Jahres eher wenig vom teils widrigen Wetter beeindrucken und ziehen zunehmend mehr Brut auf, die demnächst schlüpft. Jetzt heißt es Baurahmen einhängen und Honigräume aufsetzen.
- Was tun mit 2-zargigen Völkern?
Baurahmen einhängen: Für das Einhängen von Drohnen- bzw. Baurahmen (Leer-Rähmchen eventuell mit Anfangsstreifen) muss Platz im 2. Brutraum geschaffen werden. Völkern, die über ausreichend Futtervorräte verfügen, entnimmt man dazu eine voll verdeckelte Randwabe. Wer über regelmäßig gezogene Futterkranzproben weiß, dass seine Völker gesund und frei von Amerikanische Faulbrut sind, kann diese Futterwaben dann später bei der Erstellung von Jungvölkern verwerten. Der Drohnenrahmen sollte an der zweiten Position von außen, am Rand des Brutnestes eingehängt werden. Für die spätere Kontrolle und Entnahme der Drohnenrahmen ist es sinnvoll, bei allen Völkern gleich zu verfahren. So spart man sich die Suche nach dem Drohnenrahmen. Drohnenbrut ist bekanntlich der „Magnet“ für Varroa-Milben, denn dorthinein dringen die Milben bevorzugt zur Reproduktion ein. Sie produzieren aufgrund der längeren Entwicklungszeit der Drohnen deutlich mehr weilbliche Nachkommen im Vergleich zur Varroa-Entwicklung in Arbeiterinnenbrut. Es ist belegt, dass eine 4-malige Entnahme der verdeckelten Drohnenbrut allein schon die wachsende Varroa-Population um den Faktor „4“ reduziert.
Honigraum über Absperrgitter aufsetzen: Bekommen die Völker jetzt keinen Honigraum, lagern die Bienen frisch eingetragenen Nektar im Brutnest ab. Der Königin stehen so nur begrenzt leere Brutzellen zum „Bestiften“ zur Verfügung. Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl junger Bienen mit voll ausgebildeten Futtersaftdrüsen in den Völkern. Wenn diese ihren Futtersaft nicht an junge Larven verfüttern können ist der Grundstein für die Schwarmzeit gelegt. Und das nur, weil Platzmangel herrscht. Faktoren, die eine Schwarmstimmung auslösen können, sind:
- zunehmendes Wachstum des Bienenvolkes
- Platzmangel im Brutnest
- Verschiebungen der Arbeitsverteilung auf jüngere Bienen
- ein Rückgang des Königinnenpheromons.
Auf die Mehrzahl dieser Faktoren kann Einfluss genommen werden, indem den Bienen Platz geboten wird. Hier zeigt sich auch die Vorzüglichkeit der Magazin-Imkerei.
Manch ein Imker schwört auf das „Locken“ der Bienen mit in den Honigraum umgehängten Brutwaben. Davon raten wir dringend ab, denn es birgt zwei Gefahren: erstens kann bei einsetzenden Nachtfrösten die hochgehängte Brut verkühlen, weil die Bienen nur das eigentliche Brutnest wärmen und gegebenenfalls werden jüngere Larven wieder aufgefressen. Zweitens besteht das Problem, dass die Bienen dort womöglich unbemerkt Nachschaffungszellen anlegen. Als Folge der Nachschaffung im Honigraum wird dann die eigene Königin den Bienenkasten mit einem Teil der Bienen als Schwarm verlassen, bevor die erste Nachschaffungskönigin schlüpft.
Die Honigraumzarge wird ausschließlich mit hellen Waben (geschleuderte und von Bienen trocken geputzte Waben aus dem Vorjahr) und mit Mittelwänden bestückt. Die ausgebauten Waben werden mittig in die Zarge gehängt und rechts und links mit Rähmchen mit Mittelwänden ergänzt. Sollte man keine ausgebauten Waben haben, gibt man nur Mittelwände. Grundsätzlich wird zwischen der oberen Brutzarge und dem Honigraum ein Königinnen-Absperrgitter zwischengelegt. Damit verhindert man die Anlage von Brut im Honigraum und erleichtert sich später die Ernte.
- Was tun mit 1-zargigen Völkern?
Wenn 1-zargige Völker (Jungvölker des Vorjahres) bislang noch nicht erweitert wurden, dann erhalten auch diese jetzt einen Drohnenrahmen und den Honigraum über Absperrgitter aufgesetzt. Wenn diese Völker den Honigraum gut angenommen haben, werden sie dann mit einer zweiten Brutzarge erweitert, die man einfach untersetzt. Wer Zeit sparen will, kann beide Schritte auch gleichzeitig umsetzen.
■ Die auf starken Völkern „zwischengeparkten“, ehemals schwachen Völker müssen spätestens jetzt wieder voneinander getrennt werden.
Mit unserem Info-Brief vom 4. März 2022 hatten wir Ihnen empfohlen schwache Völker zur Unterstützungshilfe über Absperrgitter auf starke, 2-zargige Völker zu setzten („boostern“). Die aufgesetzten Völker sind inzwischen gut gewachsen. Diese „Doppelvölker“, die bislang ein Flugloch gemeinsam genutzt haben, müssen jetzt wieder getrennt werden. Für diese Vorhaben muss unbedingt Flugwetter herrschen. Dann verstellt man das „Doppelvolk“ zunächst neben seinen jetzigen Standplatz. Auf der bisherigen Position wird zunächst ein Beutenboden gestellt, um dann darauf das ehemals schwache, oben aufgesetzte Volk zu platzieren. Dieses 1-zargige Volk wird mit einer Folie und Deckel abgedeckt. Als Folge werden nun alle Flugbienen, die auf diese Stelle eingeflogen sind, das ehemals schwache Volk noch mehr verstärken. Für das zuvor starke 2-zargige Volk wird ein geeigneter Standplatz auf dem Bienenstand gewählt. Dieses Volk verliert zunächst zwar alle seine Flugbienen an das ehemals schwache Volk, weil es nun an einer anderen Stelle steht. Das kompensiert dieses Volk jedoch schnell wieder.
Ist nach einem Tag wieder Ruhe bei beiden Völkern eingekehrt, werden auch diese, wie oben für 2- und 1-zargige Völker beschrieben, mit einem Drohnenrahmen und einem Honigraum ausgestattet.
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