LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

LAVES untersucht Marderhunde auf Krankheitserreger

Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides), auch Tanuki oder Enok genannt, ist eine Art aus der Familie der Hunde. Er hat zwar seinen Ursprung in Asien, die Zahl der Marderhunde in Europa nimmt aber seit Jahren in manchen Regionen rasant zu.

Der Marderhund gilt als sogenanntes Neozoon (Tierart die sich mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet angepasst hat, in dem sie zuvor nicht heimisch war) und wurde erstmalig in den sechziger Jahren in Deutschland beobachtet. Bei Neozoen ist ein mögliches zoonotisches Potential (von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheit) häufig ungewiss. In einigen EU-Ländern gilt der Marderhund beispielsweise als einer der Hauptüberträger für Tollwutviren.

Ein mögliches zoonotisches Potential des Marderhundes in Niedersachsen ist unbekannt. Daher untersuchte das LAVES in den Jahren 2014 bis 2018 insgesamt 79 Marderhunde auf mögliche Krankheitserreger.

Bakteriologische Untersuchungen

Bei 20 Tieren wurde aus verschiedenen Organen das meldepflichtige Bakterium Listeria monocytogenes nachgewiesen. Die Bedeutung dieses Nachweises ist unklar. Aufgrund fehlender krankhafter Veränderungen scheint der Marderhund ein „stiller“ Träger/Ausscheider zu sein und könnte als Erregerreservoir dienen.

Jeweils im Dickdarm von zwei Tieren konnte das ebenfalls meldepflichtige Bakterium Salmonella typhimurium nachgewiesen werden. Bei einem weiteren Tier fand sich im Dickdarm das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis. Beide aus dem Darm isolierten Erreger können beim Menschen unter anderem schwere Darmentzündungen hervorrufen.

Fünf Tiere wiesen das als apathogen geltende Bakterium Listeria innocua auf.

Die Untersuchungen auf Brucellen und Francisellen (Tularämie) verliefen mit negativem Ergebnis.

Virologische Untersuchungen

Bei sechs Marderhunden wurden Staupeviren nachgewiesen. Diese sind zwar keine Zoonose-Erreger, infizierte Tiere können aber aggressives Verhalten zeigen und bei Kontakt zum Menschen Verletzungen (zum Beispiel durch Bisse) hervorrufen. Infolgedessen kann es bei den Betroffenen zu Infektionen mit anderen Erregern kommen. Weiterhin sind die möglichen Verhaltensänderungen von der Tollwut nicht zu unterscheiden, weshalb Staupe- und Tollwutvirusinfektionen immer differentialdiagnostisch abgeklärt werden sollten.

Tollwut- und Influenza-A-Viren wurden nicht nachgewiesen.

Parasitologische Untersuchungen

Serologische Untersuchungen auf Trichinella sp. (Fadenwürmer) mittels ELISA ergaben bei drei Tieren positive und bei einem Tier eine fragliche Reaktion. Entsprechende Muskulatur dieser Tiere wurde anschließend einer Verdaumethode für Trichinen unterzogen, mit negativem Resultat. Das heißt, dass diese Tiere keine akute Infektion aufwiesen, sich aber vermutlich einmal mit dem Erreger auseinandergesetzt haben.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich anhand der durchgeführten Untersuchungen insbesondere hinsichtlich bakterieller Erreger ein mögliches zoonotisches Potential für den Marderhund ergibt.

Weitere Untersuchungen, insbesondere hinsichtlich parasitärer Zoonoseerreger sind denkbar, jedoch ist unter anderem aufgrund niedriger Fallzahlen aktuell kein weiteres Programm geplant.

Marderhund Bildrechte: © Photohunter - Fotolia.com

Marderhund (Enok)

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln