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Östrogene Wirkung von Mineralwasser schon im Rohwasser vorhanden

In den Medien wurde im Jahr 2009 darüber berichtet, dass in Mineralwasser östrogen wirksame Substanzen nachgewiesen wurden. Untersuchungen des LAVES zeigen, dass teilweise schon die Rohwässer eine östrogene Wirksamkeit besitzen.

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES wurden schon im Jahr 2004 sieben Trinkwasserproben sowie 37 Mineral- und Tafelwasserproben mit einem biologischen Testsystem (E-Screen) auf ihre östrogene Wirksamkeit überprüft.

Biologische Testsysteme arbeiten auf der Basis lebender Zellkulturen. Dabei werden in der Regel keine Einzelstoffe nachgewiesen, sondern Stoffgruppen mit gleichartiger Wirksamkeit erfasst.

Alle untersuchten Trinkwasserproben zeigten ein negatives Ergebnis. Bei den Mineral- und Tafelwässern wurde eine Probe als verdächtig sowie acht Proben als östrogen wirksam beurteilt (Böhmler et al. 2006). Diese Untersuchungsergebnisse werden durch aktuelle Studien aus Italien und Deutschland bestätigt (Pinto und Reali 2008; Wagner und Oehlmann 2009), in denen ebenfalls östrogene Aktivität in Mineralwasser nachgewiesen wurde.

Das LAVES hat bereits im Jahr 2006 weitere Schritte veranlasst. In weiterführenden Untersuchungen wurden die entsprechenden Rohwässer einschließlich der fertig verpackten Mineral- und Tafelwässer entnommen und mit dem E-Screen untersucht. Dabei zeigte sich, dass teilweise schon in den Rohwässern eine östrogene Wirkung messbar war.

Ob durch die östrogen wirksamen Stoffe, die in Mineralwasser vorhanden sind, eine gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher vorhanden ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden. Eine derartige Bewertung kann erst dann erfolgen, wenn die für die östrogene Aktivität verantwortliche(n) Substanz(en) identifiziert wurden, da es sich auch um Stoffe handeln könnte, die beispielsweise vom Körper nicht resorbiert oder unschädlich abgebaut werden.

Deshalb hat das LAVES intensiv an der Identifizierung der verantwortlichen Substanz(en) gearbeitet. Die Untersuchungen wurden in Kooperation mit der Technischen Universität Braunschweig, dem Betriebs- und Forschungslabor des Zweckverbandes Landeswasserversorgung in Langenau, der Technischen Universität Dortmund und dem Fraunhofer Institut in Schmallenberg durchgeführt.

Bisher konnte(n) die verantwortliche(n) Substanz(en) noch nicht eindeutig identifiziert werden, die Untersuchungen laufen weiter.

(1) G. Böhmler, R. Kohnen, U. Borowski und A. Rühe (2006)
"Einsatz eines biologischen Testsystems (E-Screen) in der amtlichen Lebensmittelüberwachung zum Nachweis estrogen wirksamer Substanzen"
Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 1, 325-331
http://www.springerlink.com/content/nt1gj01551621811/

(2) B. Pinto, D. Reali (2008)
"Screening of estrogenic-like activity of mineral water stored in PET bottles”'
Int J Hyg Environ Health, doi:10.1016/j.ijheh.2008.06.004

(3) M. Wagner, J. Oehlmann (2009)
"Estrogenic disruptors in bottled mineral water: total estrogenic burden and migration from plastic bottles”
Environ Sci Pollut Res, published online: http://www.springerlink.com/content/515wg76276q18115/

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