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Mehr als sauber? – Zusammensetzung und Wirkung antibakterieller Seifen

Händewaschen ist ein wichtiger Beitrag zur Hygiene. Ob Kernseife, Flüssigseife, selbst gemachte Seife oder antibakterielle Seife: Jedem bleibt selbst überlassen, welches Reinigungsmittel er verwendet. Im Trend liegen derzeit antibakterielle Seifen – doch ist die Jagd nach Bakterien wirklich notwendig?

Im Jahr 2017 wurden im Institut für Bedarfsgegenstände Lüneburg 13 verschiedene antibakterielle Seifen bzw. Waschlotionen von neun Herstellern untersucht.


Das Umweltbundesamt, das Bundesinstitut für Risikobewertung und das Robert Koch-Institut sind sich einig: Desinfektionsmittel bzw. antibakterielle Reinigungsprodukte im Haushalt sind grundsätzlich überflüssig. Ein Einsatz dieser Mittel belastet die Umwelt unnötig und birgt zusätzliche Risiken. So ist nicht klar, welche Folgen eine Veränderung der natürlichen Hautflora des Menschen durch antibakteriell ausgerüstete Produkte zur Körperpflege haben kann. Zudem besteht die Gefahr, dass es durch die Anwendung von Bakteriziden in solchen Produkten zu Resistenzbildungen bei Mikroorganismen kommt.


Einfache Seife reicht häufig aus

Bereits Händewaschen mit normaler Seife reduziert die vorhandenen Bakterien. Diese Reduktion ist zwar vergleichsweise gering, außerhalb von Krankenhäusern, Arztpraxen und gewerblichen Bereichen jedoch in der Regel ausreichend. Eine Ausnahme bilden akute Erkrankungen: In solchen Fällen ist die Verwendung von Händedesinfektionsmitteln jedoch deutlich sicherer als die von antibakteriellen Seifen.

Trotz des Trends zu Produkten mit antibakterieller Zusatzwirkung ist bei Kosmetika auch eine steigende Nachfrage nach Produkten „ohne Konservierungsstoffe“ zu erkennen. Konservierungsstoffe werden jedoch in kosmetischen Mitteln eingesetzt, um Mikroorganismen zu bekämpfen. Diese zwei Trends wollen so gar nicht zusammenpassen.


Kosmetisches Mittel oder Biozid?

Seifen dienen der Reinigung der Haut und sind damit klassischerweise kosmetische Mittel. Vor allem bei den antibakteriellen Erzeugnissen gibt es jedoch auch Grenzprodukte, bei denen strittig ist, ob es sich um kosmetische Mittel oder um Biozide handelt. Beispiele für Biozidprodukte sind Desinfektionsmittel, aber auch Produkte wie Holzschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel.

Biozide unterliegen nicht den Vorschriften der Kosmetikverordnung, die für Kosmetika gültigen Verbote, Einschränkungen und Höchstwerte greifen hier nicht. Wer also sicher sein möchte, dass ein Produkt den kosmetikrechtlichen Vorgaben entspricht, sollte darauf achten, ein kosmetisches Mittel zu erwerben – das ist allerdings häufig erst auf den zweiten Blick zu erkennen.

Meistens sind kosmetische Mittel gut an der angegebenen Bestandteilliste zu erkennen, die mit dem englischen Wort „Ingredients“ eingeleitet wird. Erfolgt nur eine Angabe wie „Enthält …“ unter Angabe eines einzelnen Inhaltsstoffes bzw. der Konzentration des Wirkstoffes, handelt es sich wahrscheinlich um ein Biozidprodukt. Diese tragen auch eine Biozid-Registriernummer: ein „N“ oder „I“ mit einem fünfstelligen Zahlencode.

  • Was sind Biozidprodukte?
    Biozide sind Wirkstoffe und Zubereitungen, die dazu dienen, auf chemischem oder biologischem Wege Schadorganismen (Krankheitserreger, aber auch Schädlinge wie Holzwürmer oder Mäuse) abzuschrecken, unschädlich zu machen oder zu zerstören. Schädigungen von Lebensmitteln, Gegenständen des täglichen Bedarfs, Baumaterialien (z. B. Holz) und anderen Produkten sollen damit verhindert und die Hygiene in Gebäuden gewährleistet werden.

    Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Bundesinstituts für Risikobewertung (www.bfr.bund.de) unter dem Menüpunkt „Biozide“

Produkte richtig ausgelobt

Im Jahr 2017 wurden im Institut für Bedarfsgegenstände Lüneburg insgesamt 23 Proben antibakterielle Seifen bzw. Waschlotionen untersucht. Es handelte sich um 13 verschiedene Handseifen von 9 Herstellern. Die Untersuchungen sollten vor allem zeigen, welche antimikrobiellen Substanzen die Produkte enthalten und ob der Wirkstoff Triclosan eingesetzt wird. Triclosan ist Bestandteil von Desinfektionsmitteln, die in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet werden. Bei der vergleichsweise niedrigen Dosis von Triclosan in verbrauchernahen Produkten besteht die Gefahr, dass die Mikroorganismen gegen den Wirkstoff resistent werden. Zudem reichen diese niedrigen Konzentrationen häufig nicht aus, um bakterielle Krankheitserreger abzutöten. In der Folge vermehren sich Erreger, die eine Resistenz gegen Triclosan ausgebildet haben, stärker als die nicht resistenten Erreger der gleichen Spezies. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat deshalb schon vor einiger Zeit zu einer zurückhaltenden Verwendung des Stoffes geraten.

Alle 13 verschiedenen Handseifen wurden auf antimikrobielle Wirkstoffe untersucht. Das Ergebnis ist erfreulich: In keiner der untersuchten Proben konnte Triclosan festgestellt werden. Als antibakterielle Stoffe wurden Benzoesäure, Salicylsäure, Sorbinsäure, Methyl(chlor)isothiazolinon, Ameisensäure oder Farnesol eingesetzt. Während es sich bei den ersten fünf Substanzen um typische Konservierungsstoffe für kosmetische Mittel handelt, ist Farnesol durch seinen an Maiglöckchen erinnernden Duft bekannt und weist außerdem eine antibakterielle Wirkung auf.

Überprüft wurde zudem die Auslobung „antibakteriell“. Hierzu wurden 13 Produkte auf ihre keimhemmende Wirkung hin untersucht. Das Ergebnis: Alle Produkte mit einer entsprechenden Auslobung wiesen tatsächlich antibakterielle, also „gegen Bakterien gerichtete“ Eigenschaften auf.

Auch bei der Untersuchung auf mikrobiologische Kontamination, den verbotenen Stoff Dioxan, Farbstoffe und potenziell allergene Duftstoffe, die je nach Zusammensetzung der Produkte durchgeführt wurden, ergaben sich keine Auffälligkeiten. Lediglich ein Erzeugnis wurde wegen ausgelobter Angaben und Abbildungen beanstandet, da diese geeignet waren, dem Verbraucher die Vorstellung zu vermitteln, dass die ausgelobten Stoffe auch in dem Produkt vorhanden sind, diese jedoch gemäß Liste der Bestandteile nicht eingesetzt wurden.

2012 wurden 14 verschiedene antibakterielle Seifen bzw. Waschlotionen sowie vier antibakterielle Handgele untersucht. In keiner der auf Triclosan untersuchten Proben konnte der Wirkstoff festgestellt werden. Alle Produkte mit einer entsprechenden Auslobung wiesen tatsächlich antibakterielle Eigenschaften auf. Auch bei der Untersuchung auf mikrobiologische Kontamination, den verbotenen Stoff Dioxan, Farbstoffe und potenziell allergene Duftstoffe ergaben sich keine Auffälligkeiten.


Die Technik des Händewaschens

Hände kommen den ganzen Tag über mit Gegenständen und Menschen in Berührung – und deshalb auch mit Viren. Richtige Händehygiene hilft zu verhindern, dass Erreger von den Händen auf die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund übergehen. Experten geben dazu folgende Tipps: Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig, besonders vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen, nach dem Toilettengang oder wenn Sie nach Hause kommen. Halten Sie Ihre Hände unter fließendes Wasser, verreiben Sie anschließend Seife oder ein vergleichbares Handreinigungsmittel etwa 20 bis 30 Sekunden lang und achten Sie dabei besonders auf die Zwischenräume zwischen den Fingern. Spülen Sie die Hände sorgfältig unter fließendem Wasser ab und trocknen Sie sie anschließend gut ab. Halten Sie – wenn möglich – die Hände vom Gesicht fern.


Tipps und Material zum Thema „Hygiene“ sind auch hier erhältlich:

www.wir-gegen-viren.de und www.hygiene-tipps-fuer-kids.de

Hände werden mit einem Seifenstück eingeseift.   Bildrechte: © Pixel-Shot - stock.adobe.com
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