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Bilanz der Zählflüge im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer zwischen Ems und Elbe

Seehundbestand im Niedersächsischen Wattenmeer erreicht Rekordwerte


Der Seehundbestand im Niedersächsischen Wattenmeer hat eine neue Rekordmarke erreicht: knapp 10.000 Seehunde sind in diesem Sommer während der Flüge im Wattengebiet zwischen Ems und Elbe erfasst worden - gezählt wurden 9.946 Tiere. Damit ist der bisherige Spitzenwert von 2014 mit 9.343 um 603 Seehunde übertroffen worden – 2016 waren es 9.339 Tiere. Auch der Nachwuchs hat mit 2.212 Jungtieren (2016: 1.902) deutlich zugelegt; 2014 waren es bereits 2.067. Start der Flüge war am Freitag, 16. Juni, die letzten Flüge sollten am Donnerstag, 17. August starten. Doch wegen des Wetters musste die Zählung auf das Wochenende verschoben werden. Nach insgesamt 15 Flügen stand das Ergebnis für Niedersachsens Küste fest.

Und noch eine gute Nachricht: „Die Seehunde machen einen gesunden und gestärkten Eindruck“, sagt Prof. Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Im LAVES Institut für Fische und Fischereierzeugnisse in Cuxhaven werden Tiere untersucht, die an der Küste angespült oder sichtbar erkrankt eingeschläfert werden mussten. Bei den diesjährigen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass es keinerlei Hinweise auf mögliche Viruserkrankungen, wie zum Beispiel Seehundstaupe, gibt. Aktuell werden außerdem Untersuchungen im Rahmen eines Forschungsprojektes mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Standort Büsum, der Seehundstation Norden-Norddeich und der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven durchgeführt. Dieses Projekt wird vom LAVES geleitet. „Die Seehunde sind ein wichtiger Bioindikator für den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer. Anzahl und Gesundheitszustand lassen Rückschlüsse auf die Wasserqualität und auf den Fischbestand zu. Und damit eben auch auf das empfindliche Lebensmittel Fisch“, erläutert der Tierarzt.

Wechselhaft war das Wetter während der Zählflüge: dichter Nebel, stürmische Regenschauer und Gewitter. Flüge mussten abgebrochen, kurzfristig abgesagt und nachgeholt werden. Seehunde mögen es an Land sonnig und ruhig. Die Tiere reagieren sensibel auf Wetteränderungen und auf Störungen durch den Menschen - sie ziehen sich ins offene Meer zurück und können nicht gezählt werden. Das jährliche Seehundmonitoring wird vom LAVES seit 2005 für Niedersachsen organisiert und koordiniert. Schon seit 1958 wird der Seehundbestand in Niedersachsen systematisch erfasst: bis 1972 wurde von Schiffen aus gezählt und seither aus der Luft vom Flugzeug. Grundlage für die Zählung ist seit 1990 das Internationale Seehundschutzabkommen der Länder Deutschland (Niedersachsen und Schleswig-Holstein), Dänemark und Niederlande. Gemeinsames Ziel ist die Erhaltung eines dem Ökosystem angepassten vitalen Seehundbestandes. Im Rahmen dieses Abkommens starten die Zählungen dieser Länder zur Vermeidung von Doppelzählungen der sehr mobilen Seehunde zeitgleich.

Die beste Zeit für die Zählung ist bei Niedrigwasser von Juni bis August. In den Sommermonaten kommen die Seehunde vermehrt an Land, um ihre Jungen aufzuziehen, um sich zu sonnen und um ihr Fell zu wechseln. Die Seehunde ruhen auf den Sandbänken und können vom Flugzeug aus gezählt werden. Mit ihrem enormen Erfahrungsschatz sind die Zähler in der Lage, die Seehunde im Vorbeiflug systematisch zu erfassen. Eine Aufgabe, die sie teilweise seit mehreren Jahrzehnten ausüben. Die Propellermaschinen sind mit mindestens einem, aber auch häufig mit zwei Zählern besetzt. Nach bis zu vier Stunden pro Flug werden die jeweiligen Daten zusammengetragen. Die Zählung haben auch in diesem Jahr niedersächsische Jäger ehrenamtlich übernommen.

Fünf Termine mit jeweils drei Propellermaschinen stehen für das Monitoring auf dem Plan – 15 Flüge. Dafür wird das niedersächsische Küstengebiet in drei Abschnitte eingeteilt und so können drei Kleinflugzeuge gleichzeitig starten: ab Emden, Mariensiel und Nordholz.

Widerstandsfähig: Im Winter 2014/2015 erkrankten etliche Seehunde. Der Grippevirus (H10N7) wurde Ende 2014 bei Seehunden in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden nachgewiesen. Nach Schätzungen verendeten in Schleswig-Holstein mehr als 2.100 und in Niedersachsen etwa 320 Seehunde. Die Anzahl der toten Tiere war allerdings weitaus geringer als bei dem durch das Staupevirus ausgelösten Seehundsterben 1988 und 2002. 3.851 Seehunde wurden 2002 an der niedersächsischen Küste tot aufgefunden – vorher waren es rund 6.500 Tiere. Der Seehundbestand hat sich kontinuierlich von diesem großen Seuchenzug erholt.

Eine eingehende Analyse der Daten für den gesamten Seehundbestand im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeerzwischen Den Helder und Esbjerg erfolgt im Herbst durch die Trilaterale Seehundexpertengruppe – die Trilateral Seal Expert Group (TSEG) des trilateralen Seehundschutzabkommens zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark.

Weitere Informationen und Fotos finden Sie unter www.laves.niedersachsen.de


Aktuelle Statistik Seehundpopulation von 1958 bis 2017

Grafik Säulendiagramm der Seehund- und Jungtierpopulation von 1958 bis 2017   Bildrechte: © LAVES
Tabelle Anzahl der Seehunde der Jahre 1958 bis 2017   Bildrechte: © LAVES
Presseinformationen Bildrechte: © Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Hiltrud Schrandt

Nds. Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Leiterin Pressestelle
Röverskamp 5
26203 Wardenburg
Tel: 0441 57026 -180

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