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Die Salmonellenbekämpfung in der landwirtschaftlichen Geflügelhaltung – eine Erfolgsgeschichte

Der Bekämpfung von Salmonellen mit Relevanz für die menschliche Gesundheit in der landwirtschaftlichen Geflügelhaltung kommt eine wichtige, in der Legehennenhaltung sogar entscheidende Bedeutung für die Vermeidung von durch Lebensmittel hervorgerufenen Erkrankungen beim Menschen zu.

Nahrungsmittel und Erreger als Infektionsquelle und Ursache lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche beim Menschen
Abbildung 1: Nahrungsmittel und Erreger als Infektionsquelle und Ursache lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche beim Menschen (Quelle: EFSA‘s Community Summary Report on Food-borne outbreaks in the European Union in 2007)

Der Bericht über die Ursachen lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche der EU von 2007 gibt eine Übersicht über ursächliche Lebensmittel. In dieser Aufstellung sind Eier, Eiprodukte und Backwaren als häufige Infektionsquellen ausgewiesen. Durch diese Produkte werden überwiegend Salmonellen übertragen, die im Berichtszeitraum auch die häufigsten Erreger lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche waren. Bei der differenzierten Betrachtung der Zusammenhänge ist für Deutschland sogar eine signifikante Beziehung der durch Salmonella Enteritidis (SE) hervorgerufenen Humanerkrankungen mit dem Konsum von mit diesem Keim kontaminierten Eiern erkennbar. Dieser Zusammenhang beruht darauf, dass SE das dominierende Serovar in Legehennenherden ist.

Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Salmonellen aus von Geflügel gewonnenen Lebensmitteln wurde auf Basis der europäischen Zoonosenrichtlinie und darauf aufbauenden Verordnungen 2007 mit ihrer Bekämpfung in der Legehennenhaltung gefolgt von ähnlichen Programmen für Masthähnchen (2009) und Puten (2010) auf allen Ebenen der Primärproduktion und der Futtermittelherstellung begonnen. Das Ziel ist, SE und Salmonella. Typhimurium (ST) freie Produktionsherden (angestrebte Häufigkeit in der Mast < 1 % Herdenprävalenz) zu bekommen.

Mit der Reduzierung der relevanten Salmonellenserovare auf zurzeit Null in Beständen der Zucht und Aufzucht von Hühnervögeln und Puten gelang es, zunächst den Handel mit infizierten Tieren zu unterbinden und damit eine wesentliche Voraussetzung für einen Erfolg bei den Sanierungsbestrebungen im Produktionsbereich zu erfüllen.

Seit dem 01.01.2009 dürfen zudem Eier aus SE- und ST-positiven Legehennenherden nur noch für die industrielle Verwertung (Verarbeitung nach Erhitzung) verwendet werden. Seit April 2009 gilt diese Restriktion in Deutschland auch für Legehennenhaltungen ab einer Größe von 350 Tieren.

Tabelle 1: Häufigkeit von S. Enteritidis und S. Typhimurium in Legehennenherden

Region

2004/05* (%)

2008 (%)

2009 (%)

2010 (%)

Deutschland

24,2

6,2

4,6

Angabe Ende Juli erwartet

Niedersachsen

10,6

8,3

4,5**

* Europäische Basiserhebung in Legehennenherden; **bezogen auf amtlich kontrollierte Herden

Eine Basiserhebung in Legehennenherden ergab 2004/05 bundesweit 24,2% mit SE und ST infizierte Herden. Seitdem ist der der Nachweis dieser Serovare bei Legehennenherden kontinuierlich gesunken und betrug 2010 in Niedersachsen nur noch 4,5 %. Aufgrund der für Deutschland herausragenden Bedeutung der niedersächsischen Geflügelwirtschaft lassen die hierzulande erzielten Erfolge zurzeit auch für Gesamtdeutschland niedrige Nachweisraten erwarten. Bundesweit kann deshalb von einer Verringerung der Produktion mit Salmonellen kontaminierter Eier seit 2007 bis heute um über 80% ausgegangen werden.

Diese Annahme wird auch durch die Untersuchungsergebnisse des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Niedersachsen (LAVES) gestützt, dessen Veterinärinstitute in regelmäßigen Abständen das Vorkommen von Salmonellen in Hühnereiern untersuchen. In Stichproben wurden 2009 insgesamt 1.254 und 2010 bis einschließlich November 3.336 Eier aus niedersächsischen Erzeugerbetrieben mit in allen Proben negativem Ergebnis geprüft.

Wie erfolgreich die Bekämpfungsprogramme in der Geflügelhaltung sind und damit die Verringerung des Eintrags in die daraus gewonnenen Lebensmittel ist, lässt sie an den salmonellenbedingten Humaninfektionen ermessen.

Häufigkeit der dem Robert Koch Institut gemeldeten Salmonellenerkrankungen in Niedersachsen
Abbildung 2: Häufigkeit der dem Robert Koch Institut gemeldeten Salmonellenerkrankungen in Niedersachsen (Quelle: http://www3.rki.de/SurvStat/QueryForm.aspx)

Seit Einführung der Programme ist in Deutschland beim Menschen ein Gesamtrückgang der gemeldeten Salmonellenerkrankungen auf 43 % des Ausgangswertes eingetreten. In Niedersachsen betrug der Rückgang der durch SE verursachten Erkrankungsrate im gleichen Zeitraum sogar 81 %.

Aufgrund der Bedeutung des Konsumeis als Lebensmittel und der bereits erwähnten Verteilung der Salmonellenserovare in den Geflügelbeständen liegt die Vermutung nahe, dass der registrierte Rückgang insbesondere auch SE-bedingter Erkrankungen beim Menschen maßgeblich auf die Bekämpfungserfolge in der Konsumeiproduktion zurückzuführen ist. Mögliche Auswirkungen auf die Humaninzidenz infolge des durch die Bekämpfung abnehmenden Eintrags von SE und ST in die Gewinnung von Geflügelfleisch bleiben jedoch abzuwarten, da Kreuzkontamination im Schlachtprozess und die Handhabung von rohem Geflügelfleisch vor dem Konsum ebenfalls wesentliche Faktoren für die Verbraucherexposition darstellen. In diesem Zusammenhang und auch unter Berücksichtigung der Ausbreitung anderer Salmonellenserovare in den Broilerherden sowie der Schlachtung von ca. 10 Mio. Puten jährlich in Niedersachsen bedarf es seitens der heimischen Schlachtindustrie großer Sorgfalt bei der vermutlich im Herbst diesen Jahres beginnenden Umsetzung des Anhangs II, E, 3 der VO (EG) 2160/2003 für frisches Geflügelfleisch „Salmonellen: In 25g nicht vorhanden“.

Weitere aktuelle Infos zum Thema Salmonellen finden Sie unter:

"Wie können Salmonellen-Infektionen vermieden werden?" (LAVES)
"Verbraucherschutz am Beispiel der Salmonellen"(LAVES)
"Hähnchen häufig mit Salmonellen und Campylobacter belastet" (BfR Pressedienst vom 17.03.2010)
"An Krankheitsausbrüchen beteiligte Lebensmittel in Deutschland im Jahr 2009"(BfR Information vom 27.07.2010)

(Artikel erstellt: 2011)

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