LAVES Logo mit Schriftzug Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Niedersachsen klar Logo

Schaben im Wohnumfeld des Menschen

Fundmeldungen seit 1992


  Bildrechte: ©LAVES/Oltmann
Bild 1&2: Blatta orientalis, Bild 3: Ectobius vittiventris, Bild 4: Schabenlarven mit Oothek
Im Wohnumfeld des Menschen treten immer wieder Schaben auf. Nicht alle sind besorgniserregend, jedoch gelten Schaben als potentielle Krankheitsüberträger und sind daher als Gesundheitsschädlinge einzustufen.

Inhalt

Orientalische Schabe (Blatta orientalis)

Deutsche Schabe (Blattella germanica)

Amerikanische Schabe (Periplaneta americana)

Surinamschabe (Pycnoscelus surinamensis)

Argentinische Waldschabe (Blaptica dubia)

Waldschabe (Ectobius spec.)

Schabeneinsendungen beim LAVES

Biologische Familien der Schaben

Verschiedene Schabengruppen

Orientalische Schabe

Bedingt durch untypischen Wetterlagen ist insbesondere der Bestand der Orientalischen Schabe (Blatta orientalis, auch Küchenschabe, Bäckerschabe oder Kakerlake genannt) in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Sie ist zudem die einzig hygienisch bedeutsame Schabenart, die im Freiland bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius überleben und sich vermehren kann.

Die Orientalische Schabe (Blatta orientalis) wird im Wohnumfeld des Menschen häufig gefunden, und sollte, wie auch die Deutsche Schabe, als Gesundheitsschädling und Überträger von Keimen nicht unterschätzt werden.

Bestimmte Bedingungen können zu einem erhöhten Aufkommen der Orientalischen Schabe führen: Im Jahr 2005 wurden dem Fachbereich Schädlingsbekämpfung Massenvermehrungen in niedersächsischen Gemeinden ausgehend von landwirtschaftlichen Betrieben gemeldet. Die Schaben drangen nicht nur in Privathäuser ein, sondern wurden auch in der Kanalisation und im Freiland gesichtet.

Großflächige Befälle mit der Orientalische Schabe sind uns bekannt, wobei sich in mehreren Fällen der Befall auf mehrere Ortsteile einer Gemeinde ausbreiten konnte. Die Kanalisation mit ihrem weit verzweigten Netz von Haupt- und Seitenarmen sowie die weitgehend konstanten Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse bieten den Schaben optimale Entwicklungs- und Verbreitungsmöglichkeiten. Auch das ebenfalls reichlich vorhandene Nahrungsangebot trägt zur Vermehrung und Verbreitung bei. Die Orientalische Schabe gilt als potentieller Krankheitsüberträger. Durch ihre Lebensweise trägt sie hochgradig zur Verbreitung von human- und veterinärmedizinisch bedeutsamen Krankheitskeimen bei. Es wurde festgestellt, dass Krankheitskeime bis zu 72 Stunden am Schabenkörper haften bleiben, eine Kontamination ist also circa drei Tage lang möglich. Außerdem werden von den Schaben aufgenommene Keime über ihren Verdauungstrakt noch über einen längeren Zeitraum ausgeschieden.

Deutsche Schabe

Die Deutsche Schabe (Blattella germanica) wurde früher am häufigsten im Wohnumfeld des Menschen ermittelt (1997 zum Beispiel 29 Fundmeldungen), was nicht zuletzt durch die hohe Vermehrungsrate dieser Art zu erklären ist. Diesem Gesundheitsschädling ist es durch seine geringe Größe problemlos möglich, ungesehen in Materialien und Verpackungen einzudringen und sich über Fernwärmeleitungen von Haus zu Haus zu verbreiten.

  Bildrechte: ©LAVES/Beinke
Amerikanische Schabe, Periplaneta americana

Amerikanische Schabe

In unserer Auswertung sind die beiden ebenfalls als Schädlinge eingestuften Schabenarten, die Amerikanische Schabe (Periplaneta americana) und die Braunbandschabe (Supella longipalpa), im Vergleich zur Deutschen Schabe und zur Orientalischen Schabe seltener vertreten. Beide Arten können aber als Schädlinge im Wohnumfeld des Menschen auftreten, wenn sie durch Waren oder Gebrauchsgegenstände (etwa Kartons, Möbel oder CD-Hüllen) eingeschleppt werden und wenn für ihre dauerhafte Ansiedlung gute Bedingungen vorherrschen.

Surinamschabe

Im Jahr 2007 ist die Surinamschabe (Pycnoscelus surinamensis) zum ersten Mal im Fachbereich gemeldet worden. Ein häufiger Einschleppungsweg in Gebäude sind Pflanzenkübel. Dadurch ist sie in Gewächshäusern gelegentlich anzutreffen und kann sich dort schnell vermehren. Die Surinamschabe ist in vielen Ländern Asiens verbreitet.


Argentinische Waldschabe

Die Argentinische Waldschabe (Blaptica dubia), die Grüne Bananenschabe (Panchlora spec.), Fauchschaben der Gattung Gromphadorhina und die Diskusschabe (Blaberus discodialis) sind, wenn im Wohnbereich zu finden, wahrscheinlich aus Terrarienhaltungen entwichen und stellen aufgrund ihrer Lebensweise keine Gefahr dar.

Waldschaben

Die bei uns im Freiland vorkommenden heimischen, aber hygienisch unbedeutsamen Waldschaben (Ectobius spec. und Planuncus tingitanus) dringen nur gelegentlich in Gebäude an Waldrändern ein, richten hier aber keine Schäden an. Im Gebäude erfolgt keine weitere Vermehrung. Bedingt durch milde Winter und feuchte Sommer treten sie jedoch allgemein vermehrt auf. Es ist davon auszugehen, dass sie, vom Licht angezogen, unbeabsichtigt in Gebäude eingedrungen sind.

Schabeneinsendungen beim LAVES

Der Fachbereich Schädlingsbekämpfung des LAVES erstellt seit 1992 im Rahmen von Jahresauswertungen eine Statistik über Fundmeldungen von Schaben, welche im direkten Wohnumfeld des Menschen aufgetreten sind. Es handelt sich hierbei um Einsendungen niedersächsischer Behörden (wie etwa Gesundheitsämter und Veterinärämter), Schädlingsbekämpfungsfirmen und Privatpersonen. Diese Funde werden im Rahmen der operativen Beratung bestimmt, archiviert und in einer Datenbank erfasst.

Die gemeldeten Waldschabenfunde (Ectobius-Arten und Planuncus tingitanus) haben die Funde der Deutschen Schabe (Blattella germanica) deutlich überholt - trotzdem sind es häufig Einzelfunde. Besonders 2019 sticht mit über 40 Fundmeldungen von Waldschaben deutlich hervor. Zwar hat die Anzahl der Einsendungen in den Folgejahren abgenommen, aber die Waldschaben machen nach wie vor den Großteil der eingeschickten Tiere aus.

Einsendungen 2023: sechsmal Blattella germanica, einmal Supella longipalpa, einundzwanzigmal Ectobius und Planuncus spec.   Bildrechte: ©LAVES/Beinke
Einsendung aller Schaben seit 2008
Nachdem die Bernsteinschabe (Ectobius vittiventris) seit 2013 die am häufigsten bestimmte Schabe war, musste sie diesen Titel 2022 an die Schaben aus dem Tanger-Waldschaben-Komplex (Planucus tingitanus-Komplex) abgeben. Im Jahr 2023 liegen die Schaben aus dem Komplex mit insgesamt 10 Einsendungen zwei Einsendungen vor der Bernsteinschabe.
2023: einmal Ectobius lapponicus, achtmal Ectobius vittiventris, einmal Ectobius panzeri, zehnmal Planuncus tingitanus-Komplex, einmal unbestimmt Bildrechte: ©LAVES/Beinke
Einsendung von Waldschaben seit 2013

Biologische Familien der Schaben

Die folgenden 18 Arten aus 11 Gattungen der Schaben (Blattoptera) wurden seit 1992 bei uns eingesandt:

Ectobiidae

  • Lapplandschabe, Ectobius lapponicus
  • Blasse Schabe, Ectobius pallidus
  • Lesser-Schabe, Ectobius panzeri
  • Echte Waldschabe, Ectobius sylvestris
  • Bernsteinschabe, Ectobius vittiventris
  • Südliche Waldschabe, Ectobius erythronotus
  • Tanger-Waldschaben-Komplex, Planuncus tingitanus-Komplex

Blattelidae

  • Deutsche Schabe, Blattella germanica
  • Braunbandschabe, Supella longipalpa

Blattidae

  • Amerikanische Schabe, Periplaneta americana
  • Australische Schabe, Periplaneta australasie
  • Orientalische Schabe, Blatta oriantalis
  • Harlekinschabe, Neostylopyga rhombifolia

Blaberidae

  • Argentinische Waldschabe, Blaptica dubia
  • Surinamschabe, Pycnoscelus surinamensis
  • Grüne Bananenschabe, Panchlora spec.
  • Diskusschabe, Blaberus discoidalis
  • Fauchschabe, Gromphadorhina spec.

  Bildrechte: ©LAVES/Beinke
Bild 1 und 4: Deutsche Schabe, Bild 2: Orientalische Schabe, Bild 3: Bernsteinwaldschabe

Verschiedene Schabengruppen

Die Funde lassen sich in drei Gruppen einteilen:

1. Gruppe

Können vereinzelt im Wohnbereich als Schädlinge auftreten:

  • Deutsche Schabe, Blattella germanica
  • Orientalische Schabe, Blatta orientalis
  • Amerikanische Schabe, Periplaneta americana
  • Australische Schabe, Periplaneta australasiae
  • Braunbandschabe, Supella longipalpa

2. Gruppe

Dringen als Freilandtiere in waldnahe Gebäude ein, gelten aber nicht als Schädlinge:

  • Waldschabe, Ectobius spec.
  • Tanger-Waldschaben-Komplex, Planuncus tingitanus-Komplex

3. Gruppe

Vereinzelt durch Waren- und Pflanzenimporte eingeschleppt oder als Futter für Heimtiere gezüchtet:

  • Argentinische Waldschabe, Blaptica dubia
  • Surinamschabe, Pycnoscelus surinamensis
  • Diskusschabe, Blaberus discodialis
  • Harlekinschabe, Neostylopyga rhombifolia
  • Grüne Bananenschabe, Panchlora spec.
  • Fauchschabe, Gromphadorhina spec.

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln