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Die Hausratte

Ein in Deutschland seltener Schadnager


Bildrechte: ©LAVES/Stelling
Hausratten im Nest
Die Hausratte (Rattus rattus, auch als Schwarze Ratte, Schiffs- oder Dachratte bezeichnet) stammt mit verschiedenen Unterarten ursprünglich aus Süd- und Südostasien. Sie wurde bereits in frühgeschichtlicher Zeit direkt aus Asien und über den Umweg Nordafrika nach Europa eingeschleppt. Die erste Erwähnung von Hausratten in Mitteleuropa stammt aus dem dritten Jahrhundert nach Christus. Durch ihre enge Lebensgemeinschaft mit dem Menschen gilt sie als die Pestratte des Mittelalters. Überträger der Pest-Krankheit ist nicht die Ratte selbst, sondern der Rattenfloh (Xenopsylla cheopis). In Deutschland nahm der Hausrattenbestand nach 1945 kurzzeitig stark zu, ging in den nächsten zwei Jahrzehnten allerdings wieder stark zurück, sodass die Hausratte bereits 1960 im damaligen Westdeutschland weitgehend als ausgestorben galt. Nach neueren Erkenntnissen verwandt die Hausratte aus Deutschland aber nie ganz. Aus Niedersachsen wurden aus den letzten 40 Jahren immer wieder lokale Vorkommen gemeldet.

Lebensweise

Die Hausratte lebt in Nord-, West- und Mitteleuropa in Gebäuden, als ursprünglicher Baumbewohner meist in den oberen Stockwerken und auf Dachböden. Hausratten klettern sehr gut und gerne, bei Gefahr flüchten sie nach oben. Die Wechseltreue ist stark ausgeprägt, sprich sie nutzen immer dieselben Laufwege. Hausratten sind dämmerungs- und nachtaktiv, sie leben in Rudeln von zirka 20 bis 60 Tieren. Die Rangordnung ist wahrscheinlich anders als bei der Wanderratte. Männchen halten sich als Einzelgänger oft abseits und die großen „Familien“ sind wahrscheinlich Mutterfamilien. Ihre Nester werden mit Holzwolle, Textilresten, Papier und Stroh ausgepolstert. Hausratten legen im Allgemeinen nur selten Erdnester an.
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Hausratte (wildfarben)

Aussehen

Die Hausratte tritt in verschiedenen Grundfärbungen auf: schwarz, schwarzgrau, wildfarben mit grauer Bauchseite und wildfarben mit weißer Bauchseite. Sie unterscheidet sich von der Wanderratte (Rattus norvegicus) in folgenden wichtigen Merkmalen:
Der Schwanz überragt die Kopf-Rumpflänge um fünf bis über 50 Millimeter. Er wird beim Laufen über dem Boden gehalten, so dass zwischen den Pfotenabdrücken keine Schleifspuren des Schwanzes zu erkennen sind. Die Anzahl der Schwanzringe liegt zwischen 200 und 260, mit 32 Schwanzwirbeln. Die große unbehaarte Ohrmuschel bedeckt umgeschlagen das Auge. Die Schnauze läuft spitz zu. Erwachsene Hausratten sind im Allgemeinen kleiner und leichter als Wanderratten.

Nahrung

Hausratten sind Allesfresser, bevorzugen aber pflanzliche Nahrung. Ihrer natürlichen Nahrung kommen Früchte und ölhaltige Samen am nächsten. Sie können ihren Wasserbedarf alleine aus pflanzlicher Nahrung decken und sind auf offenes Wasser nicht so stark angewiesen wie Wanderratten. Hausratten legen Nahrungsvorräte an.
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Hausratte

Weitere Eckdaten

  • Tragzeit: 20 bis 24 Tage
  • Wurfgröße: eins bis zwölf, durchschnittlich fünf bis acht, in Ausnahmefällen bis 20 Junge
  • Geburtsgewicht: vier bis fünf Gramm, die Jungen öffnen nach 13 bis 16 Tagen ihre Augen und werden bis 22 Tage gesäugt (beziehungsweise drei bis vier Wochen)
  • Geschlechtsreife: mit zirka zwei bis drei Monaten
  • Höchstalter: mehrere Jahre (vier bis sieben)
  • Fortpflanzung: ganzjährig, Hauptzeit (im Freiland) März bis Oktober, zwei bis sechs Würfe pro Saison
Die variierenden Angaben ergeben sich im Wesentlichen durch Entwicklungsgrad und Kondition der Tiere sowie durch die Nahrungsverfügbarkeit.

Bekämpfung

Die Hausratte gehört, wie die Wanderratte, zu den Gesundheitsschädlingen und ist daher nach Infektionsschutzgesetz zu bekämpfen. Darüber hinaus tritt sie als Vorrats- und Materialschädling in Erscheinung. Ihre außerordentliche Köderscheu sowie die Eigenheiten ihrer Lebens- und Ernährungsweise stellen die erfolgreiche Bekämpfung der Hausratte selbst für einen Fachbetrieb vor eine große Herausforderung. Gifttränken sind meistens wirkungslos, da sie kaum angenommen werden. Als Wirkstoff finden Antikoagulanzien der zweiten Generation Anwendung, die bereits nach einmaliger Aufnahme Wirkung zeigen. Wichtig ist eine gründliche Vorköderung mit wirkstofffreiem Ködermaterial sowie das Aufstellen der Köderstationen entlang der Laufwege der Ratten, wobei der bevorzugte Aufenthalt der Tiere im Gebälk (Dachbodenbereich) und der geringe Aktionsradius beachtet werden muss.
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