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Informationen zur erhöhten Sterberate bei den Seehunden an der niedersächsischen Küste

Stand: 21.11.2014

Seit Anfang November werden auf einigen niedersächsischen Inseln vermehrt tote oder schwerstkranke Seehunde aufgefunden. Insgesamt waren es rund 110 Tiere, die von den Wattenjagdaufsehern gezählt wurden. An den übrigen Küstenabschnitten wurden auch Einzeltiere, vorwiegend nicht überlebensfähige Jungtiere, tot aufgefunden.

In Dänemark und Schleswig-Holstein wurden bereits in den vergangenen Monaten vermehrt tote und kranke Seehunde beobachtet.


Gesundheitszustand der Seehundpopulation

Generell waren die Seehunde in den vergangenen Jahren in einem guten Gesundheitszustand. Dies belegen Untersuchungen von Einzeltieren und Beobachtungen der Seehundrudel, die fortlaufend durch das LAVES durchgeführt werden.

Das Sterben einzelner Seehunde ist aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel durch Verletzungen, parasitäre Belastung oder Krankheiten ein natürlicher Vorgang in einer Wildtierpopulation. So werden immer wieder regelmäßig an den Küsten des Wattenmeeres – wenn auch in geringer Anzahl - verendete Seehunde gefunden.

Infektiös bedingte Erkrankungen sind auch ein natürlicher Vorgang in einer Wildtierpopulation. Sie entstehen durch den Eintrag z.B. von Viren und/oder Bakterien in den Bestand und deren Verbreitung in der Seehundpopulation. Seehunde liegen in Gruppen auf den Sandbänken dicht beieinander und können durch Tröpfcheninfektion die Erreger (Virus, Bakterien) weiter verbreiten.

Hauptregulationsmechanismen für einen Robbenpopulation sind jedoch z.B. das Futterangebot oder die Bestandfertilität bzw. Altersstruktur, und weniger seuchenartig auftretende Infektionskrankheiten.


Ursachen für das Seehundsterben

Aktuelle Untersuchungen von toten Seehunden in Niedersachsen haben ergeben, dass Tiere mit dem Influenzavirus vom Subtyp H10N7 infiziert waren. Ein Staupevirus, das 1988 und 2002 Epidemien bei den Seehunden auslöste wurde bis jetzt nicht nachgewiesen. Bei den meisten erkrankten bzw. verendeten Seehunden in Deutschland und Dänemark konnten außer dem Grippevirus auch Lungenwurmbefall und Infektionen mit Bakterien wie Streptokokken im Atmungstrakt nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass sich das Krankheitsgeschehen im Sinne eines multikausalen Geschehens entwickelte. So könnte die Infektion der Atemwege mit den Influenzaviren als Wegbereiter für eine bakterielle Infektion der Lunge gedient haben. Die Symptome bei den Seehunden sind neben Lungenentzündung, Schweratmigkeit, Veränderungen der Haut und/oder Bindehautentzündungen.

Auf Grund des derzeitigen Krankheitsverlaufs im Dänischen und Deutschen Wattenmeer ist nach dem jetzigen Kenntnisstand eine deutlich geringere Sterberate als bei den Staupeseuchenzügen 1988 und 2002 zu erwarten.

Der in diesem Sommer in Niedersachsen gezählte Seehundbestand mit 9343 Seehunden ist auch nach Ansicht der trilateralen Seehund-Expertengruppe (Dänemark, Niederlande und Deutschland) durch das Influenzavirus nicht gefährdet.


Können Seehunde geimpft oder erkrankte Tiere behandelt werden?

Eine Impfung der Seehunde ist nicht möglich. Es gibt weder einen geeigneten und zugelassenen Impfstoff, noch kann man die wehrhaften Tiere auf den Sandbänken einfangen.

Schwerstkranke Tiere werden an den Stränden aufgefunden. Dort werden sie von den besonders im Umgang mit Robben und dem Erkennen von Krankheiten geschulten Wattenjagdaufsehern von ihrem Leiden erlöst.


Besteht für Menschen ein Gesundheitsrisiko

Seehunde können ebenso wie andere Wildtiere regelmäßig verschiedene Erreger beherbergen, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Spaziergänger sollten daher immer einen großen Abstand zu Seehunden oder anderen Wildtieren halten.

Man sollte die Tiere nicht berühren und Hunde angeleint fernhalten. So kann einer möglichen Übertragung von Krankheitserregern vorgebeugt werden.


Besteht für andere Tiere ein Infektionsrisiko?

Hunde können sich - wie auch die Menschen - durch Krankheitserreger bei Wildtieren anstecken.

Hunde sollen daher an der Leine geführt werden.


Was tun, wenn man einen toten Seehund findet?

Halten Sie bitte weiten Abstand!

In der Regel werden die Strände täglich kontrolliert, so dass eine Meldung nicht erforderlich ist. Der Tierkadaver wird abgeholt und entsorgt.

Sollten Sie dennoch ein hilfloses Tier auffinden, wenden Sie sich bitte an die Seehundstation in Norddeich.

Auf gar keinen Fall sollte man selbst das Tier anfassen oder vom Fundort entfernen!


Weitere Informationen des LAVES:

Seehund
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