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Vorsicht beim Verzehr von bitteren Mandeln und bitteren Aprikosenkernen – Gefahr durch Blausäure

Mandeln Bildrechte: © rdnzl – stock.adobe.com

Mandeln werden gern als Backzutat verwendet. Neben süßen Mandeln, die roh verzehrt werden können, gibt es Bittermandeln, die zum rohen Verzehr nicht geeignet sind: Bittermandeln enthalten Amygdalin, ein cyanogenes Glykosid, welches während des Verdauungsprozesses hochgiftige Blausäure abspaltet. Wird die Bittermandel gekocht, verflüchtigt sich die hitzeempfindliche Blausäure auf eine unbedenkliche Menge.

Der Gehalt an Blausäure beträgt bei rohen bitteren Mandeln bis zu 3000 mg/kg. So können, je nach Körpergewicht, bereits etwa fünf bis zehn Bittermandeln bei Kindern zu einer tödlichen Blausäurevergiftung führen.

Der Handel ist daher dazu übergegangen Bittermandeln nur in kleinen Packungseinheiten à 50 g anzubieten. Die Beutel tragen in der Etikettierung zudem einen Warnhinweis wie beispielsweise „Nur zum Kochen und Backen verwenden. Für Kinder unzugänglich aufbewahren. Nicht zum Rohverzehr geeignet.“

Wer bei seinem selbst hergestellten Gebäck nicht auf den typischen Bittermandelgeschmack verzichten möchte, den Umgang jedoch scheut, kann auf Bittermandelaroma zurückgreifen.

Aprikosenkerne Bildrechte: © zcy - stock.adobe.com

Neben Mandeln enthalten auch Aprikosenkerne Amygdalin.

Auch bei den Aprikosenkernen unterscheidet man zwischen süßen und bitteren Kernen, die ebenfalls seit langem bei der Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt werden, wie zum Beispiel bei Persipan.

Als Snack-Nuss sehr beliebt, kann man Aprikosenkerne unter anderem in Reformhäusern und Naturkostläden vorrangig aber immer noch im Onlinehandel erwerben.

Bittere Aprikosenkernen haben einen vergleichbar hohen Blausäuregehalt wie bittere Mandeln. Dies wurde in eigenen Untersuchungen des Lebensmittel- und Veterinärinstituts Braunschweig/Hannover des LAVES bestätigt (Blausäuregehalte lagen zwischen 1949 mg/kg und 2934 mg/kg).

Wichtig zu wissen: Da von bitteren Aprikosenkernen die gleichen Gefahren ausgehen wie von rohen Bittermandeln, werden hier die Packungsgrößen als besonders kritisch angesehen. Denn bittere Aprikosenkerne werden nicht wie rohe Bittermandeln in kleinen Packungseinheiten vertrieben, sondern beispielsweise in Beuteln zwischen 200 g und 1 kg. Ein entsprechender Warnhinweis beziehungsweise eine Verzehrsempfehlung sind somit zwingend erforderlich.

Süße und bittere Aprikosenkerne unterscheiden sich in ihrem Äußeren kaum. Ein Aussortieren bitterer Kerne ist daher nicht möglich.

Hinweis: Als unbedenklich bezüglich akuter Vergiftungserscheinungen lässt sich die Menge von zwei großen bitteren Aprikosenkernen bei Erwachsenen abschätzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Verbrauchern deshalb, nicht mehr als zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag zu verzehren oder völlig auf den Verzehr zu verzichten.

Rechtliche Bewertung – Höchstgehalte

In der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 der Kommission werden Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln festgesetzt. Seit 2017 gibt es einen Höchstgehalt für Blausäure in Aprikosenkernen. Er beträgt 20 mg/kg für unverarbeitete ganze, geriebene, gemahlene, geknackte oder gehackte Aprikosenkerne, die für Endverbraucher in Verkehr gebracht werden.

Im August 2022 wurde die Verordnung (EU) 2022/1364 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 veröffentlicht, welche nunmehr auch Höchstgehalte für Blausäure in weiteren Lebensmitteln, wie Leinsamen, Mandeln und Maniok vorsieht.

Somit gilt für ab Januar 2023 in den Verkehr gebrachte Mandeln ein Blausäure-Höchstgehalt von 35 mg/kg.

Weiterführende Links:

Marzipankartoffeln mit Weihnachtsdeko Bildrechte: © quipu - Fotolia.com

Wie unterscheiden sich Marzipan und Persipan?

Marzipan wird aus Mandeln hergestellt. Aber weil Mandeln teuer sind, entstand bei der Suche nach einem günstigeren Rohstoff Persipan. Er ist ähnlich zusammengesetzt wie Marzipan, enthält aber anstelle der Mandeln Aprikosen- oder Pfirsichkerne. mehr
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