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Alt(bewährt)es Untersuchungsverfahren für moderne Mischfuttermittel

Seit über 150 Jahren: "Weender Analyse" in der Futtermittel Kontrolle


Heute verwenden landwirtschaftliche Betriebe in großem Umfang industriell hergestellte Mischfutter. Die den eigentlichen Futterwert bestimmenden Inhaltstoffe werden im Futtermittelinstitut Stade auf Basis der "Weender Analyse" gemessen. Die Methoden wurden bereits im Jahr 1864 in der Versuchsanstalt Weende bei Göttingen, als Reaktion auf die sich rasant im industriellen Maßstab entwickelnde Nahrungsmittelproduktion, etabliert. Es ist ein summarisches Verfahren, d.h. z.T. werden Gruppen von Stoffen erfasst, was die Bezeichnung mit dem Präfix "Roh-" erklärt. Rohprotein, Rohfaser, Rohfett, Rohasche, Stärke, die enzymlösliche organische Substanz und der Gesamtzucker-Gehalt bestimmen das Energie- und Nährstoffpotential von Tierfuttern.
Rohproteinbestimmung nach Kjeldahl Bildrechte: © LAVES
Rohproteinbestimmung nach Kjeldahl

Damit die landwirtschaftlichen Nutztiere ihre züchterischen Anlagen voll entfalten, leistungsfähig und gesund sind, müssen die Inhaltsstoffe je nach Tierart, Alter, Haltungsart, Leistungspotential und Leistungsstadium der Tiere maßgeschneidert zusammengesetzt sein.

Dies ist auch ökologisch wichtig, weil durch günstige Futterverwertung geringere Nährstoffeinträge wie z.B. Phosphor und Stickstoff in die Umwelt anfallen. Legehühner beispielsweise, die am Anfang der Legeperiode stehen, benötigen noch Energie für ihr eigenes Wachstum, aber auch schon für die Eiproduktion. Durch ausgeklügelte Rationsgestaltung soll ein optimales Verhältnis von Körpermasse, Legeleistung und Eigröße erreicht werden. Ein Huhn einer auf Legeleistung gezüchteten Rasse legt mehr als 300 Eier pro Jahr. Ein Ei der Gewichtsklasse M enthält ca. 6,7 g hochwertiges Rohprotein und ca. 5,9 g Fett. Legehühner beanspruchen damit Futtermittel mit hoher Nährstoffkonzentration und leicht verdaulichen, faserarmen Inhaltstoffen, zumal der Hühnerdarm relativ kurz ist und damit auch die Verweildauer des Nahrungsbreies im Darm nur gering.

Ganz anders verhält sich das bei Wiederkäuern. Die Darmlänge des Huhnes beträgt etwa das 10-fache seiner Körperlänge, beim Rind dagegen das 20-fache.Darüberhinaus verfügt das Rind mit seinen Vormägen, insbesondere dem Pansen, über enorme Gärkammern, in denen Mikroorganismen die schwerverdaulichen Gerüstsubstanzen von Pflanzenfasern aufschließen.

Rohfaserbestimmung Bildrechte: © LAVES
Rohfaserbestimmung

Die Milchleistung der Kühe hat sich mit den Jahren durch gezielte Züchtung je nach Rasse auf eine jährliche Produktion von 7.900 bis 9.000 kg gesteigert. Inzwischen sieht man Jahresleistungen im Bereich über 10.000 kg Milch als realistisch an. Ausgehend von einer mittleren Tagesmilchmenge von 25 kg Milch produziert die Kuh täglich nahezu je ein Kilogramm Protein und Fett und benötigt dafür hohe Mengen energiereichen Kraftfutters. Diese Menge kann aber zur Steigerung der Milchleistung nicht beliebig erhöht werden , denn zur Gewährleistung der normalen Pansenfunktion muss beim Wiederkäuer ein gewisser Grobfutteranteil in der Ration enthalten sein. Wäre dieser Grobfutteranteil jedoch zu hoch gewählt, so würde wiederum die Verdaulichkeit abnehmen, die Passagezeit durch den Darm zunehmen und in der Folge würde die Kuh weniger Futter aufnehmen und weniger Leistung erbringen.

Die Eignung der Mischfuttermittel für den vorgesehenen Zweck geht aus der Bezeichnung hervor und ggf. werden auch präzisierende Fütterungshinweise gegeben. Die Deklaration führt die einzelnen Komponenten der Mischung auf, sowie die wesentlichen analytischen Bestandteile (Rohprotein, Rohfett etc.) mit prozentualen Gehaltsangaben und den energetischen Wert für die betreffende Tierart. Der Energiegehalt eines Futters wird mit speziellen Schätzgleichungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) aus den Anteilen der einzelnen Rohhnährstoffe errechnet.

Zuckerbestimmung nach Luff-Schoorl Bildrechte: LAVES
Zuckerbestimmung nach Luff-Schoorl

Die von der VO (EU) 152/2009 bestimmten, auf der "Weender Analyse" basierenden Methoden zur Überprüfung der Nährstoffgehalte sind als Konventionsmethoden auch für die Futtermittelproduzenten verbindlich. Laborergebnisse aus den amtlichen Laboren und die Ergebnisse von Eigenuntersuchungen der Hersteller sind damit vergleichbar und nur so auch gerichtsverwertbar.

Im Jahr 2016 wurden im Futtermittelinstitut Stade bei 1152 Proben wertbestimmende Inhaltsstoffe untersucht. Es wird geprüft, ob eventuelle Differenzen zwischen den Angaben der Hersteller und den tatsächlich gefundenen Werten im Rahmen gesetzlich festgelegter Toleranzen liegen. In der Regel zeigen die Analysenergebnisse aus den betriebseigenen Kontrollen und die Ergebnisse des Futtermittelinstituts hohe Übereinstimmung. Die Beanstandungsquote aufgrund überschrittener Toleranzbereiche lag 2016 insgesamt deutlich unter zehn Prozent.

Aufschluss für Stärkebestimmung Bildrechte: © LAVES

Aufschluss für Stärkebestimmung

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